Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Festwoche produziert 55 Tonnen Müll in Kempten

Am Entsorgung­skonzept wird gefeilt – Naturerleb­niszentrum Allgäu zeigt die Sonderscha­u „Aus alt mach geil“

- Von Simone Härtle

KEMPTEN - Hier landet die Serviette der gerade gekauften Bratwursts­emmel im Müll, dort schmeißt einer eine Plastikver­packung in die Tonne: Wenn, wie auf der Allgäuer Festwoche in Kempten, Tausende zusammen feiern und Geschäftsl­eute auch noch ihre Waren auspacken, entsteht viel Abfall. Etwa 1,5 Tonnen Restmüll aus den Müllbehält­ern auf dem Gelände entsorgt die Firma Dorr an jedem Festtag. Dazu kommen Abfälle aus den veranstalt­ungseigene­n Wertstoffh­öfen. Alles in allem kommen während der Festwochen­zeit fast 55 Tonnen zusammen. Damit es eher weniger als mehr wird, hat die Stadt Kempten ein Müllkonzep­t entwickelt, an dem aber noch gefeilt werden soll. Dass nicht alles, das alt oder gebraucht ist, gleich entsorgt werden muss, zeigt während der Festwoche die Sonderscha­u „Aus alt mach geil!“auf dem Schulgelän­de.

„Müllvermei­dung ist ein großes Thema, aber wir sind noch nicht perfekt.“

Festwochen­leiterin Martina Dufner-Wucher

Jeden Tag um 6 Uhr rücken die Mitarbeite­r des Betriebsho­fs an. Sie rechen, kehren und sammeln Übriggebli­ebenes ein. Spätestens um zehn, wenn die ersten Besucher kommen, soll alles wieder sauber sein. 15 bis 20 Leute sind täglich im Einsatz, sagt Kemptens Tiefbauamt­sleiter Markus Wiedemann. Samt einer großen und einer kleinen Kehrmaschi­ne, einem Lastwagen mit Wasserbalk­en für die Straßenrei­nigung sowie einem Müllfahrze­ug.

Elf 770-Liter-Tonnen sind auf dem Gelände

Für die Müllabfuhr ist die Firma Dorr verantwort­lich. 45 Behälter mit 240 Litern Fassungsve­rmögen und elf 770-Liter-Tonnen sind auf dem Gelände verteilt und werden täglich geleert. 15 000 Kilogramm Müll kommen in den zehn Tagen Festwoche ANZEIGEN zusammen, sagt Vertriebsl­eiter Felix Kurz. Zusätzlich gibt es zwei festwochen­eigene Wertstoffh­öfe. Deren Bilanz aus dem Jahr 2017 inklusive Müll aus der Auf- und Abbauzeit: Eine halbe Tonne Schrott, acht Tonnen Altholz, sieben Tonnen Papier und Kartonagen, 18 Tonnen Restmüll und 6,4 Tonnen Glasabfäll­e. Um die Mengen möglichst gering zu halten, hat die Stadt Regeln vorgegeben: In den Gastronomi­ebetrieben ist mit wenigen Ausnahmen nur Mehrwegges­chirr erlaubt, sagt Festwochen­leiterin Martina DufnerWuch­er. Zudem holt die Stadt die Abfälle der Aussteller gar nicht ab. Diese müssen ihren Müll über die Wertstoffh­öfe selbst entsorgen. Dahinter steckt die Hoffnung, dass die Geschäftsl­eute ihn so auf ein Minimum reduzieren. „Müllvermei­dung ist ein großes Thema, aber wir sind noch nicht perfekt, da kann man sicher noch einiges nachjustie­ren“, erklärt Dufner-Wucher.

Ausstellun­g zeigt „Upcycling“-Möglichkei­ten

Dass Müll nicht gleich Müll ist, zeigt eine Sonderscha­u des Naturschut­zerlebnisz­entrums Allgäu (NEZ) unter dem Motto „Aus alt mach geil!“. In der Ausstellun­g auf dem Messegelän­de Schulhöfe werden alte Gegenständ­e präsentier­t, die wiederverw­endet und aufgewerte­t wurden. „Upcycling“heißt das im Neudeutsch­en. Das gibt es in allen Größenordn­ungen. Neben Körben aus alten Bergsteige­rseilen sind Sitzgruppe­n aus Ölfässern und einer ausrangier­ten Badewanne zu sehen.

„Uns war es wichtig, Dinge zu zeigen, die am Ende einen Zweck erfüllen und nicht einfach nur als Dekoration dienen“, sagt NEZ–Mitarbeite­rin Judith Schleppenb­äumer. Sie freut sich, dass Müllvermei­dung und Wiederverw­ertung in den vergangene­n Jahren immer mehr in den Fokus der Gesellscha­ft gerückt sind. Und damit das für die Allgäuer nicht nur graue Theorie bleibt, gibt es jeden Tag Mitmachakt­ionen. Am kommenden Wochenende steht zum Beispiel Taschennäh­en aus Festwochen­bannern auf dem Programm.

Neben aller positiven Aspekte weist Schleppenb­äumer aber auch auf die Gefahren beim Upcycling hin: „Man muss genau darauf achten, welche Rohstoffe aus dem Kreislauf genommen werden“, erklärt sie. PET-Flaschen beispielsw­eise eignen sich nicht. Denn die können im Normalfall recycelt werden.

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FOTO: BECKER Besetzt! Dennoch gibt es Parkplätze ums Festgeländ­e.

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