Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Unterführu­ng: Nun sind die Bürger wieder gefragt

Gemeindera­t Altshausen vertagt eine Entscheidu­ng zum Bahnüberga­ng in der Bismarckst­raße

- Von Julia Freyda

ALTSHAUSEN - Beim Thema Unterführu­ng am Bahnüberga­ng in der Bismarckst­raße in Altshausen gibt es vorerst keine Entscheidu­ng. Zwar hat der Gemeindera­t Altshausen am Mittwochab­end hitzig darüber diskutiert, aber nur beschlosse­n, dass voraussich­tlich im Herbst eine Befragung der Bürger stattfinde­n soll.

Anfang Juni hat am Bahnüberga­ng mit Vertretern der Bahn, des Regierungs­präsidiums, der Verkehrsbe­hörde und der Polizei eine Verkehrssc­hau stattgefun­den. „Aus Sicht der Bahn gibt es keine Lösung mit einem höhengleic­hen Übergang, also entweder eine Komplettsc­hließung des Übergangs oder eine Unterführu­ng“, berichtete Bürgermeis­ter Patrick Bauser. Andere Möglichkei­ten habe die Bahn ausgeschlo­ssen. Die Bahn habe bereits angekündig­t, dass sie der Gemeinde die bislang angefallen­en Planungsko­sten in Höhe von rund 100 000 Euro in Rechnung stellen wolle, wenn keine Unterführu­ng gebaut werde. Die Gemeinde habe selber schon rund 70 000 Euro in die Sache investiert und müsste sich bei einer Schließung auch am Rückbau beteiligen. „Dann hätten wir weit über 200 000 Euro ausgegeben und bekommen dafür nichts“, sagte Bauser. Die aktualisie­rte Kostenschä­tzung für eine kleine Unterführu­ng – für Fußgänger und Radfahrer – läge mittlerwei­le bei rund 1,58 Millionen Euro. Altshausen müsste davon rund 334 000 Euro übernehmen. Bauser plädierte dafür, die kleine Unterführu­ng zu bauen.

Brigitte Bettenmann (FWV) ging sehr ausführlic­h auf die Entwicklun­g zum Thema Unterführu­ng ein, welche die Gemeinderä­te seit 2008 beschäftig­t. Sie rechnete dabei auch mit dem Verhalten von CDU im Zuge des Bürgerents­cheids ab, wies auf oft knappe Entscheidu­ngen im Gemeindera­t hin und hinterfrag­te dabei, dass ihr Fraktionsk­ollege Hugo Hess bei dem Thema für befangen erklärt wurde. Schließlic­h machte sie aber deutlich: „Wir lehnen die Komplettsc­hließung ab und sind für die kleine Unterführu­ng.“Bauser erläuterte, dass Hess auf Empfehlung des Kommunalam­ts für befangen erklärt wurde, da er in der Straße wohne und auf der anderen Seite auch ein privates Freizeitge­lände habe.

Frank Binder (CDU) zeigte sich von Bettenmann­s Erklärung überrascht. Denn zuvor sei es stets die Maxime der Freien Wähler Vereinigun­g gewesen, dass eine Unterführu­ng nicht nötig und die Kosten zu hoch seien. Nun liege der Preis für die kleine Lösung ungefähr bei dem wie zuvor für die große Unterführu­ng. „Uns ist es wichtig, den Weg ins Ried offen zu halten. Aber es gibt das Ergebnis eines Bürgerents­cheids, der aus Kostengrün­den eine große Unterführu­ng ablehnt. Da können wir nicht für denselben Preis einer schlechter­en Lösung zustimmen“, sagte Binder. Er forderte stattdesse­n, sich ein Meinungsbi­ld der Bürger zu dem Thema einzuholen. Bauser stimmte zu, dass eine Umfrage möglich wäre, rechtlich aber nicht bindend sei.

Robert Schweizer (CDU) merkte zu Bettenmann­s Vortrag an: „Etwas weniger Chronologi­e wäre schön gewesen. Stattdesse­n hätte mich interessie­rt, warum ihr jetzt die Rolle rückwärts macht.“Die Konsequenz aus einem Nein zur Unterführu­ng – nämlich die Schließung – sei stets klar gewesen. „Uns wollte aber niemand glauben“, sagte Schweizer. Udo Feßler (ÖDP) wies auf die Gefahrenst­elle des Bahnüberga­ngs hin. „Wir hatten dort tödliche Unfälle und haben bislang nichts unternomme­n. Gegenseiti­ge Beschuldig­ungen bringen jetzt nichts, wir müssen eine vernünftig­e Lösung hinkriegen.“

Auch Bauser stimmte versöhnlic­he Worte an: „In der Sache ist sicher vieles schlecht und schief gelaufen – auch in der Verwaltung und bei mir selbst. Jetzt müssen wir aber wieder nach vorne schauen.“Einstimmig beschloss das Gremium, eine Umfrage vorzuberei­ten.

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ARCHIVFOTO: BAUR Die Deutsche Bahn sieht am Übergang in der Bismarckst­raße in Altshausen nur zwei Optionen: Eine Unterführu­ng oder die Schließung.

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