Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bahnhofsumbau in Hergatz verzögert sich
Volle Auftragsbücher: Für Betonarbeiten findet sich einfach keine Fachfirma
HERGATZ (sz/jps) - Im Zuge des Bahnausbaus in der Region werden auch diverse Bahnhöfe modernisiert. Besonders im Blick dabei: die Barrierefreiheit. So etwa in Wangen, aber auch in Hergatz. Allerdings: In der bayerischen Gemeinde tut sich vorerst nichts in dieser Sache, die eigentlich bis Ende des Jahres dort über die Bühne gegangen sein sollte. Der Grund: Es mangelt an Baufirmen, die bereit sind, bestimmte Arbeiten zu übernehmen.
Wer derzeit mit Experten aus Bauämtern der Region spricht, hört nicht selten diese Klagen: Wir wollen schon, können aber nicht. Sprich: Die Kommunen wollen längst beschlossene und auch ansonsten rechtlich eingetütete Projekte umsetzen. Allein: Es fehlt an Fachunternehmen, die auf die Ausschreibungen reagieren. Oder wenn sie es tun, dann rufen sie deutlich höhere Preise auf als von den öffentlichen Auftraggebern einkalkuliert. Der Grund: Die Auftragsbücher der Firmen sind richtig voll.
Was aus wirtschaftlicher Sicht eigentlich eine positive Nachricht ist, hat Folgen: Projekte verzögern sich. In Wangen zum Beispiel der Umbau der Karlstraße in der Altstadt. In Hergatz trifft es die Bahnhofsmodernisierung. Denn wie der hiesige CSU-Landtagsabgeordnete Eberhard Rotter am Montag mitteilte, mangele es derzeit an einer Baufirma, die zusätzliche Betonarbeiten an den Aufzugsschächten ausführen müsse. Ergo verzögert sich der Abschluss des Bahnhofsumbaus zu einer barrierefreien Anlage. Eigentlich sollte dieser bis Ende 2018 abgeschlossen sein. Jetzt rechnet Rotter mit dem Frühjahr 2019, wie er von der Bahntochter DB Station & Service erfahren habe.
Trotz zweimaliger Ausschreibung der Bauleistung sei bislang jegliches Angebot für die Betonarbeiten ausgeblieben. Ein dritter Anlauf werde zeitnah erfolgen, erklärte der verkehrspolitische Sprecher seiner Landtagsfraktion. „Das ist ärgerlich, aber momentan leider keine Seltenheit. Die Auftragsbücher im Baugewerbe sind prall gefüllt und Termine gerade bei kleineren Aufträgen schwer zu bekommen“, erklärt er.
Die gute Nachricht: Dynamische Fahrgastinformation kommt
Dabei sind nach Angaben des Abgeordneten aus Weiler-Simmerberg ansonsten alle Fragen geklärt: Sämtliche Planungen und erforderlichen Genehmigungen lägen vor und auch die Aufzüge seien bereits bestellt, schreibt er. Gleiches gelte für die Finanzierung in Höhe von 500 000 Euro, die sich Bund und Freistaat teilten.
Rotter hatte am Montag allerdings auch vergleichsweise positive Neuigkeiten zu vermelden: Der Bahnhof Hergatz werde als einer von sieben kleineren Knotenbahnhöfen in Bayern mit einem dynamischen Fahrgastinformationssystem ausgestattet. Das heißt: Künftig werde damit nicht nur der aktuelle Fahrplan am Gleis angezeigt, sondern auch über kurzfristige Änderungen werden die Fahrgäste informiert. Eine entsprechende Bestätigung habe er kürzlich von der Bayerischen Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr, Ilse Aigner, erhalten.
Rotter kommentiert: „Dies stellt einen gewissen Ausgleich für die laut einer Bahn-internen Anweisung entfallenen Lautsprecherdurchsagen in Hergatz dar.“Gerade an den Knotenpunkten, an denen die Reisenden umsteigen, seien aktuelle Informationen zu den Anschlusszügen und -bussen enorm wichtig. Innerhalb der nächsten 18 Monate würden die sieben kleinen Knotenbahnhöfe mit dem neuen System nachgerüstet.
Doch zurück zum aktuellen Mangel an Angeboten bei öffentlichen Ausschreibungen: Auch der Bahnhof der Stadt Wangen soll im Zuge der Elektrifizierung der Allgäubahn modernisiert und barrierefrei gestaltet werden. Ob der bislang avisierte Zeitrahmen bis Anfang 2020 eingehalten werden kann, erscheint aktuell durchaus als fraglich.