Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die Liebesschlösser in Friedrichshafen sollen weg
Wegen Sanierungsarbeiten am Moleturm ruft die Stadt dazu auf, die Treuesymbole wieder zu entfernen
FRIEDRICHSHAFEN - Vier Jahre, nachdem die Stadt Friedrichshafen die Liebesschlösser am Schlosssteg entfernt hat, nimmt sie nun jene am Moleturm ins Visier. Anlass dafür sind im Herbst geplante Sanierungsarbeiten. Bis 21. September haben Verliebte noch Gelegenheit, ihre dort angebrachten metallenen Treuesymbole selbst zu entfernen, danach werden das Mitarbeiter des Baubetriebsamts erledigen.
Die einen hängen seit mehr als zehn Jahren und sind so stark verwittert, dass die mit Filzstift draufgeschriebenen Namen kaum noch zu lesen sind. Auf anderen garantieren Gravuren die dauerhafte Lesbarkeit. Manche sind schnörkellos schlicht und lediglich mit Namen und Datum versehen, manche aufwändig mit bunten Glitzersteinchen verziert oder mit Sprüchen wie „Big Love“oder „Ewig dein babe“aufgepeppt. Was die vor allem auf der obersten Plattform am Geländer des Moleturms angebrachten Bügelschlösser allesamt miteinander verbindet, ist ihre Aussage: Sie sollen für jedermann sichtbare Zeichen der ewigen Verbundenheit zweier Menschen sein. Zumeist sind es Verliebte, manchmal aber auch „nur“gute Freunde, die ein Schloss am Geländer befestigen und den Schlüssel danach ins Wasser werfen.
Woher der Brauch kommt, ist nicht belegt – am wahrscheinlichsten gilt die Theorie, dass er seinen Ursprung an der Brücke „Ponte Vecchio“in Florenz hatte. Mittlerweile ist es ein globales Phänomen: Wo Touristen unterwegs sind, sind Brücken mit Liebesschlössern nicht weit. An der Pont des Arts in Paris waren es vor vier Jahren so viele, dass ein Teil der Fußgängerbrücke am Louvre einbrach. Die Zeitung „Le Parisien“berichtete damals, dass die Liebesschlösser die Brücke mit einem Gewicht von rund 54 Tonnen belasten würden. Die Stadt ließ die Schlösser 2015 entfernen. Ähnliches stand vorübergehend auch für die bekannteste mit Liebesschlössern übersäte Brücke in Deutschland im Raum: die Hohenzollernbrücke in Köln, die ihren Status als Sehenswürdigkeit zumindest zum Teil auch eben diesen Schlössern verdankt. Vorerst dürfen sie hängen bleiben.
Keine Sicherheitsbedenken
Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Statik gibt’s für den Moleturm in Friedrichshafen laut Auskunft der Stadtverwaltung nicht. Dafür ist die Zahl der Schlösser noch zu gering – weshalb die Stadt sie bislang auch geduldet hat. Nun ist aber geplant, den Steg zum Moleturm und den Turm selbst im Herbst zu sanieren. Dabei soll das Geländer gereinigt, Rost entfernt und Korrosionsschutz aufgebracht werden. „Aus diesem Grund müssen die zahlreichen Liebesschlösser entfernt werden“, teilt die Stadtverwaltung mit - und ermuntert jene, die in den vergangenen Jahren ein solches dort angebracht haben, dies bis 21. September selber zu tun.
Am Montag, 24. September, werden die Mitarbeiter des Baubetriebsamtes damit beginnen, die verbliebenen Schlösser zu knacken und abzuhängen. Bis Ende September können die Schlösser dann noch nach vorheriger Terminabsprache im Baubetriebsamt an der Rheinstraße abgeholt werden. Die Sanierungsarbeiten werden wohl mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Während dieser Zeit sind der Moleturm und der Steg gesperrt.
Ob nach der Sanierung das Anbringen neuer Schlösser weiterhin geduldet wird, ist noch nicht geklärt. Am Schlossteg sind die Liebesschlösser seit vier Jahren tabu, weil diese, laut damalige Auskunft der Stadtverwaltung, den Rostschutz für das Geländer beschädigen würden.