Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Festwoche produziert 55 Tonnen Müll in Kempten
Am Entsorgungskonzept wird gefeilt – Naturerlebniszentrum Allgäu zeigt die Sonderschau „Aus alt mach geil“
KEMPTEN - Hier landet die Serviette der gerade gekauften Bratwurstsemmel im Müll, dort schmeißt einer eine Plastikverpackung in die Tonne: Wenn, wie auf der Allgäuer Festwoche in Kempten, Tausende zusammen feiern und Geschäftsleute auch noch ihre Waren auspacken, entsteht viel Abfall. Etwa 1,5 Tonnen Restmüll aus den Müllbehältern auf dem Gelände entsorgt die Firma Dorr an jedem Festtag. Dazu kommen Abfälle aus den veranstaltungseigenen Wertstoffhöfen. Alles in allem kommen während der Festwochenzeit fast 55 Tonnen zusammen. Damit es eher weniger als mehr wird, hat die Stadt Kempten ein Müllkonzept entwickelt, an dem aber noch gefeilt werden soll. Dass nicht alles, das alt oder gebraucht ist, gleich entsorgt werden muss, zeigt während der Festwoche die Sonderschau „Aus alt mach geil!“auf dem Schulgelände.
„Müllvermeidung ist ein großes Thema, aber wir sind noch nicht perfekt.“
Festwochenleiterin Martina Dufner-Wucher
Jeden Tag um 6 Uhr rücken die Mitarbeiter des Betriebshofs an. Sie rechen, kehren und sammeln Übriggebliebenes ein. Spätestens um zehn, wenn die ersten Besucher kommen, soll alles wieder sauber sein. 15 bis 20 Leute sind täglich im Einsatz, sagt Kemptens Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann. Samt einer großen und einer kleinen Kehrmaschine, einem Lastwagen mit Wasserbalken für die Straßenreinigung sowie einem Müllfahrzeug.
Elf 770-Liter-Tonnen sind auf dem Gelände
Für die Müllabfuhr ist die Firma Dorr verantwortlich. 45 Behälter mit 240 Litern Fassungsvermögen und elf 770-Liter-Tonnen sind auf dem Gelände verteilt und werden täglich geleert. 15 000 Kilogramm Müll kommen in den zehn Tagen Festwoche ANZEIGEN zusammen, sagt Vertriebsleiter Felix Kurz. Zusätzlich gibt es zwei festwocheneigene Wertstoffhöfe. Deren Bilanz aus dem Jahr 2017 inklusive Müll aus der Auf- und Abbauzeit: Eine halbe Tonne Schrott, acht Tonnen Altholz, sieben Tonnen Papier und Kartonagen, 18 Tonnen Restmüll und 6,4 Tonnen Glasabfälle. Um die Mengen möglichst gering zu halten, hat die Stadt Regeln vorgegeben: In den Gastronomiebetrieben ist mit wenigen Ausnahmen nur Mehrweggeschirr erlaubt, sagt Festwochenleiterin Martina DufnerWucher. Zudem holt die Stadt die Abfälle der Aussteller gar nicht ab. Diese müssen ihren Müll über die Wertstoffhöfe selbst entsorgen. Dahinter steckt die Hoffnung, dass die Geschäftsleute ihn so auf ein Minimum reduzieren. „Müllvermeidung ist ein großes Thema, aber wir sind noch nicht perfekt, da kann man sicher noch einiges nachjustieren“, erklärt Dufner-Wucher.
Ausstellung zeigt „Upcycling“-Möglichkeiten
Dass Müll nicht gleich Müll ist, zeigt eine Sonderschau des Naturschutzerlebniszentrums Allgäu (NEZ) unter dem Motto „Aus alt mach geil!“. In der Ausstellung auf dem Messegelände Schulhöfe werden alte Gegenstände präsentiert, die wiederverwendet und aufgewertet wurden. „Upcycling“heißt das im Neudeutschen. Das gibt es in allen Größenordnungen. Neben Körben aus alten Bergsteigerseilen sind Sitzgruppen aus Ölfässern und einer ausrangierten Badewanne zu sehen.
„Uns war es wichtig, Dinge zu zeigen, die am Ende einen Zweck erfüllen und nicht einfach nur als Dekoration dienen“, sagt NEZ–Mitarbeiterin Judith Schleppenbäumer. Sie freut sich, dass Müllvermeidung und Wiederverwertung in den vergangenen Jahren immer mehr in den Fokus der Gesellschaft gerückt sind. Und damit das für die Allgäuer nicht nur graue Theorie bleibt, gibt es jeden Tag Mitmachaktionen. Am kommenden Wochenende steht zum Beispiel Taschennähen aus Festwochenbannern auf dem Programm.
Neben aller positiven Aspekte weist Schleppenbäumer aber auch auf die Gefahren beim Upcycling hin: „Man muss genau darauf achten, welche Rohstoffe aus dem Kreislauf genommen werden“, erklärt sie. PET-Flaschen beispielsweise eignen sich nicht. Denn die können im Normalfall recycelt werden.