Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bücherlesen ist sexy!
Bücherlesen ist super! Unter der Bettdecke, im Zelt, am Strand, im Liege- und Rollstuhl, im Urlaub, während der Mittagspause, kurz vor dem Einschlafen, gleich nach dem Erwachen, bei Schlafstörungen vor und nach Mitternacht, an der Kneipentheke, im Krankenbett, im Bus, Zug oder Flieger. Man kann ganz alleine lesen, aber auch nebeneinander, im Eheoder Lotterbett, auf dem Sofa, der Couch oder im Auto wegen Stau auf der Autobahn nach Stuttgart oder vor dem Bernardino-Tunnel.
Man kann schweigen über Gelesenes oder unbedingt reden wollen. Mit der Ehefrau, dem Freund, einem zufällig dahergelaufenen Leser oder einer Leserin – egal. Bücherlesen macht gesprächig und kontaktfreudig. Meine Buchhändlerin sagt mir, was sie gelesen habe und mir empfehle, und ich sage ihr, wie zutreffend ihre Empfehlungen für mich immer seien und wie gut ihr die neue Bluse respektive Frisur stehe! Bücherlesen ist sexy!
„Um die Mitte des vorigen Sommers war eine kleine norwegische Küstenstadt der Schauplatz einiger höchst ungewöhnlicher Begebenheiten. Ein Fremder tauchte auf, ein gewisser Nagel…“, lautet der erste Satz eines Romanes, der den Leser den ganzen Urlaub lang beunruhigt und zugleich entspannt. Das gilt auch für die Geschichte Ismaels, der, das Datum ist unwichtig, auf die Idee kam, zur See zu gehen. Irgendwo an der Ostsee verliebte sich einst eine Lehrerin in ihren jüngeren Schüler, erzählt Siegfried Lenz in seiner Novelle „Schweigeminute“, durchaus nicht nur geeignet als Lektüre für den Leistungskurs Deutsch im Gymnasium.
Übrigens lese ich in den Ferien respektive im Urlaub immer eines der wichtigsten Werke über den Umgang mit der menschlichen Dummheit: „Der brave Soldat Schwejk“von Jaroslav Hasek.