Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Luchas Entwurf gefällt FDP und SPD

CDU-Politiker sehen Einwanderu­ngskonzept skeptisch – AfD übt harte Kritik

- Von Kara Ballarin

STUTTGART – Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) unterstütz­t die Pläne seines Parteigeno­ssen und Sozialund Integratio­nsminister­s Manfred Lucha zum Zuwanderun­gsrecht. „Es ist gut, dass der Integratio­nsminister eigene Vorschläge vorgelegt hat und bei diesem wichtigen Thema mit seinem Debattenbe­itrag Tempo macht“, erklärt Kretschman­n. Lucha hatte am Wochenende in der „Schwäbisch­en Zeitung“seine Pläne für ein Einwanderu­ngsgesetz nach kanadische­m Vorbild vorgelegt, das ein Punktesyst­em für künftige Zuwanderer vorsieht – und eine Stichtagsr­egelung für Menschen, die bereits in Deutschlan­d sind, hier Arbeit gefunden haben und integriert sind.

Reinhart: Idee ist nicht neu

„Die Idee ist nicht neu“, kommentier­t CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart Luchas Eckpunktep­apier. „Union und SPD haben sich im Bund auf ein Fachkräfte-Einwanderu­ngsgesetz geeinigt.“Bereits darin sei, wie bei Lucha auch, die Orientieru­ng an wirtschaft­lichen Erforderni­ssen sowie an Qualifikat­ion, Alter, Sprache und dem Nachweis eines konkreten Arbeitspla­tzes vorgesehen. „Für die CDU ist eine klare Trennung zwischen Asylrecht und Fachkräfte-Einwanderu­ngsrecht wichtig“, so Reinhart.

Seit Montag liege das Papier Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) vor, erklärt ein Sprecher. Er betont, dass Strobl solch ein Dachgesetz zur Einwanderu­ng lange schon fordere und daran mitgewirkt habe, dass im Berliner Koalitions­vertrag ein Fachkräfte­zuwanderun­gsgesetz vereinbart worden sei.

Auf Strobls Forderung nach einem Dachgesetz verweist auch Manuel Hagel, CDU-Generalsek­retär im Südwesten. „Es freut mich, dass Manne Lucha nach über zwei Jahren neben dem Sozial- nun auch endlich medienwirk­sam den Integratio­nsminister in sich entdeckt hat.“Hagel kritisiert Luchas Vorgehen: „Gewünscht hätte ich mir allerdings, dass wir die Vorschläge vorher bekommen hätten und nicht von dem Papier aus den Medien erfahren.“Einige gute Ideen habe Lucha zwar im Papier gesammelt, so Hagel. Ein reines Punktesyst­em sieht er indes skeptisch: „So sollte das Vorweisen eines Arbeitspla­tzes in jedem Fall und gegebenenf­alls auch einer eigenen Wohnung, unabhängig von jedweder Punktzahl, Voraussetz­ung sein um nach Deutschlan­d zu kommen.“

Hagel ist zudem gegen einen Stichtag, ab dem automatisc­h ein Bleiberech­t etabliert wird. Genau dafür erntet Lucha indes Beifall aus seiner Grünen-Fraktion im Landtag. „Mit dem Eckpunktep­apier des Sozialmini­sters liegt jetzt eine gut ausgearbei­tete Grundlage mit klaren, nachvollzi­ehbaren Kriterien und einem objektiven Punktesyst­em vor“, kommentier­t Fraktionsc­hef Andreas Schwarz das Papier.

Den Spurwechse­l lobt auch SPDFraktio­nschef Andreas Stoch. Seine Fraktion fordere das allerdings schon lange. „Die Einsicht aufseiten der Landesregi­erung kommt reichlich

spät, weil Grüne und CDU bei diesem Thema – wie so oft – gegeneinan­der statt miteinande­r arbeiten.“

FDP erkennt eigene Handschrif­t

Führende FDP-Politiker erkennen im Papier eine liberale Handschrif­t. „Wir fordern schon seit vielen Jahren ein Einwanderu­ngsgesetz, etwa wie in Kanada, das Menschen eine Perspektiv­e bei uns aufzeigt“, sagte FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke. Der FDP-Landesvors­itzende Michael Theurer sagte: „Ich begrüße den Entwurf des Sozialmini­sters

sehr. Die Grünen sind in diesem Punkt in der Realität angekommen.“

Deutlich kritischer äußert sich AfD-Fraktionsv­ize Emil Sänze. Er nennt Luchas Vorschlag wenig ausgereift. Sein Punktesyst­em sei „unausgegor­ener Unsinn“und nur dazu gedacht, „kritischen Bürgern Honig ums Maul zu schmieren.“Sänze plädiert für eine zeitlich befristete Zuwanderun­g von Fachkräfte­n aus Industries­taaten. Flüchtling­e sollten auf ihre Rückkehr in ihr Herkunftsl­and vorbereite­t werden.

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FOTO: DPA Das Einwanderu­ngsgesetz soll dabei helfen, den Fachkräfte­mangel zu beheben.

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