Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hitze macht auch Gewässern zu schaffen
Trockenheit macht Gewässern zu schaffen – Algenblüte greift Haut an – Landratsamt verbietet Wasserentnahme
Landratsamt verbietet Entnahme von Wasser aus Seen, Flüssen und Bächen.
RAVENSBURG (sz) - Das trockene Wetter der vergangenen Wochen und Monate setzt die hiesigen Seen und Weiher gewaltig unter Stress. Nach Angaben des Landratsamts Ravensburg führen die Zuläufe wegen der Hitze und Trockenheit nur noch sehr wenig Frischwasser. Wer dort baden will, sollte daher vorsichtig sein.
Nach Aussage von Experten der Kreisbehörde findet durch die Hitze und Trockenheit in den Seen und Weihern kein oder ein nur noch sehr geringer Frischwasseraustausch statt. Damit verbunden ist eine Reduzierung des Sauerstoffgehalts im Wasser, der durch die hohen Temperaturen nochmals vermindert wird.
Stillgewässer haben sich nachteilig verändert
Durch mehr Abwasser und die intensive Landwirtschaft haben sich nach Aussage der Kreisverwaltung in den vergangenen Jahrzehnten viele oberschwäbische Stillgewässer nachteilig verändert. Sie wurden nährstoffreicher, was zu einem erhöhten Vorkommen von Algen und dem Wachstum der Wasserpflanzen und damit zur Beschleunigung des Verlandungsprozesses führte. Bei den gegenwärtig hohen Wassertemperaturen bieten viele Gewässer einen noch besseren Nährboden für Algen – ein Teufelskreislauf, der zu noch mehr Algen und zu Sauerstoffmangel, Fischsterben und dem ökologischen Umkippen der Gewässer führen kann, beschreibt Albrecht Trautmann, Biologe und Seenexperte beim „Aktionsprogramm zur Sanierung oberschwäbischer Seen“, die Lage.
Nach dem Baden intensiv abduschen
Dass diese Entwicklung auch für Badegäste unangenehme Folgen haben kann, belegt nach seiner Einschätzung die Blaualgenblüte, die meist durch einen grünlich-bläulichen Belag auf dem Wasser erkennbar ist und zu Hautreizungen führen kann. Kleinkinder und empfindliche Menschen sollten die Gewässer daher besser meiden oder sich unmittelbar nach dem Baden intensiv abduschen, rät der Experte.
Doch nicht nur Stillgewässer führen aufgrund der anhaltenden Trockenheit wenig Wasser. Betroffen sind auch viele Bäche und Flüsse im Landkreis Ravensburg. Um eine weitere Verschärfung der Situation zu verhindern, hat das Landratsamt Ravensburg daher am Montag – vorerst bis 14. August – die Entnahme von Wasser aus Seen und Flüssen verboten.
Das Landratsamt Ravensburg beschränkt aktuell per Verfügung den sogenannten wasserrechtlichen Gemeingebrauch. Das bedeutet, dass es ab sofort verboten ist, Wasser zu eigenen Zwecken aus einem Bach oder See zu entnehmen. Betroffen davon sind auch diejenigen Personen und Firmen, die bislang eine behördliche Erlaubnis hatten, Wasser aus einem oberirdischen Gewässer zu entnehmen, um beispielsweise Felder zu bewässern.
Die Kreisbehörde legt Wert auf die Feststellung, dass dieses Verbot auch dann gilt, wenn an den jeweiligen Entnahmestellen noch vermeintlich ausreichend Wasser vorhanden ist. Die Regelung untersagt Entnahmen zunächst für zwei Wochen. Bleibt es darüber hinaus weiterhin so trocken, wird die Verfügung verlängert, so das Landratsamt, das zugleich darauf hinweist, dass Zuwiderhandlungen mit Bußgeldern bis zu 10 000 Euro geahndet werden.
Unter www.seenprogramm.de gibt es Infos über den Zustand der oberschwäbischen Seen und Weiher. Der genaue Wortlaut des Wasserentnahmeverbots ist unter www.landkreis-ravensburg.de unter der Rubrik Öffentliche Bekanntmachungen zu finden.