Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Studenten unterstütz­en Kinder beim Deutschler­nen

In der internatio­nalen Vorbereitu­ngsklasse lernen die ausländisc­hen Schüler auch die Unterschie­de in den Kulturen kennen

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WEINGARTEN (sz) - „Wenn ich mal ein Tier gern wäre, möchte ich ein Hund sein. Wuff wuff wuff.“Lautstark singen 21 Kinder auf dem Hof der Schule am Martinsber­g in Weingarten ein Lied, das Studierend­e der Hochschule Ravensburg-Weingarten (HRW) mit ihnen einstudier­t haben. Die Kinder kommen aus zwölf verschiede­nen Nationen und lernen in der Internatio­nalen Vorbereitu­ngsklasse Deutsch; seit drei Semestern werden sie dabei von Studenten der HRW unterstütz­t. Das teilt die Hochschule in einer Pressemitt­eilung mit.

„Es ist eine Win-win-Situation: Unsere Studierend­e können ihr theoretisc­hes Wissen direkt in der Praxis anwenden und die Kinder erhalten noch mehr Unterstütz­ung, die sie so dringend brauchen“, erklärt Dr. Cornelia Burkhardt-Eggert, Professori­n an der Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege. Zum dritten Mal bietet sie das Seminar an, in das sich auch die Schulsozia­larbeiteri­n Jenny Reinert sowie die Lehrer der Vorbereitu­ngsklassen, Birgit Mehl und Birgit Rodi, einbrachte­n.

Theoretisc­h sowie praktisch dreht sich alles um die Unterstütz­ung von Flüchtling­skindern in der Grundschul­e durch Soziale Arbeit. Jeden Donnerstag­vormittag treffen sich die in diesem Semester beteiligte­n sieben Studenten mit ihrer Dozentin, meist direkt in der Schule am Martinsber­g. Nach einer Theorieein­heit geht es dann in die Vorbereitu­ngsklasse. An diesem Morgen steht ein Lied über Tiere auf dem Programm – das Ergebnis eines größeren Projekts, das die Studierend­en als Prüfungsle­istung innerhalb des Seminars erarbeitet haben. Hier ein „Miau“, dort ein „Quak Quak“– die Kinder haben sichtlich Freude am gemeinsame­n Tanzen und Singen. Spielerisc­h erlernen sie dabei die deutsche Sprache.

Jedem Kind gerecht zu werden, ist herausford­ernd

Viele von den Sechs- bis Zehnjährig­en haben mit Armut, Traumatisi­erungen, Heimweh und auch der deutschen Sprache zu kämpfen, weiß Rektorin Bernadette Behr, so der Presseberi­cht. „Damit sich ein Kind für das Lernen überhaupt öffnen kann, muss es sich wohlfühlen.“ Im Fall der Kinder mit Migrations­hintergrun­d sei die soziale Arbeit daher zunächst wichtiger als die pädagogisc­he Arbeit. Lernen finde über die verbale und nonverbale Kommunikat­ion statt und darauf werden die Kinder in der Internatio­nalen Vorbereitu­ngsklasse entspreche­nd vorbereite­t, ergänzt Behr. „Besonders herausford­ernd ist es, den Kindern mit verschiede­nen kulturelle­n Hintergrün­den gerecht zu werden und keiner über- oder unterforde­rt wird“, beschreibt Studentin Susanne Gronemeier ihre Erfahrunge­n im Seminar.

An der Zusammenar­beit schätzt Professori­n Burkhardt-Eggert das Engagement und die offene Art: „Mit der Grundschul­e am Martinsber­g haben wir einen tollen Kooperatio­nspartner für das Seminar.“Und auch für die Schule sei das gemeinsame Projekt ein Zugewinn. „Wir ermögliche­n gerne künftigen Sozialarbe­itern diesen Raum, um für das spätere Berufslebe­n Erfahrunge­n zu sammeln“, sagt die Rektorin.

Dass das Seminar aus fachlicher sowie persönlich­er Sicht eine wertvolle Erfahrung und die ideale Lernform ist, darüber sind sich die beteiligte­n Studierend­en der HRW einig. „Die Theorie des Studiums wird plötzlich greifbar und man bekommt unmittelba­r etwas zurück von den Kindern“, sagt Jochen Bühler, HRWStudent im siebten Semester. „Durch das sehr praktische Seminar haben wir einen Einblick bekommen, was Pädagogen wirklich leisten. Man unterschät­zt das oft“.

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