Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bestens gerüstet für die EM
Beachvolleyballerinnen Julia Sude und Chantal Laboureur peilen den Titel an
FRIEDRICHSHAFEN (SID/sz/ps) Vielleicht lag es an der Höhenluft, vielleicht auch am Glücksbringer-TShirt von Mama Laboureur – das Turnier im schweizerischen Nobelkurort Gstaad war jedenfalls ganz nach dem Geschmack des Beachvolleyball-Nationalteams Julia Sude/ Chantal Laboureur. Zwar unterlagen die beiden Deutschen am Sonntag dem kanadischen Duo Sarah Pavan/ Melissa Humana-Paredes im Tiebreak äußerst knapp. Dennoch gelten Sude/Laboureur bei der am heutigen Dienstag im niederländischen Apeldoorn beginnenden Europameisterschaft als ganz heiße Anwärterinnen auf den Titel.
Das Endspiel in der Schweizer Bergwelt im Berner Oberland bot laut Turnierbericht alles, was Beachvolleyball so attraktiv macht: Packende Ballwechsel, unglaubliche Spannung, pfiffige Angriffsaktionen und sensationelle Abwehraktionen. „Es hat riesig Spaß gemacht“, bestätigte die 30-jährige Sude am Montag der „Schwäbischen Zeitung“. Nach 56 Minuten Spielzeit ging es in den Tiebreak. Hier hatten die vom Bodensee stammenden Spielerinnen beim 15:14 gegen die Kanadierinnen sogar Matchball, mussten sich jedoch letztendlich mit 17:21, 21:12, 15:17 geschlagen geben. „Was für ein Turnier. So ein schlechter Start und dann alle knappen Dinger gewonnen bis zum Finale“, sagte Julia Sude. Ihre Teamkollegin ergänzte: „Wir sind ein wenig k.o. gerade, aber freuen uns voll über Silber.
Dabei begann die Woche in den Schweizer Bergen auf 1050 Höhenmetern mit einem krassen Fehlstart. Kelley Larsen/Emily Stockman aus den USA, die sich bereits durch die Qualifikation gekämpft hatten, präsentierten sich in den Endphasen der Sätze nervenstark und verpassten mit 2:0 (21:19, 21:19) dem VorjahresTurniersieger aus Deutschland in 36 Minuten eine unerwartete Auftaktniederlage.
Nach verkorkstem Start läuft es
Doch danach flutschte es bei Sude/ Laboureur richtig gut: Erst wurde die polnische Paarung Katarzyna Kociolek/Kinga Kolosinska, auf die das deutsche Nationalteam am Mittwoch (14 Uhr) in der EM-Gruppenphase in den Niederlanden erneut trifft, in gerade einmal 25 Minuten mit 2:0 (21:12, 21:18) besiegt. Als nächstes warfen sie die dreifache Olympiasiegerin Kerri Walsh Jennings mit ihrer Partnerin Nicole Branagh aus den USA durch einen 2:0Erfolg (21:17, 22:20) aus dem Turnier. Gegen Mariafe Artacho/Taliqua Clancy behielten die deutschen Spielerinnen nach 40 Minuten und einer hochspannenden Schlussphase mit 2:0 (21:16, 26:24) die Oberhand und bezwangen die Australierinnen nach zwei Niederlagen in diesem Jahr das erste Mal überhaupt.
Nach dem 2:0-Sieg (28:26, 21:11) über Miki Ishii/Megumi Murakami aus Japan ging es am Samstag auf dem Center Court gegen Heather Bansley/Brandie Wilkerson (Kanada) um den Finaleinzug. Hier setzten sich Julia Sude und Chantal Laboureur nach 64 Minuten im Tiebreak durch (25:27, 21:14, 18:16) und trafen auf Pavan/Melissa Humana-Paredes – mit der eingangs erwähnten knappen Niederlage.
Auch wenn nach Gold im Vorjahr letztlich nur die Silbermedaille beim Fünf-Sterne-Turnier von Gstaad heraussprang, zeigt sich das Nationalteam kurz vor den restlichen Saisonhöhepunkten in diesem Jahr bestens gerüstet.
Gleich nach der Siegerehrung am Sonntag, „und nachdem wir die Medienvertreter abgeklappert hatten“(Sude), ging es zum Flughafen nach Genf. Dort verzögerten sich der Abflug nach Amsterdam, der ursprünglich für 21 Uhr terminiert war, sowie der Transfer zum EM-Spielort der Gruppenphase in Apeldoorn um knapp drei Stunden. Die Folge: Erst gegen 3 Uhr morgens fielen Julia Sude und Chantal Laboureur todmüde in ihre Hotelbetten. „Einen Tag mehr Regeneration hätten wir schon gebrauchen können“, so Sude. Versüßen dürften die Strapazen ein Scheck über 32 000 US-Dollar Preisgeld für den zweiten Platz in der Schweiz, 1080 Punkte für die Weltrangliste – allerdings keine Kuhglocken, die es traditionsgemäß für die Siegermannschaften in Gstaad gibt.
Julia Sude und Chantal Laboureur, die im vergangenen Jahr bei der EM in Lettland Bronze gewonnen haben, starten heute Mittag (13 Uhr) im Pool A in Apeldoorn. „Unser Traum ist es, einen Schritt weiter nach vorne zu machen und ins Finale zu kommen“, hofft Sude. Am Montag standen zunächst einmal Ausschlafen, Frühstücken und später lockeres Fahrradfahren mit der anschließenden Teambegrüßung auf dem Programm, bevor die beiden Beachvolleyballerinnen den Spielort genauer in Augenschein nahmen und am späten Nachmittag dort trainierten.
Die Gruppenphase für Julia Sude und Chantal Laboureur Dienstag, 17. Juli, 13 Uhr:
1. Spiel gegen Marta Menegatti/ Laura Giombini (Italien); 20.30 Uhr: 2. Spiel gegen Liliana Fernandez-Steiner/Elsa Baquerizo McMillan (Spanien) Mittwoch, 18. Juli, 14 Uhr: 3. Spiel gegen Kinga Kolosinska/Katarzyna Kociolek (Polen)
Der weitere EM-Plan Donnerstag, 19. Juli: 1. K.o.-Runde und Achtelfinale; Freitag, 20. Juli: Viertelfinale; Samstag, 21. Juli: Halbfinale und Finale in Den Haag TV-Übertragungen ab Freitag, 20. Juli auf Sport1
Live-Blog von der EM online unter