Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weingarten sieht sich nicht als Topfavorit
Landesliga-Absteiger hat nach Pokalaus noch viel Arbeit vor sich
WEINGARTEN - Der SV Weingarten sortiert sich nach dem Abstieg für die Saison in der Fußball-Bezirksliga neu. Dass eine Rückkehr in die Landesliga kein Selbstläufer wird, ist Trainer Thomas Gadek und seinem Team klar. Die Pokalniederlage in Baienfurt war ein Hinweis, wie weit der Weg ist.
Schon vor dem weitgehend blutleeren 1:3 seines Teams im Pokalderby bei der SGB wollte Gadek nichts davon wissen, dass der direkte Wiederaufstieg für seine Mannschaft Pflicht ist. „Wir haben starke Mitabsteiger, nicht nur der SV Beuren hat sich in der Bezirksliga gut verstärkt“– der Coach sieht seinen SV Weingarten weder als klaren Topfavoriten noch unter Zugzwang.
Wobei: Gut täte dem Verein die Rückkehr in die Landesliga natürlich. Der SV Weingarten hat mit den Abstiegen von drei Jugendteams und der ersten Mannschaft eine Saison hinter sich, die langfristig Spuren hinterlassen wird. Das Finale von Gadeks Jungs war an Dramatik kaum zu überbieten. Erst verloren die Weingartener das Derby beim SV Oberzell durch ein Eigentor ihres Kapitäns Jakub Jelonek in der 93. Spielminute mit 0:1. Dann holten sie im nächsten Derby gegen den TSV Berg in den Schlussminuten einen 0:2-Rückstand auf. Ausgerechnet die Lokalrivalen hielten Weingarten am letzten Spieltag im Rennen – der TSV Berg ließ beim 6:0 gegen die TSG Ehingen nichts anbrennen und der FV Ravensburg II hielt eine halbe Stunde lang einen 3:2-Vorsprung gegen den SV Mietingen.
Der Abstieg schmerzt immer noch
Womit im Winter keiner mehr gerechnet hatte: Plötzlich war sie da, die große Chance, mit einem Sieg im Relegationsspiel gegen den FC Leutkirch die Landesliga doch noch zu halten. Aber Kraft und Schwung reichten nicht: In der zweiten Halbzeit der Verlängerung verlor der SVW das Finale durch einen Doppelschlag von Leutkirchs Michael Koch mit 0:2. „Diese Niederlage im Relegationsspiel hat wehgetan“, die Erinnerung an den 24. Juni ist bei Trainer Thomas Gadek noch wach. „Das hat die Spieler und uns Trainer hart getroffen.“
Gadek hatte in der Winterpause eine Art Himmelfahrtskommando angetreten. Als Tabellenletzter fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz – das war die Ausgangssituation nach einer Chaos-Hinrunde, in der der SVW nicht weniger als fünf Trainer hatte. 22 Punkte in 16 Ligaspielen – das war die Bilanz des SV Weingarten unter Thomas Gadek. Auch wenn’s nichts mehr hilft: Mit diesem Schnitt hätte die Mannschaft auf die gesamte Saison gerechnet locker die Liga gehalten. „Wir hatten am Ende der Saison mehr erreicht, als nach der Winterpause realistisch zu erwarten gewesen war“, meint Gadek. Dazu beigetragen haben auch die beiden Rumänen Dumitru Muntean und Marius Suta. Der Mittelfeldmann und der Torwart waren den Weingartenern aus der Konkursmasse eines rumänischen Zweitligisten in der Winterpause quasi zugelaufen.
Sie sind dem SVW trotz der Angebote anderer Vereine treu geblieben – natürlich auch als Dankbarkeit dafür, dass der Verein sie dabei unterstützt hatte, Arbeit zu finden. Und mit Florin Muresan ist in der Sommerpause sogar ein dritter Ex-Zweitliga-Spieler aus Rumänien beim SVW gelandet.
Geblieben sind weitere Säulen des Teams. „Ich freue mich, dass es zum Beispiel für Martin Bleile gar keine Frage war, dass er mit in die Bezirksliga geht“, sagt Gadek. Auch Kapitän Jakub Jelonek schnürt seine Kickschuhe weiter für den SVW. Unter den Abgängen sind feste Säulen wie Christian Eicher – ein echtes Problem haben die Weingartener auf der Torhüterposition: Talent Marcel Maier hat den Verein Richtung FC Wangen verlassen, damit steht Gadek mit Marius Suta aktuell nur ein Torhüter zur Verfügung.
Nach dem laschen Auftritt in Baienfurt stellen sich die Anhänger des SVW allerdings viel grundlegendere Fragen: Ist die Mannschaft willens, die Bezirksliga anzunehmen? Ein Gutes hat die Derbyniederlage ja: Wachgerüttelt müssten jetzt alle sein.
Zugänge: David Endres, Marco Pfeiffer, Francisco Afonso (eigene Jugend), Florin Muresan (Olimpia Satu Mare/Rumänien), Tony Edwin Giesser (2. Mannschaft), Flavio D’Ercole (SV Weißenau) Abgänge: Raphael Schmid, Dominik Damjanovic (beide TSV Berg), Okan Celik (FV Ravensburg II), Marcel Maier (FC Wangen), Matthias Gentner (pausiert), Christian Eicher, Armin Dauti (unbekannt)