Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Geselligkeit kommt beim Seniorenturnen nie zu kurz
Warum Uschi Bauhofer nach 23 Jahren als Übungsleiterin der Gruppe aufhört – Jüngste Turnerin ist 69 Jahre alt
HORGENZELL - Das Seniorenturnen am Montagnachmittag um halb fünf ist für viele ältere Horgenzeller ein wichtiger Termin. Nicht nur für die Gesundheit. Die Teilnehmer genießen auch die Geselligkeit und das gemeinsame Lachen. Seit 30 Jahren gibt es das Seniorenturnen des SV Horgenzell, seit 23 Jahren hat Uschi Bauhofer aus Wilhelmskirch die Gruppe geleitet. Jetzt gibt die 78-Jährige diese Aufgabe ab.
Bei schönem Wetter sind oft schon lange vor der Turnstunde Seniorengrüppchen vor der Turnhalle zu sehen. Im Winter sitzen sie gern im Foyer auf der Heizung. „Zum Turnen gehen wir immer ein bisschen früher“, berichtet Marlies Gindele. „Dann bleibt noch Zeit zum Schwätzen.“Die 25 bis 30 Frauen und Männer kommen aus dem ganzen Gemeindegebiet und haben immer viele Neuigkeiten auszutauschen. Zurzeit ist die jüngste Turnerin 69 und die älteste 96.
Ausdauer und Gleichgewicht
Das Zusammensein mit Gleichaltrigen ist ein wichtiger Aspekt des Seniorenturnens, erklärt die Übungsleiterin Bauhofer. Sie beginnt meist mit Bewegungsübungen, die Ausdauer und Gleichgewicht trainieren – mal mit Bällen, mal mit Seilen, mal mit Stöcken, mit Marschmusik oder auch mal mit ganz ruhigen Tönen. Im nächsten Teil, bei dem die Sportler auf Stühlen sitzen, geht es mehr um Koordination und Reaktion. Zum Schluss gibt es Gedächtnisspiele und Entspannungsübungen.
„Der Sport ist wichtig für ein aktives Alter“, sagt Bauhofer. Wer beweglich bleibt, kann sich oft trotz körperlicher Einschränkungen ein großes Maß an Selbstständigkeit erhalten. Und wer regelmäßig Gleichgewicht und Reaktion trainiert, stürzt nicht so leicht – und wenn, dann sind die Folgen nicht so schwer. Das kann eine Teilnehmerin bestätigen: Sie ist mit dem Fuß umgeknickt und hingefallen. Hinterher hat zwar der Fuß wehgetan, aber beim Fallen ist ihr nichts weiter passiert. Das
„Der Sport hält mich jung und beweglich, und er hält mich auch geistig fit“, sagt eine Teilnehmerin.
hat sie dem Seniorenturnen zu verdanken, sagt sie.
„Der Sport hält mich jung und beweglich, und er hält mich auch geistig fit“, berichtet eine andere Teilnehmerin. Alle loben die nette Gemeinschaft beim Turnen. Damit genug Zeit für den Austausch bleibt, geht die Gruppe alle vier Wochen nach dem Sport zum Einkehren. Ins Schwärmen geraten die Senioren, wenn sie von ihrer schönen Weihnachtsfeier erzählen. Alle sind voll des Lobes für ihre Übungsleiterin. Der Abschied fällt auch ihr nicht leicht: „Man wächst zusammen in all den Jahren“, sagt sie. „Aber man muss auch aufhören können.“
Konflikt: Sport und Beruf
In Uschi Bauhofers Leben hat der Sport immer eine große Rolle gespielt, von Kindheit an. Beim SV Horgenzell hat sie von 1975 bis zum Jahr 2000 das Frauenturnen geleitet, seit 1995 dann auch das Seniorenturnen. Seit 30 Jahren nimmt sie für den Verein das Sportabzeichen ab. Das alles war nicht immer leicht mit ihrem Beruf als Industriekauffrau in Einklang zu bringen. Als Anerkennung für ihr großes ehrenamtliches Engagement ist sie 2002 mit der Ehrennadel des Landes ausgezeichnet worden. Im SV Horgenzell ist sie Ehrenmitglied.
Mehr Zeit für den Mann
Und was hat sie jetzt vor? „Ich will mehr Zeit mit meinem Mann verbringen, mit unserem gemeinsamen Hobby, dem Segeln“, sagt Bauhofer. Als Teilnehmerin will sie beim Seniorenturnen weiter mitmachen. Aber dann braucht sie sich nicht mehr vorbereiten und kann auch mal aussetzen. „So ist dann auch mal ein verlängertes Wochenende auf dem Bodensee drin.“Beim SV Horgenzell will Bauhofer auch weiterhin die Sportabzeichen abnehmen. Und beim Turn- und Sportbund (TSB) Ravensburg bleibt sie ebenfalls als Sportlerin aktiv.
Die Seniorenturngruppe in der Abteilung Breitensport des SV Horgenzell trainiert wieder nach den Sommerferien montags von 16.30 bis 17.30 Uhr in der Turnhalle neben der Festhalle.