Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Konstruktionen der Zukunft
Im Allgäu werden bereits 30 Prozent der Häuser aus Holz gebaut – Doch es gibt noch viel Potenzial
KEMPTEN - Das Grüne Zentrum in Immenstadt ist so ein Vorzeigeobjekt des mehrgeschossigen Holzbaus, wie es sich viele Fachleute auf dem Allgäuer Holztag im Kornhaus noch häufiger in der Region wünschen würden. Im Allgäu werden etwa 30 Prozent aller Häuser aus Holz gefertigt. In den Städten wie Kempten, Memmingen und Kaufbeuren liegt die Quote bei 15 Prozent, sagt Hugo Wirthensohn, Vorsitzender des Holzforums Allgäu. „Wir sind endlich auf dem richtigen Weg“, sagt er. Doch es gebe noch viel Potenzial.
Der dreigeschossige Holzständerbau des Grünen Zentrums in Immenstadt kostete etwa 3,4 Millionen Euro. Damit war es nicht teurer als ein normales Verwaltungsgebäude, sagte Philip Leube, Architekt des Büros f64-Architekten in Kempten. Das Gebäude ist seiner Meinung nach beispielhaft, wie Holz sichtbar und erlebbar gemacht werden kann. Besonders sei dabei die Arbeits-Atmosphäre im Inneren durch die warmen Oberflächen des Holzes, das Licht und den Geruch. Ein entscheidender Vorteil des Holzbaus sei die Nachhaltigkeit durch den nachwachsenden Rohstoff, der gleichzeitig CO2-Speicher ist, sagt Leube. Was im Holzbau noch alles möglich ist, zeigte Professor Michael Flach von der Uni Innsbruck in seiner Präsentation. In Wien entsteht gerade ein Holzhochhaus mit 24 Stockwerken. Immer „höher und dichter“– davon hält Flach allerdings nichts. Es komme auf das richtige Maß an und die Sicherheit stehe im Vordergrund. Im Allgäu hält er vierbis achtgeschossige Gebäude für sinnvoll. Aber: „Uns fehlen die mutigen Bauherren.“Zusätzlich schränke der Brandschutz ein. Mehr als acht Geschosse sind im Holzbau derzeit nicht erlaubt. Obwohl auch zehngeschossige Gebäude kein Problem wären, sagt Flach. Michael Merk, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion der TU München, benannte die Vorteile: Die Holzbauweise punkte durch hohe Qualität, da die meisten Teile bereits in den Werken vorgefertigt werden können und auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt werden müssten.
Das Vorurteil „Holz brennt und fault“, lässt Merk nicht gelten. Holzgebäude halten Feuer nach wissenschaftlichen Erkenntnissen sehr lange Stand, ohne einzustürzen. Damit Holz nicht fault, dürfe erst gar keine Feuchtigkeit in die Konstruktion gelangen. Das heißt, Wasser ableiten und ablüften, sagt Merk.