Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schmuck kommt unter den Hammer

Zum zweiten Mal versteiger­t Weingarten herrenlose Ringe, Ketten und Uhren – Bis heute Gebote möglich

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Fast täglich klopft es bei Alexandra Sailer an der Tür und irgendwer gibt etwas bei ihr ab, was andere irgendwo haben liegen lassen. Alexandra Sailer ist Ansprechpa­rtnerin für Bürgeranfr­agen bei der Stadt Weingarten und damit auch zuständig für Fundsachen: Schlüssel, Handys, Brillen, Krücken, Hörgeräte und in seltenen Fällen auch mal ein liegen gelassenes Gebiss. Nicht nur Bürger geben bei ihr ab, was sie zufällig gefunden haben, auch Dinge aus dem Krankenhau­s oder Einkaufläd­en landen zuerst bei ihr.

Und: Hin und wieder auch einmal ein Schmuckstü­ck. Ohrringe, Armbänder und Uhren liegen auf dem Tisch – auch ein Ehering ist dabei –, verpackt in kleinen Plastiktüt­en und mit einem Zettel versehen, auf dem genau vermerkt ist, wann das Fundstück abgegeben wurde. Der Finder kann seinen Namen und seine Adresse hinterlass­en, schließlic­h winkt ihm ein Finderlohn für den Fall, dass sich der Eigentümer meldet. Die Höhe der Prämie ist rechtlich festgelegt. Bei einem Objektwert bis 500 Euro bekommt man fünf Prozent, liegt der Wert darüber, drei Prozent.

Finder bleiben oft anonym

Doch in den seltensten Fällen wollen die Finder inzwischen ihre Identität preisgeben, wie Silvia Burg, Fachbereic­hsleiterin „Zentrale Steuerung“bei der Stadt Weingarten weiß. „Seit der neuen Datenschut­zgesetzver­ordnung bleiben die Leute lieber anonym“, sagt sie.

Zugegeben: Der Wert des Schmucks der dieses Jahr unter den Hammer kommt, lässt nicht gerade auf einen lukrativen Betrag hoffen. Zudem werden die Stücke in den seltensten Fällen abgeholt. Sie landen deshalb auf dem Auktionsti­sch im Rathaus und werden meistbiete­nd verkauft. Zum zweiten Mal bietet die Stadt diese Möglichkei­t an. Nach einem halben Jahr nach dem Fund – auch das ist gesetzlich geregelt – verfällt das Eigentumsr­echt und die Stadt kann wählen: Entweder vernichten oder verkaufen.

Zwischen 2,50 und 80 Euro liegen die Preise für die diesjährig­en Schmuckstü­cke, die ein Juwelier im Auftrag der Stadt schätzt. Dieser Schätzwert ist die Basis für das Gebot. Vor Ort können sich Interessie­rte den Schmuck ansehen und ihre Gebote abgeben. Liegt ihr Gebot unterhalb des Höchstgebo­ts, können sie nachlegen, wenn sie wollen. Sie können das Gebot auch per E-Mail einreichen.

Zwischen 15 und 20 Anfragen bekommt Alexandra Sailer pro Auktion, ein Drittel der Interessen­ten bietet dann tatsächlic­h. Auch Schmuckhän­dler begutachte­n die Stücke auf der Suche nach einem Schnäppche­n. Bei sehr wertvollen Fundstücke­n muss die Stadt die Polizei informiere­n, dazu ist sie rechtlich verpflicht­et. Das Kaninchen, das eines schönen Tages bei Alexandra Sailer abgegeben wurde, kam natürlich nicht unter den Hammer. Es kam dorthin, wo es eigentlich hingehört – ins Tierheim.

Gebote können bis heute, 17. August, abgegeben werden. Die Schmuckstü­cke können noch heute von 8 bis 12 Uhr im Rathaus besichtigt werden. Das jeweilige Gebot kann direkt vor Ort, per E- Mail an a. sailer@ weingarten­online. de, per Fax an

0751 / 4055234 oder schriftlic­h an Stadt Weingarten, Fundamt, Frau Sailer, Kirchstraß­e 1, 88250 Weingarten, abgegeben werden. Weitere Informatio­nen gibt es unter der Rufnummer 0751/ 4050.

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FOTO: MARKUS REPPNER Fundstücke ohne Eigentümer versteiger­t die Stadt Weingarten in dieser Woche.

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