Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bürgerreise nach Rivoli
Freundschaft und Einheit Europas muss immer das Ziel sein
RAVENSBURG - „Das Ziel muss immer die Freundschaft und Einheit Europas sein!“Klar zur Freundschaft der Völker hat sich Franco Dessi, Bürgermeister von Rivoli, im Ratssaal der norditalienischen Partnerstadt Ravensburgs bekannt. Mit der dortigen „Uni Tre“bereitete das Stadtoberhaupt 40 Gästen aus Ravensburg einen herzlichen Empfang.
Kontakte zwischen Freunden und Politikern in Italien und Deutschland seien heute wichtiger denn je, sagte Franco Dessi. Er habe das Gefühl, Europa trete bei manchen zusehends in den Hintergrund. Diesen antieuropäischen Bestrebungen gelte es, energisch entgegenzuwirken. Der Bürgermeister erinnerte an den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer, den französischen Staatsmann Robert Schuman sowie den italienischen Premier- und Außenminister Alcide de Gasperi. Die drei großen Männer, die mit dem Aufbau der Montanunion den Grundstein für ein Vereintes Europa gelegt haben, müssten Vorbilder sein für die heutige Generation. „Wir dürfen uns nicht auf Nationalismen zurückziehen“, wusste er sich einig mit Stadträtin Heike Engelhardt.
Ein Schlüssel zum Verständnis ist die Bildung – ein Leben lang. Ihren Beitrag dazu leistet in Rivoli die „Uni Tre“, eine auf ehrenamtlicher Basis betriebene Universität des dritten Lebensalters, vergleichbar der Volkshochschule. Gegründet 1965 in Turin, hat sich das Modell inzwischen weiterentwickelt. In Rivoli werden derzeit 80 Fächer unter- richtet. Fast 1000 Studierende und Mitglieder verzeichnet die „Uni Tre“, die mittlerweile allen offen steht, die volljährig sind.
Deutschlehrer Giovanni Onidi bestritt mit seinen Seniorenschülerinnen und -schülern ein kurzweiliges Programm mit Liedern und einem Sketch über deutsche Eigenheiten. Beim anschließenden Empfang wurden bereits erste Adressen ausgetauscht. So gilt die Stunde im Ratssaal als Startpunkt der weiteren Freundschaft zwischen Ravensburg und Rivoli. Gerne möchte die „Uni Tre“mit der Ravensburger Volkshochschule Kontakte knüpfen und gemeinsame Sprachtreffen veranstalten.
Vertieft wurden bei der vom Städtepartnerschaftsverein organisierten Bürgerreise auch Kontakte mit dem italienischen Alpenverein sowie mit Kunstbeflissenen. Ganz nach dem Motto „slow walk – slow food“frönte die Reisegruppe mit ihren italienischen Gastgebern der Wanderlust in den Hügeln um Turin und dem guten Essen im Piemont. Eine besondere Führung im Museum für zeitgenössische Kunst in der Burg hoch über der Stadt rundete den Besuch ab. Giuseppe Misuraca, Museumsgründer und ehemaliger Kulturassessor von Rivoli, ließ es sich nicht nehmen, die Gäste an seiner persönlichen Geschichte zum Aufbau der international beachteten, bedeutenden Sammlung teilhaben zu lassen.