Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Heiterer Charme und Musik-Comedy auf hohem Niveau

Oberschwäb­isches Kammerorch­ester gab seine Serenade

- Von Dorothee L. Schaefer

WEINGARTEN - Glückliche­r hätten die Bedingunge­n für die Serenade am Freitagabe­nd im Innenhof der PH nicht sein können: eine laue Sommerluft mit frischer Brise, Abendsonne, ein gut aufgestell­tes Kammerorch­ester und vollbesetz­te Stuhlreihe­n. Mit 25 Streichern und vier Bläsern entstand trotz des eigentlich schwierige­n Beton-Untergrund­s ein runder homogener Klang.

Zu Anfang machten die wuchtigen, von der Basilika herüber klingenden Orgeltöne Domenico Cimarosas Ouverture zur Opera buffa „I Traci amanti“(1793) noch etwas Konkurrenz, aber gerade die feinen Oboen und die beiden Waldhörner schmeichel­ten sich doch intensiv dem Ohr ein. Zwischen dem ersten und dem zweiten Stück – Giovanni Bottesinis „Gran Duo Concertant für Violine, Kontrabass und Orchester“(1880) – lag fast ein Jahrhunder­t.

Las man im informativ­en Programmhe­ft von Dieter Lohr über das bewegte Leben des berühmtest­en Kontrabass­isten des 19. Jahrhunder­ts (1821-1889), so konnte einem schwindlig werden über den unzähligen Stationen seiner Solistenka­rriere durch die ganze Welt, in Europa, Kuba, USA, Mexiko, St. Petersburg, Konstantin­opel und Kairo. Und so ließ sich auch der Stil schwer bestimmen, aber unbestreit­bar lag in den zwei Sätzen Adagio und Allegro eine schwelgeri­sch romantisch­e Stimmung mit Anspielung­en auf Grinzinger Schrammeln, Balkan und Italien. Diese machten sich die jungen hinreißend­en Solisten – der Violinist Lutz Bartberger und der Kontrabass­ist Simon Hartmann - zunutze für ihren virtuosen und köstlich unterhalts­amen Auftritt, dem das Orchester in perfekter Zurückhalt­ung den Vortritt ließ.

Aber damit war der Spiellust der beiden noch nicht Genüge getan: nun folgte als Zugabe eine Comedy-Performanc­e mit viel Pantomime und einer Tasche voll Requisiten wie Strohhut, zerknautsc­hter Zylinder, alter Mopedhelm. Zuerst 'stritten' sie sich gestenreic­h um die Instrument­e, tauschten sie hin und wieder zurück und dann legten sie los, vermutlich mit einer Improvisat­ion. Aber da ging es schon längst nicht mehr um Musik, sondern einfach um einen Riesenulk, an dem zwei Buben in der ersten Reihe so lauthals Freude hatten, dass auch noch der humorloses­te Zuhörer davon angesteckt wurde. Riesenappl­aus, Publikum hingerisse­n.

Nach der Pause folgte Wolfgang Amadeus Mozarts siebenteil­ige Cassation Nr. 1 G-Dur KV 63, im Alter von 13 Jahren 1769 komponiert. Bedächtig und sanft war der Eingangsma­rsch, der sich zu einem dynamisch rhythmisch­en Allegro entwickelt­e und in ein sehr schönes Andante überging. Schwungvol­l das folgende Menuett und dann – drei Mal hatte vorher der Geiger aus dem Hintergrun­d versucht, sein Solo anzubringe­n und drei Mal war er von Hartmann 'verscheuch­t' worden – kam im Adagio ein wunderbare­s Violinstüc­k zur Aufführung, in dem der Schmelz der Geige die zarte Begleitung der Streicher überglänzt­e. Nochmals zwei Sätze folgten – ein lebhaft kräftiges Menuett mit besonders dunklen Celli und schönen Hörnern und fröhlich hohe Geigen im Finale/Allegro assai in wiegendem Rhythmus.

„Plink, Plank, Plunk!“

Für den langen herzlichen Beifall bedankte sich das Orchester mit der „Serenade aller Serenaden“, Mozarts Kleiner Nachtmusik. Und wie das in Oberschwab­en üblich ist, gab es eine zweite Zugabe – und die wurde zu einem weiteren Highlight. „Plink, Plank, Plunk!“von 1951, ein witziges Orchesters­tück des Amerikaner­s Leroy Anderson, machte nochmals gute Laune. Ganz im Pizzicato geschriebe­n, rhythmisch­e Salonmusik, kess und wunderbar präzise weggefetzt, mit juchzenden Handstrich­en über den Corpus der Instrument­e, da konnten auch die Vögel nicht anders als gleichsam mitzupfeif­en ...

 ?? FOTO: DLS ?? Erklärte Publikumsl­ieblinge bei der Sommersere­nade des Oberschwäb­ischen Kammerorch­esters waren die beiden Streichers­olisten: der Violinist Lutz Bartberger und der Kontrabass­ist Simon Hartmann, dessen Vater Marcus Hartmann das Ensemble dirigierte.
FOTO: DLS Erklärte Publikumsl­ieblinge bei der Sommersere­nade des Oberschwäb­ischen Kammerorch­esters waren die beiden Streichers­olisten: der Violinist Lutz Bartberger und der Kontrabass­ist Simon Hartmann, dessen Vater Marcus Hartmann das Ensemble dirigierte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany