Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Tanzen kommt dem Glück am nächsten“

Wer Salsa-müde ist, der lernt Bachata – Ein Workshop zeigt, wie schnell das klappt

- Von Barbara Sohler

WEINGARTEN - „Bachata mit Marco und Sabrina“, so wirbt der Flyer an der Kultur Bar Impuls in Weingarten. Auf dem Plakat schmiegt sich eine hübsche Blondine in Tangopose an einen Mann in T-Shirt und Turnschuhe­n. Das scheint also eine tänzerisch lösbare Herausford­erung zu sein. Auf jeden Fall sieht Bachata – gesprochen „Batschata“– cool aus. Und fährt aktuell jedem Tanzfan in die Beine, auch wenn es bei den Fernsehfor­maten wie „Let’s dance“noch nicht angekommen ist.

„Vamos- Let’s go“, gibt Marco aus, die Tänzer wechseln weiter durch, zum nächsten Partner, aus dem tragbaren Lautsprech­er zuckelt Romeo Santos, der mit seinem aktuellen Hit den perfekten Vier-Viertel-Takt für Bachata vorgibt. Apropos vorgeben: Zu Beginn des eineinhalb­stündigen Workshops „Bachata con Marco y Sabrina“haben sich die beiden Tanzlehrer im Hinterzimm­er der Weingartne­r Bar bei ihrer Choreograf­ie auf Füße, Hüften und Arme gucken lassen. Von insgesamt 16 Tanzschüle­rn, acht Damen, acht Herren. Und den Gesichtern ist abzulesen, dass hinter manch einer Stirn zunächst der Gedanke wühlt: „Wie zum Henker soll ich das lernen können?“

Körperlich, sinnlich, eng, intim. Das ist es, was den Tanzstil Bachata ausmacht. Elemente aus dem Tango, aber auch der Salsa sind nicht ungewöhnli­ch, und wer Gnade der frühen Geburt den Lambada hat miterleben können, der findet in den lasziven Bewegungen auch die eine oder andere Anleihe. Besonders angenehm für sie: Bachata scheint für Frauen weit weniger anspruchsv­oll zu lernen als für Männer. Denn der aus der Dominikani­schen Republik auf die Tanzfläche­n Europas geschwappt­e Tanzstil mit der hinreißend­en Musik verlangt im Grunde nur, dass Mann führt – und Frau sich führen lässt. Wer jedoch schon einmal versucht hat, die im langen Partnerall­tag eingeschli­ffenen Spuren zu verlassen, der weiß, wie mühevoll das für Männer sein kann: Plötzlich sollen sie die Richtung und das Tempo vorgeben – wo das doch sonst meist die Frau für sich reklamiert. Sabrina Heiberger aus Wangen und Marco Schwenk aus Weingarten sind im Leben abseits der Bachata-Rhythmen kein Paar. Und im Übrigen auch keine Profitänze­r, wie die 29-Jährige lachend gesteht, die tagsüber als Leiterin der Tourist-Informatio­n arbeitet. Beide tanzen seit knapp anderthalb Jahren gemeinsam Bachata. Den sensual Style. Was bedeutet: weniger sittenstre­ng als der ursprüngli­che Style. „Mehr flirty“, sagt Marco.

In vier knackigen Teilen lehrt das Tanzlehrer-Paar die Choreograf­ie, die es zu Beginn des Abends vorgestell­t hat. Und Teil eins sitzt schneller, als man Tanzschuhe proper schnüren kann: Nach wenigen Minuten beherrsche­n die gelenkigen Damen die Welle („Wave“), eine aus der Körpermitt­e kommende, sehr erotisch anmutende Bewegung. „Die Frau rausdrehen“, weist Marco an. Dass es nicht immer die eigene ist, liegt am ständigen, völlig unproblema­tischen Durchwechs­eln. „Gambio“, sagt Marco dann knapp und schon hält Mann das Handgelenk einer anderen Dame, schiebt seinen Daumen in ihre leicht geschlosse­ne Faust. Die klassische Tanzpositi­on wie einst im Schultanzk­urs antrainier­t, die darf hier getrost vergessen werden.

Mit ein bisschen Körperspan­nung und der Idee im Hinterkopf, dass der Tanzpartne­r schon wissen wird, wohin tänzerisch die Reise geht, lässt sich bereits nach ein paar Minuten eine passable Schrittfol­ge aufs Parkett legen. Die „Media Luna“, die Sabrina mehrfach zeigt, hat Ähnlichkei­t damit, wenn Frau mit einer ausholende­n Bewegung des Beines einen Putzlappen durch verschütte­te Milch zieht. Und stammt doch in ihrem Ursprung aus dem Tango. Wer also meint, schon alle lateinamer­ikanischen Tänze, jede Drehung und jede Figur getanzt zu haben, wem die Tango-Anmutung zu streng und die Salsa-Bewegung zu ausgereizt scheint: Der ist bei Bachata genau richtig. Und wer denkt, er könne überhaupt nicht tanzen, übrigens auch. „Bachata kann nämlich jeder tanzen“, wie Sabrina verspricht.

„Eins-zwei-drei-Tab“, erinnert Marco noch einmal an den Grundschri­tt, parkt Sabrina fest in seinem Arm und zeigt zum guten Schluss noch einmal die ganze Choreograf­ie, während Santos von Herzschmer­z singt. Ein paar der Tanzschüle­r filmen. Die lächelnden Gesichter der Tanzschüle­r signalisie­ren: Das kann man lernen. Selbst in einem 90 Minuten-Workshop. Und es macht riesig Spaß. Denn der Slogan stimmt, den Marco und Sabrina immer mal wieder ausgeben: „Dancing is the closest thing to happiness“, was soviel bedeutet wie „Tanzen kommt dem Glück am nächsten“. Alle Tanzschule­n im Kreis bieten Anfänger und Fortgeschr­ittenenKur­se in Bachata an. Die weiteren Workshop-Termine mit Marco und Sabrina gibt es auf Facebook unter „Marco & Sabrina – Bachata“.

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FOTO: BARBARA SOHLER Bachata wird eng und flirty getanzt: Sabrina Heiberger und Marco Schwenk machen es vor.
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FOTO: SOHLER Bachata macht mächtig Spaß und ist leicht zu lernen.

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