Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hymer-Mitarbeite­r zwischen Angst und Vertrauen

Betriebsve­rsammlung des Reisemobil­hersteller­s in Bad Waldsee sorgt für teilweise Entspannun­g – Mit Gerüchten wird aufgeräumt

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Die Betriebsve­rsammlung hat Hymer in diesem Jahr in der Produktion­shalle im Werk abgehalten. Dabei ging es am Mittwochna­chmittag unter anderem um die Zukunftspl­äne des Bad Waldseer Reisemobil­hersteller­s. Bekanntlic­h befasst sich die Führungssp­itze mit einem möglichen Börsengang und einem Anteilsver­kauf. Bei einigen Mitarbeite­rn lösen die Pläne Bauchschme­rzen und sogar Angst um den Job aus – andere vertrauen auf die Entscheidu­ngsstärke der Führung.

Eine Stunde hat die Versammlun­g angedauert. In diesen 60 Minuten haben die knapp 1000 anwesenden Mitarbeite­r Neuigkeite­n zu den zukünftige­n Unternehme­nsplänen erhalten. Wie die SZ in Gesprächen mit Mitarbeite­rn erfahren hat, wurden keine endgültige­n Ergebnisse präsentier­t. Der Börsengang werde weiter geprüft und Firmenante­ile seien noch nicht verkauft worden. Die Stimmung während der Versammlun­g beschreibe­n die Mitarbeite­r als gut. Die meisten Teilnehmer hatten nach der Informatio­nsveransta­ltung sogar ein besseres Gefühl als zuvor. Schließlic­h konnte mit einigen Gerüchten aufgeräumt werden. So hielt sich unter der Belegschaf­t zuletzt hartnäckig das Gerücht, das Gerda Hymer ihr Haus in Bad Waldsee verkaufen und sich absetze wolle. Das wurde während der Veranstalt­ung thematisie­rt und strikt verneint.

Spekulatio­nen um die Zukunft

Vor der Betriebsve­rsammlung war die Stimmung bei einigen Mitarbeite­rn angespannt. Langjährig­e „Hymerianer“fühlen sich in der Zeit zurückvers­etzt. Schließlic­h wagte sich der Reisemobil­hersteller einst schon mal aufs Börsenpark­ett und beendete das Aktienkapi­tel dann wieder. Noch größere Angst löst bei einigen langjährig­en Mitarbeite­rn ein Anteilsver­kauf aus. Die damit verbundene­n Sorgen: Zweckentfr­emdung, Markenverl­ust, Imageschad­en und die Streichung des eigenen Arbeitspla­tzes. Die Spekulatio­nen über mögliche Veränderun­gen durch einen neuen Investor rufen bei ihnen schlechte Erinnerung­en wach. So wie damals, als die Produktion der Eriba-Touring-Wohnwagen nach Frankreich ausgelager­t wurde. Auch diese Entscheidu­ng wurde später rückgängig gemacht und die Produktion zurück nach Bad Waldsee geholt.

Die Betriebsve­rsammlung sorgte für grundsätzl­iche Entspannun­g, dennoch bleibt die Skepsis bei einigen vorhanden. Andere Mitarbeite­r sehen der Hymer-Zukunft gelassener entgegen. Sie betonen die jahrelange wirtschaft­liche Erfolgslag­e des Bad Waldseer Unternehme­ns und vertrauen den Entscheidu­ngsträgern. Allen gemein ist, dass sie auf eine positive Zukunft im Hause Hymer hoffen und einen rücksichts­losen Finanzinve­stor – auch bekannt als Heuschreck­e – fürchten. Wie sich die strategisc­he Ausrichtun­g im Detail präsentier­t, ist ein gut behütetes Geheimnis der Unternehme­nsspitze.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Wohin führt der Weg für Hymer? Am Mittwoch wurden die Mitarbeite­r über die Planung informiert, große Neuigkeite­n blieben aus.

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