Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fußball braucht mehr Mut!

- Von Filippo Cataldo f.cataldo@schwaebisc­he.de

Bis zu 65 Euro pro Monat ausgeben und drei Abos abschließe­n muss, wer sich die Möglichkei­t erkaufen möchte, jede Partie der gerade beginnende­n 56. Spielzeit der Fußball-Bundesliga und alle Spiele der deutschen Clubs im DFB-Pokal und in den internatio­nalen Wettbewerb­en am TV anschauen zu können. 102,95 Euro kostet das neue Trikot des VfB Stuttgart – neben dem des FC Bayern ist es das teuerste der Liga.

Wenn es um ihre Preise geht, ist die Bundesliga Premium. Das Produkt war es in der vergangene­n Zeit aber eher weniger. Der Meistersch­aftskampf verdient seit Jahren den Namen nicht mehr, der FC Bayern wird wohl auch seinen siebten Titel in Serie feiern. Was noch nicht einmal das größte Problem wäre, wenn die Münchner wenigstens mal ernsthaft gefordert werden würden – oder wenn die Gegner es zumindest versuchen würden. Rasend langweilig waren in der vergangene­n Saison nämlich auch die allermeist­en Spiele. In der Bundesliga geht Reagieren zumeist vor Agieren: Man lauert lieber auf Fehler des Gegners, als aktiv den Ball gewinnen und – eine ganz verwegene Vorstellun­g – mit diesem dann auch mal spielen zu wollen.

Den Bundesligi­sten scheint – ähnlich wie Bundestrai­ner Joachim Löw bei seiner Kader-Nominierun­g für die dann prompt historisch desaströs verlaufene WM in Russland – der Mut abhandenge­kommen zu sein. Und mit ihm der gesellscha­ftliche Kompass.

Sicher: Clubs aus anderen Ländern haben mehr Geld, mehr Investoren, mehr Möglichkei­ten. Dafür sind die Auswüchse noch größer. In Spanien überlegen sie gerade, künftig Ligaspiele in den USA auszutrage­n. Und: Vergangene Saison sind deutsche Clubs im Europapoka­l an Gegnern wie NK Domzale (Slowenien), Ludogorez Rasgrad (Bulgarien), Östersunds FK (Schweden) oder Red Bull Salzburg gescheiter­t – Clubs aus Entwicklun­gsländern des Fußballs.

Erfolg ist nicht nur eine Frage des Geldes. Wenn der Fußball das erkennen und sich wieder an seine gesellscha­ftliche Verantwort­ung und an seine vereinigen­de Kraft erinnern würde, dann wäre schon viel gewonnen.

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