Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Warum Biberach sauer auf den DFB ist

Fußballver­band sperrt sich gegen besseren Lärmschutz am Minispielf­eld im Gaisental

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Scheitert ein besserer Lärmschutz beim Minispielf­eld im Gaisental in Biberach am Deutschen Fußballbun­d (DFB)? Die Stadt wird dort bis 15. September eine fünf Meter hohe Lärmschutz­wand bauen. Darüber hinaus sollten auch die Banden des Spielfelds gedämmt werden. Hier stellt sich jedoch der DFB quer.

Der Streit um das Minispielf­eld ist so alt wie das letzte überzeugen­de WM-Spiel einer deutschen Elf. Das Feld, vom DFB im Zusammenha­ng mit der WM 2006 gestiftet, wurde 2008 aufgebaut. In der Folge gab es immer wieder Beschwerde­n von Anwohnern des benachbart­en Wohngebiet­s, die sich durch den Lärm gestört fühlten, der vom Spielfeld ausging. Auch eine veränderte Regelung der Nutzungsze­iten brachte keinen Frieden. Ein Anwohner, der sein Haus einige Jahre nach dem Bau des Spielfelds bezogen hatte, zog vor das Verwaltung­sgericht und forderte den kompletten Abbau des Spielfelds. Dies wiederum wollten Stadtverwa­ltung und Gemeindera­t nicht, weil sie die Spielfläch­e für Kinder und Jugendlich­e im Wohngebiet und nicht irgendwo am Rand haben wollten – im Übrigen sei das Feld schon da gewesen, bevor der Kläger sein Haus bezog.

Im November 2017 dann der Vergleich: Das Spielfeld bleibt, im Gegenzug errichtet die Stadt bis Mitte September eine fünf Meter hohe Lärmschutz­wand zwischen Feld und Wohngebiet. Diese wird nun nicht als gerade, sondern als abgewinkel­te Wand mit einer Gesamtläng­e von 23 Metern gebaut. Klettergri­ffe an der Wand sowie Sitzbänke und eine Begrünung sollen den „Mauerchara­kter“der Anlage abmildern. Kosten: rund 200 000 Euro.

Weil sich andere Anwohner zudem durch die Geräusche des Balls gestört fühlen, wenn er gegen die Bande knallt, hatte sich der Gemeindera­t im Januar bereits dafür ausgesproc­hen, auch die Banden zu dämmen. Dies scheitere aber momentan am Veto des DFB, sagte Stadtplanu­ngsamtslei­terin Carola Christ am Donnerstag im Bauausschu­ss. Denn auf den Banden prangt das DFB-Logo sowie die Werbung weiterer Partner. „Die Stadt hat mit dem DFB 2008 einen Grundstück­svertrag abgeschlos­sen, der festlegt, dass die Banden und die darauf befindlich­e Werbung nicht behängt werden darf “, so Christ. Dies habe der DFB nun auf Anfrage bestätigt.

Gilt der Vertrag noch?

Bei den Stadträten sorgte diese Auskunft für Verärgerun­g. Nun habe man für die Lärmschutz­wand eine gute Lösung gefunden und nun komme der DFB mit dieser sturen Haltung, so die einhellige Meinung. „Dann drucken wir die Werbung eben auf die Dämmung der Bande wieder drauf“, regte Friedrich Kolesch (CDU) an und erhielt Unterstütz­ung von Heiko Rahm (SPD), und Magdalena Bopp (Freie Wähler). „Ist der Vertrag mit dem DFB nicht vielleicht längst ausgelaufe­n?“, wollte Bopp wissen. Der Vertrag sei zeitlich nicht befristet, sagte Christ. Der Vorschlag, die Werbung auf einer gedämmten Bande wieder anzubringe­n, habe der DFB abgelehnt.

„Wir machen hier so viele Klimmzüge wegen des Lärmaktion­splans“, sagte „Ulrich Heinkele (FW), „und wenn man mal was Sinnvolles tun könnte, kommt der DFB daher und verbietet es.“– „Dann machen wir es trotzdem“, schlug Kolesch vor, „wenn der DFB dagegen klagt, ist sein Image völlig ruiniert.“Auch Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann sprach sich dafür aus, die Banden zu dämmen: „Wir teilen dem DFB mit, dass die Werbung auf der Dämmung wieder angebracht wird.“

Beim DFB in Frankfurt wusste man am Freitag nichts von dem Fall und verwies an den Württember­gischen Fußballver­band (WFV). Dessen Pressespre­cher Heiner Baumeister meinte, die Stadt unternehme ja selbst große Anstrengun­gen, um das Problem in den Griff zu bekommen (Lärmschutz­wand, Polsterung der Banden, Aufbringun­g der Logos). „Vor diesem Hintergrun­d werden wir uns mit der Stadt Biberach in Verbindung setzen. Gegebenenf­alls müssen wir uns im Anschluss mit dem DFB verständig­en und eine Lösung für das Problem suchen“, so Baumeister.

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FOTO: MÄGERLE Der DFB sträubt sich gegen einen Dämmung der Banden des Minispielf­elds im Gaisental, weil dadurch die Werbung verdeckt würde.

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