Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Futtereinkäufe durch bayerische Bauern befürchtet
Leutkirchs Landwirtschaftsfunktionär Westermayer rechnet wegen Dürre mit Konkurrenz aus dem Freistaat
LEUTKIRCH - Eine bayerische Soforthilfe für dürregeschädigte Landwirte bereitet Waldemar Westermayer (CDU) Sorgen. Der in Leutkirch beheimatet Vorsitzende des Bauernverbands Allgäu-Oberschwaben bemängelt dabei den Beschluss der Staatsregierung in München, Zuschüsse beim Futterkauf zu gewähren. Solche Zukäufe sind teilweise für Bauern nötig geworden, weil auf ihren Wiesen nichts mehr wächst. Westermayer befürchtet nun, dass bayerische Landwirte im grenznahen württembergischen Raum mit Staatsgeldern zum Einkaufen gehen und die Futterpreise weiter nach oben treiben. Hiesige Bauern ohne entsprechende Zuschüsse hätten dann das Nachsehen.
Der bayerische Beschluss gilt für Futterrechnungen, die seit Anfang August angefallen sind. Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) sagte dazu: „Überall dort, wo erhebliche Ertragseinbußen zu erwarten sind, wollen wir die Mehrkosten für Grundfutter zur Hälfte bis zu 50 000 Euro pro Betrieb ausgleichen.“Nach dem jetzigen Stand der aktuellen Dürrefolgen könnten laut Westermayer bereits erste landwirtschaftliche Betriebe in der Leutkircher Gegend betroffen sein. „Wer keinen Futtervorrat hat, muss zukaufen“, sagt der Bauernfunktionär. Und er stehe dann womöglich in Konkurrenz zu den besser gestellten bayerischen Kollegen.
Westermayer betreibt am Stadtrand von Leutkirch selber einen Hof. Er berichtet, dass bei ihm noch auf Kleegras zurückgegriffen werden könne. Es stehe „noch relativ gut“. Ansonsten müsste auch bei ihm Silage, also das Winterfutter, verfüttert werden. Laut seinen Worten gibt es in der Gegend bereits solche Fälle. Ohne Silage drohe eben der Zukauf von Futter. Wobei hier die Preise bereits ohne die bayerische Konkurrenz gestiegen sind. So suchen bereits Bauern aus dem nahen Vorarlberg händeringend nach Futter. Auch in Teilen Oberschwabens ist die Lage angespannter als bei Leutkirch.
Gewitterregen sorgen für Wassernachschub
„Hier ist die Dürre nicht so schlimm wie anderswo“, meint dann auch Westermayer. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“Gewitterregen hätten immer mal wieder für Wassernachschub gesorgt. In der Region werde üblicherweise vier bis fünf Mal im Jahr gemäht. Die ersten beiden Wiesenschnitte seien verhältnismäßig gut gewesen. Erst beim dritten Schnitt habe es wegen der Trockenheit „enorme Einbußen“gegeben. Westermayer rechnet, dass der Ertrag nur noch bei 60 Prozent liege. Der kommende vierte Schnitt würde seinen Worten zufolge vielleicht noch 40 Prozent Ertrag bringen - wenn überhaupt. „Es wächst nur wenig nach“, hat er festgestellt.
Seinen Kollegen in der Grünlandund Viehwirtschaft schlägt Westermayer vor, künftig beim Futter auf mehr Lagerhaltung zu achten - selbst wenn dies erst einmal die Kosten nach oben treibe. Zudem stehe die Frage im Raum, ob nicht der eine oder andere Bauer seinen Viehbestand verringern sollte. Dann sinke der Futterbedarf. Um aber künftige Wetter- oder Klima-Unbilden grundsätzlich abfedern zu können, fordert der Funktionär von der Politik erneut eine Risikoausgleichsrücklage. Vom Prinzip her geht es darum, in guten Zeiten Geld für schlechte Zeiten anzusparen. Der Pferdefuß dabei: In den Augen der Landwirte ist dies nur sinnvoll, wenn das Geld nicht besteuert wird. Zuletzt hat sich die CDU unter dem Begriff Klimarücklage dafür erwärmen können. Zu einer Einführung scheint es aber bis auf Weiteres wegen eines politischen Streits um die Besteuerung nicht zu kommen.
Eine Entwicklung sieht Westermayer übrigens im Leutkircher Raum ganz gelassen: „Der Mais steht bei uns besser als in anderen Landesteilen.“Er rechnet im Vergleich zum vergangenen Jahr mit immer noch 80 Prozent des damaligen Ertrags. Es könne nur sein, dass heuer etwas früher geerntet werde - statt Ende September eventuell bereit ab Mitte September.