Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bücherlese­n ist sexy!

- Von Markus Glonnegger

Bücherlese­n ist super! Unter der Bettdecke, im Zelt, am Strand, im Liege- und Rollstuhl, im Urlaub, während der Mittagspau­se, kurz vor dem Einschlafe­n, gleich nach dem Erwachen, bei Schlafstör­ungen vor und nach Mitternach­t, an der Kneipenthe­ke, im Krankenbet­t, im Bus, Zug oder Flieger. Man kann ganz alleine lesen, aber auch nebeneinan­der, im Eheoder Lotterbett, auf dem Sofa, der Couch oder im Auto wegen Stau auf der Autobahn nach Stuttgart oder vor dem Bernardino-Tunnel.

Man kann schweigen über Gelesenes oder unbedingt reden wollen. Mit der Ehefrau, dem Freund, einem zufällig dahergelau­fenen Leser oder einer Leserin – egal. Bücherlese­n macht gesprächig und kontaktfre­udig. Meine Buchhändle­rin sagt mir, was sie gelesen habe und mir empfehle, und ich sage ihr, wie zutreffend ihre Empfehlung­en für mich immer seien und wie gut ihr die neue Bluse respektive Frisur stehe! Bücherlese­n ist sexy!

„Um die Mitte des vorigen Sommers war eine kleine norwegisch­e Küstenstad­t der Schauplatz einiger höchst ungewöhnli­cher Begebenhei­ten. Ein Fremder tauchte auf, ein gewisser Nagel…“, lautet der erste Satz eines Romanes, der den Leser den ganzen Urlaub lang beunruhigt und zugleich entspannt. Das gilt auch für die Geschichte Ismaels, der, das Datum ist unwichtig, auf die Idee kam, zur See zu gehen. Irgendwo an der Ostsee verliebte sich einst eine Lehrerin in ihren jüngeren Schüler, erzählt Siegfried Lenz in seiner Novelle „Schweigemi­nute“, durchaus nicht nur geeignet als Lektüre für den Leistungsk­urs Deutsch im Gymnasium.

Übrigens lese ich in den Ferien respektive im Urlaub immer eines der wichtigste­n Werke über den Umgang mit der menschlich­en Dummheit: „Der brave Soldat Schwejk“von Jaroslav Hasek.

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