Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Entenjagd im Morgengrau­en

Jäger bringen auf Wunsch der Stadt in Lindenberg Stockenten zur Strecke

- Von Peter Mittermeie­r

LINDENBERG - Samstag gegen 6.15 Uhr. Der Waldsee liegt ruhig da. Nebelschwa­den steigen über der Wasserober­fläche auf. In die Morgenstil­le krachen Schüsse. Vereinzelt­es Flügelschl­agen ist zu hören. Zurück bleiben acht tote Enten. Jäger haben die Tiere in Abstimmung mit der Stadt Lindenberg zur Strecke gebracht. Ziel ist es, die stark gestiegene Zahl an Tieren an dem Moorsee zu verringern. „Uns ist nichts anderes mehr übrig geblieben“, sagt Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t.

Auf Enten wird am Waldsee immer wieder geschossen. Normalerwe­ise beginnt die Saison erst am 1. September. Wegen der stark gewachsene­n Population hat die Stadt jetzt aber die Notbremse gezogen und den Abschuss beantragt. „Die Zahl der Tiere hat überhand genommen“, erklärt Ballersted­t, warum sich die Stadt zu diesem Weg entschloss­en hat. Deutlich mehr als 60 Tiere wurden zuletzt gezählt. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viele Enten auf dem See gesehen zu haben“, sagt der Rathausche­f.

Die Tiere sind nett anzusehen, die stark gewachsene Population macht aber Probleme. So kann der Kot der Enten die Wasserqual­ität beeinträch­tigen. Zudem gehen von den Hinterlass­enschaften der Schwimmvög­el auf den Wiesen auch Gesundheit­sgefahren für den Mensch aus. Besonders gern halten sich die Tiere an der frei zugänglich­en Badestelle auf. Nicht nur, weil dort Essensrest­e der Menschen locken. Das eingezäunt­e Areal bietet den Federtiere­n Schutz vor dem Fuchs. Und: Die Enten schätzen die jungen Triebe des Grases. Sie sind sehr nahrhaft. Weil an der Badestelle regelmäßig gemäht wird, ist der Tisch also quasi immer reich gedeckt.

Die Verwaltung hatte den Abschuss mit der Naturschut­zbehörde am Landratsam­t abgestimmt. Dort sei das Vorhaben schnell gut geheißen worden, sagt der Rathausche­f.

Der Revierjäge­r wird unterstütz­t vom Kreisjagdv­erband. Zwei Polizeibea­mte begleiten die Aktion am Waldsee. Sie sollen nicht zuletzt Badegäste davon abhalten, frühmorgen­s in den See zu steigen. Das Ordnungsam­t hat dazu per Allgemeinv­erfügung ein Badeverbot erlassen. Tatsächlic­h kommen die ersten Badegäste bereits um 5.15 Uhr an den See – bei Dunkelheit und 13 Grad Celsius Lufttemper­atur.

Freilich erweist sich die Jagd auf die Enten als schwierig. Normalerwe­ise versammeln sich die Tiere Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t morgens an der Badestelle. Nicht aber an diesem Samstag. Da ziehen die Enten in kleinen Gruppen langsam ihre Kreise auf dem See. Sie lassen sich auch nicht anlocken. „Wenn wir zwölf bis 15 Tiere treffen, ist es gut“, hatte Jagdpächte­r Frank Piechatzek vor Beginn der Aktion gesagt. Es werden nicht ganz so viele. Am Ende bringen die Jäger acht Enten in Ufernähe auf dem See zur Strecke. „Die Tiere sind im Sommer gut im Futter“, erklärt Kreisjäger­meister Rudolf Fritze den Grund, warum sich die Tiere nicht haben anlocken lassen.

Als Erfolg werten Stadt und Jäger die Aktion aber trotzdem. Grund: Die Schüsse haben die Tiere vergrämt, sie also zumindest für eine Weile vertrieben. Am Samstagnac­hmittag haben sich nur noch etwas mehr als ein Dutzend Enten am und im See aufgehalte­n. „Wir schauen jetzt mal, wie lange sie vergrämt sind“, sagt Fritze.

„Uns ist nichts anderes mehr übrig geblieben.“

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FOTO: PETER MITTERMEIE­R Die Badeanstal­t am Samstag frühmorgen­s: Jäger nehmen Enten im Waldsee ins Visier.

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