Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
In Südfrankreich den Humpis-Händlern auf der Spur
Die Bad Waldseer Historikerin Julia Luibrand konzipierte die Museumsausstellung in Ravensburg
RAVENSBURG - Die südfranzösische Handelswelt des Mittelalters, das weiße Gold Zucker und eine sich durch die Entdeckung Amerikas rasant verändernde Welt: Die 29-jährige Waldseerin Julia Luibrand ist fasziniert vom Mittelalter und den Städten am Mittelmeer dieser Epoche. Direkt nach dem Studium hat die junge Historikerin im vergangenen Jahr die Gelegenheit bekommen, eine Ausstellung zu konzipieren. „Die Humpis in Avignon – Zucker erobert Europa“heißt das Ergebnis und ist noch bis 23. September im Ravensburger Museum Humpisquartier zu sehen.
Viele Monate lang hat Luibrand, die in Tübingen lebt und dort Geschichte, Französisch sowie Musikwissenschaft auf Lehramt studiert hat, in Archiven in Frankreich geforscht. Während ihres Studiums in Aix-en-Provence hat sich die Frankreichliebhaberin mit der Geschichte der Ravensburger Handelsgesellschaft und der Familie Humpis beschäftigt, die im nah gelegenen Avignon im 15. Jahrhundert eine Geschäftsniederlassung errichtete. Bei ihren Forschungen stieß sie auf Zollregister, die die Handelstätigkeiten der Humpis belegten. Denn von Avignon aus handelten die Ravensburger mit dem vormals nur in Arabien bekannten Luxusgut Zucker mit großen Gewinnen europaweit.
„Eine besondere Chance“
„Avignon war für die Humpis der Hauptabsatzmarkt. Anhand des Zuckers soll Geschichte greifbar und bildlich gemacht werden, das war der Aufhänger für die Ausstellung“, erzählt Luibrand, die in Waldsee aufwuchs und am Gymnasium auf dem Döchtbühl Abitur gemacht hat. Dass sie direkt nach dem Studium eine Ausstellung konzipieren konnte, erfüllt die 29-Jährige mit Stolz und Freude. „Das war eine besondere Chance, für die ich sehr dankbar bin. Ein tolle Erfahrung, die mir sehr viel Spaß gemacht hat.“
Die Idee dazu entstand an der Universität in Tübingen gemeinsam mit dem Ravensburger Honorarprofessor Andreas Schmauder, Direktor des Museums Humpisquartier, der die Konzeption von der Idee bis zur Umsetzung begleitete. „Ich habe an der Uni eine Veranstaltung von ihm zum Thema „Humpis in Barcelona“besucht und da entwickelte sich der Gedanke, über die Tätigkeiten der Ravensburger Handelsfamilie in Südfrankreich weiterzuforschen“, berichtet Luibrand.
Spannend fand sie in der Konzeptionsphase, den Erzählstrang der Ausstellung zu entwickeln und auf die Räume im Museum zuzuschneiden. Auch Studenten der Medienwissenschaft haben sich an der Ausstellung beteiligt. Sie steuerten in Avignon entstandene Fotos und Filmsequenzen bei. „Sie haben ganz tolle Einspieler gemacht, die in der Ausstellung zu sehen sind“, erklärt Luibrand. Auch eine Animation eines Wandteppichs aus dieser Zeit (das Original ist in Paris) haben die Studenten kreiert. „Das ist eines der Highlights der Ausstellung“, sagt Luibrand. Von der Idee bis zur Fertigstellung der Ausstellung dauerte es etwa ein Jahr. Ihr Wissen gibt sie bei speziellen Kuratorenführungen im Humpismuseum an die Besucher weiter. Nächster Termin: 2. September um 11 Uhr. Anmeldung unter Telefon 0751 / 82820.
Noch bis 23. September zeigt das Museum Humpisquartier die Sonderausstellung über die Bedeutung der mittelalterlichen Stadt Avignon im Süden Frankreichs und den Handel mit Zucker für die große Ravensburger Handelsgesellschaft. Unter der Leitung von Museumsdirektor und Honorarprofessor Andreas Schmauder unterstützten Master-Studierende vom Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen die aus Bad Waldsee stammende Kuratorin Julia Luibrand bei der Entwicklung der Ausstellung.