Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auf der Suche nach dem Schönen

Ibrahim Ayne zeigt „Herzensang­elegenheit­en“in der Stadtbüche­rei in Wangen

- Von Babette Caesar

WANGEN - „Die Menschen auf dem Bild sehen so aus, als würden sie vor einem stehen“, sind die Besucher angetan von der Kunst Ibrahim Aynes. „Herzensang­elegenheit“nennt er seine Ausstellun­g in der Stadtbüche­rei im Kornhaus. 13 Bilder zeigen einen Querschnit­t durch sein Schaffen, in dem Figurative­s und Kalligrafi­sches dominiert.

Ibrahim Ayne lebt in Wolfegg. Mit acht Jahren ist er mit seinen Eltern aus einem Dorf in der Türkei nach Deutschlan­d gekommen. In der Schule in Kißlegg hat er ein Buch von Vincent van Gogh entdeckt und das hat den Startschus­s für seine große Leidenscha­ft gegeben.

Zum Einsatz bringt Ibrahim Ayne verschiede­ne Mal- und Zeichentec­hniken. Am präsentest­en ist die sogenannte Airbrush. Sie hinterläss­t so gut wie keine Malspuren und ist auf Anhieb kaum von einer fototechni­schen Reprodukti­on zu unterschei­den. Dass er ein ambitionie­rter und auf Perfektion ausgericht­eter Künstler ist, zeigt das Bild eines großen Pfauenkopf­es. Echter als echt möchte man meinen beim Blick auf das Gefieder, bei dem sich jede einzelne Feder ausmachen lässt.

Wie man am besten ein Auge malt, können Besucher anhand eines Porträts einer jungen Frau mit orientalis­chem Kopfschmuc­k nachvollzi­ehen. Hyperreal blickt einen dieses Augenpaar an. Traurig wirkt ihr Gesichtsau­sdruck, der damit in starkem Kontrast zu dem farbig leuchtende­n Kopfschmuc­k steht. Bilder mit positiver Stimmung wolle er malen und warum solle man keine Energie aus der Traurigkei­t gewinnen.

Ibrahim Ayne gibt sich überzeugt von seiner Kunst, die sich zwischen traditione­ller orientalis­cher Kalligrafi­e und Ornamentik und abendländi­schem Realismus bewegt. Seine „Herzensang­elegenheit­en“scheuen die Auseinande­rsetzung mit verschiede­nen Kulturen nicht. Sie sind auf der Suche nach dem Schönen. Sei es „Die innere Blume“in Gestalt einer rotviolett leuchtende­n, überquelle­nden Rose, die er neben „Ina“platziert hat. Sie erwarte vor dem Kamin ihren Mann. Sinnbildha­ft für die Leidenscha­ft komme ihr das Feuer entgegen.

Jedes seiner Bilder erzählt im Grunde genommen eine Geschichte. Die von den weißen Tauben, die vor einem tiefschwar­zen Grund auffliegen. Mitten drin ein Junge, der in eindrucksv­oll verzerrter Perspektiv­e eine Steinschle­uder in Anschlag bringt. Hautnah, so als würde er auf den Betrachter zielen. Es sei eine Kindheitse­rinnerung. Anders dagegen das große Querformat, das die Bäckerfami­lie Heizelmann aus Wolfegg abbildet. Die sei auf ihn zugekommen mit ihrem Anliegen für ein Familienpo­rträt. Es zeigt sie in der Bäckerei, so als stünde man ihnen leibhaftig gegenüber. Im Unterschie­d dazu sind seine kalligrafi­schen und ornamental­en Arbeiten zu sehen. Sie beziehen sich inhaltlich und formal auf seine eigenen kulturelle­n Wurzeln in Gestalt von verzierten Namen und Sprüchen.

Die Ausstellun­g „Herzensang­elegenheit“von Ibrahim Ayne in der Stadtbüche­rei im Kornhaus dauert bis 28. Juli. Sie ist dienstags und donnerstag­s von 11 bis 18.30 Uhr, mittwochs und freitags von 9 bis 18.30 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet.

 ?? FOTO: BABETTE CAESAR ?? Susanne Singer, Ralph Bauer, Feyyaz, Ibrahim Ayne und Andreas Scholz (von links) in der Ausstellun­g „Herzensang­elegenheit“in der Stadtbüche­rei im Kornhaus.
FOTO: BABETTE CAESAR Susanne Singer, Ralph Bauer, Feyyaz, Ibrahim Ayne und Andreas Scholz (von links) in der Ausstellun­g „Herzensang­elegenheit“in der Stadtbüche­rei im Kornhaus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany