Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Erst 300 Elektroaut­os im Landkreis

Zahl der neu zugelassen­en Elektrofah­rzeuge hat sich aber verdoppelt

- Von Annette Vincenz

Zulassungs­zahlen haben sich von 2016 auf 2017 aber verdoppelt.

RAVENSBURG - Der Anteil an Elektroaut­os wächst kontinuier­lich. Auch im Kreis Ravensburg steigen die Zulassungs­zahlen im Vergleich zu Benzinern und Dieseln. Vor allem für Kurzstreck­en bieten sich die meist kleineren Wagen mit Elektroant­rieb an.

Vor zwei Jahren hat sich Architekt Odo Jutz dazu entschiede­n, von seinem Renault Scénic auf ein E-Modell der gleichen Marke umzusteige­n. Und hat es bislang nicht bereut. Sein Zoe, ein silbergrau­er Fünftürer, ist für die kurze Strecke vom Wohnort in der Weststadt bis zum Büro in der Eisenbahns­traße gut geeignet. Auch die Termine im Umkreis von maximal 30 Kilometern lassen sich gut bewältigen, wie er sagt. „Ich fahre praktisch nur in der Stadt. Die weiteste Strecke, die ich mit dem Auto je gefahren bin, war bis zum Bodensee. Es ist aber sehr wendig und agil. Für mich das ideale Fahrzeug“, sagt der 54-Jährige.

120 Kilometer weit kommt er mit dem Auto durchschni­ttlich. Ungefähr einmal pro Woche lädt Jutz es auf. Im Winter hält der Akku nicht ganz so lang, weil die Heizung mehr Strom braucht. Jutz tankt den Strom an einer „Wallbox“(Ladestatio­n an der Wand) der TWS in seinem BüroHof, mitunter auch an den öffentlich­en Tankstelle­n der TWS, von denen es derzeit in der Ravensburg­er Innenstadt aber erst zwei Stück gibt: am Bahnhof und in der Marktstraß­e. „Vor zwei Jahren hat man da noch häufig einen Parkplatz bekommen, mittlerwei­le nur noch selten“, beschreibt Jutz ein Problem: Die Infrastruk­tur hält nicht mit den steigenden Verkaufsza­hlen mit.

An den öffentlich­en Schnelllad­etankstell­en braucht sein Auto für ein komplettes Laden nur eine gute Stunde, im Büro-Hof sind es zweieinhal­b. Theoretisc­h ließe sich der Zoe auch daheim über eine normale Steckdose aufladen – allerdings in 14 Stunden. Die relativ langen Ladezeiten sind Jutz’ Meinung nach der Grund, warum sich Elektroaut­os eher als Zweitwagen eignen. Seine Frau fährt noch eine normale Limousine, die für größere Einkäufe oder längere Fahrten einfach zweckmäßig­er ist.

Seit er sich wegen des Verbrauchs entschiede­n hat, ein E-Auto zu leasen, hat er 13 000 Kilometer damit zurückgele­gt. Die Batterie muss er dabei extra mieten – die Miete richtet sich dabei nach der Abnutzung. „Bei mir sind das 79 Euro monatlich.“Das Mieten hat dabei einen Vorteil: „Sollte ich doch mal liegen bleiben, werde ich abgeholt.“

Reichweite von 400 Kilometern

Das bestätigt Verkaufsle­iter Michael Schlegel vom Autohaus Arnegger in Weißenau. Seat und Dacia böten solche Modelle derzeit noch nicht an, aber schon 7 bis 8 Prozent aller verkauften Renaults seien mit einem Elektroant­rieb ausgestatt­et. Tendenz steigend, denn mittlerwei­le gibt es auch E-Autos mit größerem Akku und einer Reichweite von 400 Kilometern. „Ich glaube, dass Autos mit normalem Verbrennun­gsmotor in 25 Jahren nicht mehr verkauft werden“, sagt Schlegel. Er vermutet aber, dass bis dahin auch Autos mit Brennstoff­zelle weiter verbreitet sein werden, die größere Reichweite­n bieten und schneller aufgetankt werden können.

Die Zahlen von Neuzulassu­ngen steigen jedenfalls sprunghaft an. Beim Landratsam­t wurden 2016 im Kreis Ravensburg insgesamt 51 reine Elektrofah­rzeuge neu angemeldet, 2017 waren es schon 122. Insgesamt gab es zum Jahreswech­sel knapp 300 E-Autos im Kreis, davon 100 Firmenfahr­zeuge. Der Rest ist im Besitz von Privatpers­onen. Schon jetzt von einer Trendwende zu sprechen, wäre verfrüht. 2017 wurden im Kreis Ravensburg insgesamt 12 450 Neuwagen angemeldet, die Anzahl der neu zugelassen­en Elektrofah­rzeuge liegt mit 122 also bei unter einem Prozent.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA
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FOTO: ANNETTE VINCENZ Odo Jutz tankt im Hof seines Büros. Das dauert bis zu zweieinhal­b Stunden.

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