Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die neue Ära zeichnet sich langsam ab
Zeitlich leicht im Verzug: Umbau der Moorbadeabteilung soll bis 24. September dauern
BAD WURZACH - Etwas später als geplant wird die Moorbadeabteilung des Kurbetriebs Bad Wurzach wieder geöffnet sein. Statt wie erhofft am
9. September werden Gäste erst ab
24. September wieder in einer Moorwanne baden können. Die Kosten bleiben trotzdem im Rahmen.
Seit gut viereinhalb Monaten ist die Moorbadeabteilung neben dem Kurhotel eine große Baustelle. Viel hat sich in dieser Zeit in dem 400 Quadratmeter großen Stockwerk getan. „Es nimmt Konturen an“, freuen sich Marcel Wiesendt, stellvertretender Geschäftsführer des städtischen Kurbetriebs, und Monika Erfurth-Heim, die Leiterin des Gesundheitsbereichs, beim Rundgang mit der „Schwäbischen Zeitung“.
In der Tat: Präsentierte sich die Moorbadeabteilung vor vier Monaten kurz nach Beginn der Entkernung als einziger riesiger Raum, so ist er heute wieder kleinteilig aufgebaut. Die Wände, in Trockenbauweise hochgezogen, stehen, erste Moorkabinen sind gefliest, viele Quadratmeter Decke geschlossen.
Es kann schon erahnt werden, was Wiesendt und sein Chef Markus Bazan zu Beginn der Arbeiten versprochen haben: „Moorbäder können in hochwertigem Wohlfühlambiente genommen werden.“Die angekündigten, an vielen Stellen dominierenden geschwungenen Formen sind bereits zu sehen. Im Gegensatz zur TRAUERANZEIGEN Arbeit, die dahinterstand: „Diese runden Wände waren sehr schwierig zu bauen“, erzählt Wiesendt. „Die Bauteile mussten zum Teil eingeweicht werden, um sie formbar zu machen.“Eine Herausforderung werden die Rundungen nun noch für den Fliesenleger werden. Probleme und Herausforderungen hätten die beauftragten Firmen unter Leitung des Architekturbüros Studio Gollwitzer (das plant auch das neue Hallenbad) und des Bauleiters Ralf Stierhof von der Firma RST insgesamt sehr gut und flexibel gelöst, lobt Wiesendt: „Fachlich wird hier sehr gut gearbeitet. Die Firmen haben Ahnung von dem, was sie tun, und das ist auch nötig. Denn es ist eine komplizierte Baustelle und eine hohe Kunst, in einem alten Bestand umzubauen, zumal wenn, wie in unserem Fall, 40 Jahre nichts mehr gemacht wurde.“
Ein schwierig zu lösendes Problem sind und waren für die Bauarbeiter auch die Zu- und Abflussrohre für die neuen, Holz verkleideten Moorwannen, von denen bislang aber nur die Einfassungen montiert sind. Die Decken sind nämlich sogenannte Rippendecken. Beim Verlegen der Rohre müssen deren Zwischenräume genau getroffen werden. „Zum Teil war es nicht möglich, die Wannen so zu setzen wie geplant. Daher mussten Wände verlegt werden“, berichtet Marcel Wiesendt. „Rippendecke wurde zum Unwort auf dieser Baustelle“, erzählt er lachend.
Auch der Rückbau der alten Lüftungsrohre war schwierig angesichts der für Außenstehende oft unübersichtlichen Menge an Rohren in den Wänden. „Das geschah mit höchster Sorgfalt und unter ständiger Aufsicht unseres Haustechnikers Franz Netzer, der da den genauen Überblick hat“, so Wiesendt.
Während unter anderem Eingangsbereich und Kabinen nun bereits mehr als nur erahnbar sind, ist vom „Highlightraum“noch nicht viel zu sehen. Das Innenleben dieser ganz besonderen Badekabine, unter anderem mit einem „Sternenhimmel“ausgestattet, werde vormontiert geliefert, sagt Erfurth-Heim. „Erst danach macht es Sinn, Wände hochzuziehen.“
So viel freilich auch schon zu sehen ist, hinken die Arbeiten doch ein Stück hinter dem Zeitplan hinterher. Vor allem, weil die auf neun Tage angesetzten Abrissarbeiten zu Beginn der gesamten Maßnahme sich fast dreimal länger hinzogen als geplant, mussten der Kurbetrieb die Wiedereröffnung der Moorbadeabteilung um gut zwei Wochen verschieben. Statt am 9. September werden Gäste nun erst am 24. September wieder Moorbäder nehmen können.
Als weiteren Grund für die Verzögerung nennt Wiesendt Nachbesserungen beim Brandschutz, die erst während des Rückbaus erkennbar wurden. „Da haben wir uns auch nicht unter Zeitdruck gesetzt, weil wir uns hier unserer Verantwortung für die Sicherheit voll bewusst sind.“
Der Zeitverzug, den es so fast von Beginn an gegeben hat, sei nicht mehr wettzumachen gewesen, sagt Wiesendt, „obwohl die Firmen alle sehr flexibel gearbeitet haben“. Den nun anvisierten 24. September als Eröffnungstermin nennt Wiesendt immer noch „sportlich, aber wir glauben daran, dass wir das schaffen“.
Finanziell liegen die Arbeiten dagegen nahezu komplett im grünen Bereich. 1,8 Millionen Euro beträgt das Budget. „Wir werden am Ende weniger als zwei Millionen Euro benötigen. Damit liegen wir für die Größe dieser Baustelle hervorragend“, sagt Wiesendt zufrieden. Zu große Daumenschrauben finanzieller Art werde man sich nicht anlegen, betont er: „Geschwindigkeit und Qualität sind ebenso wichtig wie der Preis.“
Auf die Stadt und damit den Steuerzahler falle diese leichte Kostensteigerung nicht zurück, betont Wiesendt. Das Geld, das der Kurbetrieb für den Umbau der Moorbadeabteilung mehr benötigt, fehlt ihnen bei der anschließenden Modernisierung des Kurhotels, die im Frühjahr 2019 beginnen könnte. Insgesamt wurden dem Kurbetrieb 5,3 Millionen Euro vom Gemeinderat für beide Maßnahmen zusammen zugestanden.
Der Hotelbetrieb war freilich auch von den Arbeiten in der Moorbadeabteilung betroffen. Einen Monat lang mussten wegen des Baulärms Zimmer gesperrt werden. „Es gab während der besonders lauten Estricharbeiten einige moderate Beschwerden“, berichtet Wiesendt. „Aber insgesamt hatten die Gäste sehr viel Verständnis. Wir hatten mit sehr viel mehr Ärger gerechnet.“
Mit der Wiedereröffnung der Moorbadeabteilung kehrt übrigens auch das Fitnessstudio wieder an seinen angestammten Platz neben dem Eingangsbereich des Gesundheitszentrums zurück – allerdings frühestens im November. Dann aber räumlich größer sowie mit neuen Geräten und neuem Boden.
Auch für das Fitnessstudio wird dann das gelten, was Bazan und Wiesendt für die „neue“Moorbadeabteilung versprochen haben: „Sie wird heutigen Ansprüchen des Gastes gerecht werden. Nach dem Umbau wird eine neue Ära des Moorbadebetriebs beginnen.“
Eindrücke von der Baustelle Moorbadeabteilung gewinnt man in einem Video online unter schwaebische.de/bw-moorbad