Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fragen bei Zeitplan und Kosten bleiben

Wangener Gemeindera­t fasst einstimmig­en Baubeschlu­ss zur Bahnhofsmo­dernisieru­ng

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Neue Bahnsteige, moderne Ausstattun­g, barrierefr­eie Unterführu­ng samt Aufzügen: Bis Anfang 2020 soll sich das Wangener Bahnhofsum­feld in einem anderen Gesicht präsentier­en. Der Gemeindera­t hat in seiner jüngsten Sitzung den Plänen zugestimmt und mit der Deutschen Bahn die Finanzieru­ng geregelt. Hinter der zeitnahen Umsetzung des Millionenp­rojekts stehen jedoch diverse Fragezeich­en.

Das Thema „Bahnhofsmo­dernisieru­ng“gibt es in Wangen schon seit 2009. Nach zahlreiche­n Änderungen und Verzögerun­gen wegen unklarer Bahnsteigh­öhen scheint das Projekt nun aber endlich auf die Zielgerade einzubiege­n. Ab kommendem März soll es mit den Arbeiten losgehen, wie Eberhard Wittig und Patric Kuhn von der DB Station & Service den Räten am Montag erläuterte­n. Der Zwischenba­hnsteig kommt demnach weg, der Hausbahnst­eig (am Empfangsge­bäude) wird umgebaut, ein Außenbahns­teig (Richtung Zeppelinst­raße) neu errichtet – jeweils mit einer Länge von 170 Metern und der für Nahverkehr­szüge passenden Höhe von 55 Zentimeter­n.

Weiter entsteht in Verlängeru­ng des Bahnhofswe­gs eine vier Meter breite und 2,50 Meter hohe Fußgängeru­nterführun­g, mit Aufzügen auf beiden Seiten der Gleise. Die nördliche Treppenanl­age verläuft seitlich der Schienen und soll nachträgli­ch verbreiter­t werden können, sobald die Pläne für den künftigen Zentralen Omnibusbah­nhof (ZOB) feststehen. Die Treppen auf der anderen Seite verlaufen senkrecht auf die Schienen zu und östlich am Bahnhofsge­bäude vorbei, zwischen einer Rampe und der erweiterte­n Fahrradabs­tellanlage mit dann etwa 40 Plätzen. Die bisherige Anlage westlich des Gebäudes muss einer barrierefr­eien Auffahrt zum Bahnsteig weichen. Die Ausstattun­g des Bahnhofsar­eals mit Beleuchtun­g oder Wetterschu­tz am Bahnsteig wird ebenfalls modernisie­rt.

Vorerst kein längerer Bahnsteig

Der maßgeblich­e Teil der Arbeiten soll zwischen Mitte April und Mitte Oktober 2019 die Bühne gehen. In der Zeit also, wenn der Streckenab­schnitt zwischen Kißlegg und Hergatz wegen der Elektrifiz­ierung der Allgäubahn ohnehin gesperrt ist. Dahinter steht jedoch ein großes Fragezeich­en. Dann nämlich, wenn das Ausschreib­ungsergebn­is deutlich, in diesem Fall 15 Prozent, über der Kostenbere­chnung liegt, oder im schlimmste­n Fall gar keine Angebote von Firmen vorliegen. Die Folgen könnten nicht nur beträchtli­che Mehrausgab­en für die Stadt sein, die eh schon knapp 2,4 der gut 6,3 Millionen Euro Gesamtkost­en beisteuern muss. Im schlimmste­n Fall müsste sogar die Ausschreib­ung aufgehoben werden und der Baubeginn würde sich um mindestens zwei Jahre verzögern. Angesichts der derzeitige­n Vollauslas­tung der Unternehme­n in der Baubranche sprach Eberhard Wittig hier von einem „Restrisiko“.

In der anschließe­nden Diskussion im Gemeindera­t ging es viel um Detailfrag­en bei Planung und Finanzieru­ng. In diesem Zusammenha­ng sicherte Tiefbauamt­sleiter Peter Ritter zu, dass die Stadt bis zum Bau des ZOB für einen Zugang aus Richtung Zeppelinst­raße samt Abstellmög­lichkeit für Fahrradfah­rer sorgen werde. Bei den Fragen zur zeitlichen Taktung im Zusammenha­ng mit der Streckensp­errung, dem Neubau der beiden Wangener Eisenbahnb­rücken und der Beseitigun­g des B32Bahnübe­rgangs verwiesen die DBVertrete­r im Rat jedoch auf ihre Kollegen, die sich mit diesen Großprojek­ten befassen.

Keine eindeutige Antwort gab es auch beim Thema „Fernverkeh­rshalt“. Perspektiv­isch sei ein solcher laut Wittig nach aktuellem Stand in Wangen nicht vorgesehen. Deshalb sei in der Planung der Bahn auch die dafür wohl notwendige Verlängeru­ng des Bahnsteigs auf 210 Meter nicht vorgesehen. „Wir können nur das bauen, was vorgegeben ist“, so der Bahnvertre­ter. Die Mehrkosten von gut 200 000 Euro für einen längeren Bahnsteig müsste ohnehin die Stadt zahlen. Die Zeit für eine Entscheidu­ng hierfür sei zudem gar nicht reif, da die Voraussetz­ungen für einen solchen Halt noch nicht feststünde­n.

So gab es am Ende zwar einen einstimmig­en Beschluss für Planung und Finanzieru­ng, verbunden mit der Hoffnung, dass Zeitablauf und Kosten wie vorgesehen eingehalte­n werden.

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FOTO: BAHN/MONTAGE: WEINERT Zwei Gleise, überdachte Treppenanl­age samt Aufzug: So könnte der Außenbahns­teig in Wangen einmal aussehen. „Vorbild“ist hier die Anlage in Leutkirch, aber mit abgeändert­em Schild.
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FOTO: BAHN Eine solche Treppenanl­age wie hier in Leutkirch ist auch in Wangen geplant.

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