Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tettnanger Hopfen trotzt Trockenheit und Hitze
Bei der Ernteschätzung sind Gutachter überrascht vom guten Zustand der Dolden – Bewässerung wird Thema
TETTNANG - Das Hopfenanbaugebiet Tettnang am Bodensee kommt trotz Hitze und Dürre wohl mit einem blauen Auge davon: Mit 43 900 Zentnern Gesamtertrag rechnen Pflanzer, Verbände und Handel in diesem Jahr. Das ist das Ergebnis der Hopfenschätzung vom Montag. In der Saison 2017 lag das Ernteergebnis bei 45 409 Zentnern. Tettnang ist nach der bayerischen Hallertau und dem Gebiet Elbe-Saale die drittwichtigste Region für Hopfen in Deutschland.
„Am wichtigsten ist das Signal an die Brauer, dass die Versorgungssicherheit mit Tettnanger Hopfen gewährleistet ist“, sagt Walter König vom bayerischen Brauerbund. Diese Aromasorte macht mit fast 18 000 Zentnern den größten Anteil in Tettnang aus und ist in zahlreichen Bieren enthalten. Tettnang stehe im Vergleich zu den anderen Anbaugebieten in Deutschland überdurchschnittlich gut da, sagt König. Die hat er selbst erst vor Kurzem besucht, dort gibt es im Lauf dieser Woche ebenfalls die Ernteschätzungen.
Doch auch wenn die Erntemenge bezogen auf das Anbaugebiet mit einer Größe von fast 1400 Hektar durchschnittlich ist: Entscheidend wird am Ende der Alphasäuregehalt sein, der für Aroma und Bitterstoffe verantwortlich ist. Den könne man derzeit noch nicht abschätzen, sagt Wolfgang Ruther, Vorsitzender des Tettnanger Hopfenpflanzerverbands. Tendenziell werde der Gehalt aber unterdurchschnittlich sein.
Das ist aber durchaus von der Lage abhängig: Im östlich von Tettnang gelegenen Argental dominieren etwa kiesige Böden. Einige Hopfenpflanzer hätten dort bewässern können, sagt Stefan Arnegger vom Tettnanger Hopfenpflanzerverband. Zumindest dort sei die Entwicklung normal gewesen. Nichtbewässerte Anlagen haben unter Trockenheit gelitten.
Im südlich von Tettnang gelegenen Kau dominieren lehmigere Böden. An der Oberfläche sind diese ebenso trocken wie anderswo, aber durch die tiefere Lage kommen die Pflanzen besser an Grundwasser. Aber auch in höheren Lagen hätten sich die Pflanzen an die Trockenheit angepasst, erklärt Arnegger. Schon im April hätten sie wegen ausbleibender Niederschläge tiefer gewurzelt und seien deswegen besser auf die jüngste Trockenperiode vorbereitet gewesen. „Der Hopfen und die Hopfenpflanzen haben die Trockenheit und Hitze erstaunlich gut überstanden“– so steht es jedenfalls im Bericht zur Ernteschätzung.
Doch die Hitze ist nicht das einzige Problem gewesen: Weil es so früh im Jahr warm wurde, fehlten da die erst für später bestellten Saisonkräfte, sagt Jürgen Weishaupt, Geschäftsführer des Tettnanger Hopfenpflanzerverbands. Ein großes Zukunftsthema aus Sicht der Hopfenpflanzer ist der Pflanzenschutz. Da durch Verbote Mittel wegfielen und keine neuen nachkämen, sei die Gefahr groß, dass Schädlinge Resistenzen entwickeln könnten.
Nach diesem Sommer kommt zudem die Diskussion um die Bewässerung. Hier gibt es, so Weishaupt, bereits eine Machbarkeitsstudie im Anbaugebiet Spalt.