Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stoll und Schmitz sind Schützenkönige
Adlerschießen spannend wie ein Elfmeterschießen – 750 Schüler und 580 Schülerinnen waren angemeldet
Beim Adlerschießen der Gymnasien ging’s spannend zu.
RAVENSBURG - Zwei neue freudenstrahlende Schützenkönige hat die Stadt seit Rutendienstag: Beim Adlerschießen der Gymnasien traf der Landsknecht Linus Schmitz den Reichsapfel und Schülerin Katharina Stoll das Stadtwappen. In der ewigen Rivalität zwischen Trommlerkorps und Landsknechten konnten die Landsknechte am Dienstag gleich einen dreifachen Erfolg verbuchen. Nicht nur der Schützenkönig stammt aus ihren Reihen, nein, die Landsknechte Maik Tietz und Roman Boivin holten auch noch Krone und Zepter des Adlers herunter. Das Trommlerkorps, das das Schießen ausrichtete, zeigte sich großmütig und gratulierte mit „Liebe Landsknechte, ihr habt unsere Herzen erobert.“
„Bitte, bitte, bitte“, flüstert der junge Landsknecht, als einer vom Trommlerkorps, kurz Troko, auf das Podest steigt und die Armbrust anlegt. Er wendet sich ab und schaut weg, als der Trommler schießt. Mit jedem Schuss, der eine Feder des hölzernen Adlers trifft oder in die Bäume geht, steigt die Nervosität unter den Schützen der Landsknechte. Nach der sogenannten Shootout-Regel schießen Landsknechte, per Los ausgewählte Schüler und das Troko bei den ersten 93 Versuchen abwechselnd. Die Regel wurde 2013 eingeführt, um das Schießen spannender zu machen. Es sollte Schülern, die weder dem Troko noch den Landsknechten angehören, eine Chance geben, beim Adlerschießen der Gymnasiasten einen der Hauptpreise zu treffen.
Der erste Schüler, der dieses Jahr diese einmalige Chance gehabt hätte, taucht jedoch nicht auf. „Es hat sich herausgestellt, er hat das Schießen verschlafen!“, berichtet der Kommentator der wartenden Menge. Der Kuppelnauplatz ist bis auf den letzten Platz gefüllt mit Zuschauern, die bei hochsommerlichen Temperaturen gespannt den Wettbewerb verfolgen. Insgesamt 750 Schüler und 580 Schülerinnen sind angemeldet. Den Anfang machen die männlichen Schützen. Ihr Ziel ist ein schwarzer Reichsadler mit Krone, der den Reichsapfel in der einen und das Reichszepter in der anderen Kralle hält. Auf seine Insignien haben es die Schützen abgesehen, vor allem auf den goldenen Reichsapfel.
Linus Schmitz : „Einer der besten Momente in den letzten Jahren“
Als Linus Schmitz auf das Podest steigt, die Armbrust nimmt und langsam hochzielt, ist es still. Er schießt – und trifft! In dem Moment, als der Apfel herunterfällt, brandet Jubel unter den Landsknechten auf, der 16-jährige Schüler wird von Kameraden und Ehemaligen begeistert mitgerissen. Sie heben ihn auf ihre Schultern, gehen auf die Knie und erweisen dem Schützenkönig ihre Ehre. In einem Reigen tanzen sie um ihn und den goldenen Apfel herum und singen die Fußball-Hymne: „It’s coming home, it’s coming home, Apfel is coming home!“Auch Oberbürgermeister Daniel Rapp gratuliert dem strahlenden Schützenkönig. Dass er den Apfel wirklich getroffen hat, hat er nicht gleich gesehen, erzählt Linus, sondern erst gehört. „Man hört ihn fallen, und dann hört man alle ausflippen. Und dann hab ich es auch gesehen.“„Einer der besten Momente in den letzten Jahren“sei der Tag für ihn.
Auch die Schützenkönigin war sich nicht gleich sicher, dass sie das Stadtwappen getroffen hat. „Ich hab gedacht, der geht komplett daneben“, gesteht die achtzehnjährige Katharina Stoll. Dabei sitzt ihr Schuss perfekt und trifft das Stadtwappen oben am Kreuz. Ihre Teamkameradinnen umarmen die glückliche Schützin, Oberbürgermeister Daniel Rapp und Schützenkönig Linus Schmitz gratulieren ihr. Zwei Jungs vom Troko heben sie auf ihre Schultern und das Trommlerkorps spielt ihr ein Ständchen. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, sagt die überraschte Schützenkönigin.
Die Schülerinnen hatten nach den Jungs begonnen – und bevor der Reichsapfel fiel. Dass sie jetzt nicht mehr alleine schießen dürfen, sorgte einen Moment lang für Murren unter den männlichen Schützen. Schließlich war noch nichts entschieden und die Spannung auf ihrem Höhepunkt. Die Mädchen dürfen seit 2003 beim Adlerschießen mitmachen. Sie zielen auch auf einen Reichsadler, allerdings einen grauen. Hauptziel ist das Stadtwappen, das der Adler in einer Kralle hält. In der anderen hält er das Zepter.
Alle Berichte, Videos und Bildergalerien zum Rutenfest 2018 – auch vom Antrommeln am Freitag, dem Frohen Auftakt am Samstag, dem Festzug am Montag und dem Adlerschießen am Dienstag – sind auf www.schwäbische.de/rutenfest zu finden. Dort hinterlegt ist auch ein kompletter Live-VideoMitschnitt und ein Liveticker mit zahlreichen Fotos des Historischen Rutenfestzugs.