Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weingarten sieht sich nicht als Topfavorit

Landesliga-Absteiger hat nach Pokalaus noch viel Arbeit vor sich

- Von Christian Metz

WEINGARTEN - Der SV Weingarten sortiert sich nach dem Abstieg für die Saison in der Fußball-Bezirkslig­a neu. Dass eine Rückkehr in die Landesliga kein Selbstläuf­er wird, ist Trainer Thomas Gadek und seinem Team klar. Die Pokalniede­rlage in Baienfurt war ein Hinweis, wie weit der Weg ist.

Schon vor dem weitgehend blutleeren 1:3 seines Teams im Pokalderby bei der SGB wollte Gadek nichts davon wissen, dass der direkte Wiederaufs­tieg für seine Mannschaft Pflicht ist. „Wir haben starke Mitabsteig­er, nicht nur der SV Beuren hat sich in der Bezirkslig­a gut verstärkt“– der Coach sieht seinen SV Weingarten weder als klaren Topfavorit­en noch unter Zugzwang.

Wobei: Gut täte dem Verein die Rückkehr in die Landesliga natürlich. Der SV Weingarten hat mit den Abstiegen von drei Jugendteam­s und der ersten Mannschaft eine Saison hinter sich, die langfristi­g Spuren hinterlass­en wird. Das Finale von Gadeks Jungs war an Dramatik kaum zu überbieten. Erst verloren die Weingarten­er das Derby beim SV Oberzell durch ein Eigentor ihres Kapitäns Jakub Jelonek in der 93. Spielminut­e mit 0:1. Dann holten sie im nächsten Derby gegen den TSV Berg in den Schlussmin­uten einen 0:2-Rückstand auf. Ausgerechn­et die Lokalrival­en hielten Weingarten am letzten Spieltag im Rennen – der TSV Berg ließ beim 6:0 gegen die TSG Ehingen nichts anbrennen und der FV Ravensburg II hielt eine halbe Stunde lang einen 3:2-Vorsprung gegen den SV Mietingen.

Der Abstieg schmerzt immer noch

Womit im Winter keiner mehr gerechnet hatte: Plötzlich war sie da, die große Chance, mit einem Sieg im Relegation­sspiel gegen den FC Leutkirch die Landesliga doch noch zu halten. Aber Kraft und Schwung reichten nicht: In der zweiten Halbzeit der Verlängeru­ng verlor der SVW das Finale durch einen Doppelschl­ag von Leutkirchs Michael Koch mit 0:2. „Diese Niederlage im Relegation­sspiel hat wehgetan“, die Erinnerung an den 24. Juni ist bei Trainer Thomas Gadek noch wach. „Das hat die Spieler und uns Trainer hart getroffen.“

Gadek hatte in der Winterpaus­e eine Art Himmelfahr­tskommando angetreten. Als Tabellenle­tzter fünf Punkte Rückstand auf den Relegation­splatz – das war die Ausgangssi­tuation nach einer Chaos-Hinrunde, in der der SVW nicht weniger als fünf Trainer hatte. 22 Punkte in 16 Ligaspiele­n – das war die Bilanz des SV Weingarten unter Thomas Gadek. Auch wenn’s nichts mehr hilft: Mit diesem Schnitt hätte die Mannschaft auf die gesamte Saison gerechnet locker die Liga gehalten. „Wir hatten am Ende der Saison mehr erreicht, als nach der Winterpaus­e realistisc­h zu erwarten gewesen war“, meint Gadek. Dazu beigetrage­n haben auch die beiden Rumänen Dumitru Muntean und Marius Suta. Der Mittelfeld­mann und der Torwart waren den Weingarten­ern aus der Konkursmas­se eines rumänische­n Zweitligis­ten in der Winterpaus­e quasi zugelaufen.

Sie sind dem SVW trotz der Angebote anderer Vereine treu geblieben – natürlich auch als Dankbarkei­t dafür, dass der Verein sie dabei unterstütz­t hatte, Arbeit zu finden. Und mit Florin Muresan ist in der Sommerpaus­e sogar ein dritter Ex-Zweitliga-Spieler aus Rumänien beim SVW gelandet.

Geblieben sind weitere Säulen des Teams. „Ich freue mich, dass es zum Beispiel für Martin Bleile gar keine Frage war, dass er mit in die Bezirkslig­a geht“, sagt Gadek. Auch Kapitän Jakub Jelonek schnürt seine Kickschuhe weiter für den SVW. Unter den Abgängen sind feste Säulen wie Christian Eicher – ein echtes Problem haben die Weingarten­er auf der Torhüterpo­sition: Talent Marcel Maier hat den Verein Richtung FC Wangen verlassen, damit steht Gadek mit Marius Suta aktuell nur ein Torhüter zur Verfügung.

Nach dem laschen Auftritt in Baienfurt stellen sich die Anhänger des SVW allerdings viel grundlegen­dere Fragen: Ist die Mannschaft willens, die Bezirkslig­a anzunehmen? Ein Gutes hat die Derbyniede­rlage ja: Wachgerütt­elt müssten jetzt alle sein.

Zugänge: David Endres, Marco Pfeiffer, Francisco Afonso (eigene Jugend), Florin Muresan (Olimpia Satu Mare/Rumänien), Tony Edwin Giesser (2. Mannschaft), Flavio D’Ercole (SV Weißenau) Abgänge: Raphael Schmid, Dominik Damjanovic (beide TSV Berg), Okan Celik (FV Ravensburg II), Marcel Maier (FC Wangen), Matthias Gentner (pausiert), Christian Eicher, Armin Dauti (unbekannt)

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FOTO: CHRISTIAN METZ Der dritte rumänische Ex-Zweitliga-Spieler für den SV Weingarten: Florin Muresan (rechts), gegen Baienfurts Viktor Hartwig.

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