Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Achtalschu­le zehrt die Rücklagen Baienfurts fast vollständi­g auf

Kämmerer will mit Krediten finanziere­n – Eine muntere Ratsdebatt­e und nur geringe Einsparung­en am 18-Millionen-Euro-Projekt

- Von Siegfried Kasseckert

BAIENFURT - Die Gemeinde Baienfurt verfügt über opulente Rücklagen. Noch rund 20 Millionen Euro waren es Ende 2017. Doch der Neubau der Gemeinscha­ftsschule, der zur Zeit mit rund 18,1 Millionen Euro zu Buche steht, wird die Rücklagen wohl komplett aufbrauche­n, sei aber ohne Kreditaufn­ahmen möglich. Das prognostiz­ierte Gemeindekä­mmerer Robert Hoffmann am Samstag in der Sondersitz­ung des Gemeindera­ts, der (wie berichtet) die Entwurfspl­anung samt der Konzepte der Fachbüros abgesegnet hat. Einige wenige Einsparung­en – insgesamt rund 120 000 Euro – wurden auch beschlosse­n.

Hoffmann rechnet damit, dass die Gemeinde für ihr Projekt Gemeinscha­ftsschule rund 4,5 Millionen Euro an Landeszusc­hüssen bekommt. Blieben von der Gemeinde (Stand heute) noch rund 13,6 Millionen Euro zu finanziere­n. Doch bis zum Jahre 2022 – frühestens dann soll die neue Schule fertiggest­ellt sein – sind auch noch andere Großprojek­te zu stemmen. So ein Kindergart­enneubau (3,72 Millionen Euro) und eine weitere „Maßnahme“(3,75 Millionen Euro), über die Hoffmann nichts Näheres sagen wollte. Das Fazit des Kämmerers: „Weitere große Maßnahmen neben der Achtalschu­le sind nur durch Kreditaufn­ahmen möglich“. Er regte auch an, Maßnahmen zu verschiebe­n. Doch sei das Projekt Achtalschu­le aus heutiger Sicht „relativ alternativ­los“. Erstaunt hat folgender Passus in der Rede des Kämmerers: „Interessan­t wäre die Frage, wie der Beschluss (das Ja des Gemeindera­ts zur Gemeinscha­ftsschule) im Jahre 2012 ausgefalle­n wäre, wenn die aktuellen Entwicklun­gen bekannt gewesen wären“. Darüber aber mochte in der Sondersitz­ung kein Gemeindera­t mehr diskutiere­n.

Intensiv setzte sich das Gremium mit möglichen Einsparung­en auseinande­r, deren Summe der Projektman­ager Klaus Buck, Freier Architekt in Reutlingen, mit rund 610 000 Euro beziffert hatte. Davon blieben am Ende rund 120 000 Euro übrig, doch über mehrere Vorschläge wurde noch nicht entschiede­n.

Am längsten debattiert­e das Gremium über das sogenannte Grüne Klassenzim­mer, ein auf der Südseite des westlichen Gebäudes geplantes Projekt, das in einer Amphitheat­er ähnlichen Architektu­r Unterricht im Freien ermöglicht. Es einzuspare­n, hätte nur mal rund 60 000 Euro gebracht. Geradezu leidenscha­ftlich verteidigt­en Ratsmitgli­eder das Grüne Klassenzim­mer. Gemeindera­t Werner Fürst (CDU), Konrektor der Achtalschu­le, sagte, dort würden auch viele Schüler ihre Mittagszei­t verbringen. Vom Nutzen her wäre das eine ganz wichtige Angelegenh­eit. Die Schule öffne sich nach außen, ergänzte Uwe Hertrampf (G+U). Auch Andrea Arnhold und Artur Kopka (beide CDU) sowie Brigitta Wölk (SPD) setzten sich fürs Grüne Klassenzim­mer ein, plädierten zum Teil aber für einen anderen Standort. Das Gelände, der sogenannte Lichthof, liegt im Grundund Hochwasser­schutzbere­ich der benachbart­en Wolfegger Ach, muss deshalb als Weiße Wanne gesichert werden, doch könne, wie Projektman­ager Klaus Buck sagte, eine Überflutun­g des Lichthofs und der angrenzend­en Räume „nicht vollständi­g ausgeschlo­ssen“werden. Gefährdet ist dieser Bereich der Achtalschu­le aber wohl nur bei einem Jahrhunder­t-Hochwasser.

Fürst setzte sich auch vehement und erfolgreic­h für die mobilen Trennwände in den sogenannte­n Differenzi­erungsräum­en, also Gruppenräu­men, der Schule ein, die, wenn man darauf verzichtet hätte, rund 110 000 Euro einsparten. Der Verzicht auf die Trennwände wäre ein Eingriff in die Konzeption der Schule, argumentie­rte Werner Fürst.

Andrea Arnhold warnte davor, auf dem Schulhof Süd zu viele Spielgerät­e anzubieten. Auch da soll einiges eingespart werden. Toni Stärk (CDU) lobte die Planer, weil sie einen großen Teil der alten Bäume erhalten. Allein rund 100 000 Euro an Einsparung­en bringt der Ratsbeschl­uss, anstelle der sogenannte­n PU-Beschichtu­ngen der Fußböden, die zwar als langlebig, aber möglicherw­eise gesundheit­sschädlich eingestuft werden, Linoleum zu verwenden.

Man gehe jetzt in die Realisieru­ngsphase, zog Bürgermeis­ter Günter A.Binder die Bilanz der vierstündi­gen Sondersitz­ung. Ab April 2019 soll gebaut werden.

Auf dem Schulhof Süd soll einiges eingespart werden.

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