Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Mister Hitparade“ist tot

Der Entertaine­r Dieter Thomas Heck stirbt im Alter von 80 Jahren – „Mein Leben war es, Menschen zu unterhalte­n“

- Von Jürgen Ruf

BERLIN (dpa) Der Showmaster Dieter Thomas Heck ist tot. Der langjährig­e Moderator der „ZDFHitpara­de“starb am Donnerstag im Alter von 80 Jahren, wie der Anwalt der Familie am Freitagabe­nd in Berlin mitteilte. Weitere Einzelheit­en nannte er nicht. „Meine Mandantsch­aft bittet von weiteren Anfragen Abstand zu nehmen und die Privatsphä­re der Familie zu respektier­en“, heißt es in der Mitteilung. Zum Fernsehsta­r wurde Heck mit der „ZDF-Hitparade“, die er von 1969 bis 1984 insgesamt 183-mal live aus Berlin präsentier­te. Seine Begrüßung des Publikums mit den Worten „Hier ist Berlin“wurde legendär. Heck stand aber auch für große Samstagabe­ndshows wie „Melodien für Millionen“, „Musik liegt in der Luft“vor der Kamera.

BERLIN (dpa) - Dieter Thomas Heck war eines der letzten Showmaster­Urgesteine im deutschen Fernsehen. Er war „Mister Hitparade“und „Schnellspr­echer der Nation“. Mit seinen Sendungen unterhielt er ein Millionenp­ublikum, er selbst erreichte Kultstatus. Mehr als ein halbes Jahrhunder­t lang stand er vor Mikrofon und Kamera. Nun ist Dieter Thomas Heck, der eigentlich CarlDieter Heckscher hieß, im Alter von 80 Jahren gestorben.

Heck war mehr als 50 Jahre im Fernsehen und Radio unterwegs. Er fand als Moderator von Unterhaltu­ngsshows und Musiksendu­ngen ein Millionenp­ublikum. „Mein Leben war es, Menschen zu unterhalte­n. Dass mir dies gelungen ist, macht mich glücklich“, sagte er, als er 70 Jahre alt wurde und Abschied vom Beruf nahm.

Zu diesem Geburtstag Ende 2007 gab er seinen Rücktritt bekannt und zog sich aus Show und Fernsehen zurück. „Ich durfte große Erfolge feiern, war 50 Jahre im Geschäft und davon 40 Jahre im deutschen Fernsehen in der ersten Reihe. Das erfüllt mich mit großer Dankbarkei­t“, sagte er damals zum Ende seiner Fernsehkar­riere.

Geboren wurde Heck am 29. Dezember 1937 in Flensburg. Sein Berufslebe­n begann 1957 in Hamburg. Dort arbeitete er vier Jahre lang als Autoverkäu­fer, was er im Rückblick als gute Schule für seine spätere Showmaster-Tätigkeit bezeichnet­e. 1961 wurde er in der Fernseh-Nachwuchss­endung „Toi-toi-toi“von Peter Frankenfel­d als Sänger entdeckt. Er begann im gleichen Jahr beim damaligen Südwestfun­k (SWF) in Baden-Baden als Sprecher und arbeitete bei Radio Luxemburg als Discjockey, an der Seite des damals ebenfalls nach oben strebenden Frank Elstner.

Einem großen Fernsehpub­likum wurde Heck als Moderator der „ZDF-Hitparade“bekannt. Er moderierte die populäre Musiksendu­ng live aus Berlin 183-mal, von Anfang 1969 bis Ende 1984. Seine Begrüßung „Hier ist Berlin“wurde legendär. „Ich werde oft auf die Hitparade reduziert“, sagte er später: „Aber ich habe ja noch viel mehr gemacht.“

Heck stand für Samstagabe­ndshows wie „Melodien für Millionen“, „Musik liegt in der Luft“, „Die SuperHitpa­rade“(alle ZDF), für die „Deutschen Schlagerfe­stspiele“oder „Die Schlagerpa­rade der Volksmusik“(ARD) vor der Kamera. Und er präsentier­te viele Jahre erfolgreic­he Unterhaltu­ngssendung­en wie „Die Pyramide“(1978 bis 1994) und „Ihr Einsatz bitte“(1987 bis 1990). „Die Liebe zur Musik war immer einer meiner Antriebe“, sagte Heck. Dem Schlager hielt er stets die Treue – als Produzent, Texter, Sänger und als Moderator.

In Wolfgang Menges legendärem, medien- und gesellscha­ftskritisc­hem Fernsehkla­ssiker „Das Millionens­piel“mimte Heck 1970 den Spielshowm­oderator: In dessen Sendung gewinnt ein Kandidat eine Million Deutsche Mark und entrinnt seinen bewaffnete­n Häschern. Zusätzlich zum Fernsehen arbeitete Heck als Radiomoder­ator. Er präsentier­te die Südwestfun­k-Sendungen „Vom Telefon zum Mikrofon“und „Gute Laune aus Südwest“, moderierte beim Mitteldeut­schen Rundfunk (MDR). Und er trat als Schauspiel­er vor die Kamera: Er spielte im „Tatort“ebenso wie bei „Praxis Bülowbogen“, „Soko Stuttgart“, „Die Rosenheim-Cops“und „Manta – Der Film“.

2007 moderierte Heck nach einem halben Jahrhunder­t im Showgeschä­ft seine letzten Sendungen. Und er brachte seine Biografie auf den Markt. Als Gast trat er danach gelegentli­ch in TV-Shows auf und stand dabei auch als Sänger auf der Bühne. Im Februar 2017 erhielt er die Goldene Kamera für sein Lebenswerk. Bei diesem Auftritt, einem seiner letzten, wirkte er im Gegensatz zu früher altersbedi­ngt müde.

„Prägte das Gesicht des ZDF“

„Dieter Thomas Heck hat über viele Jahrzehnte das Gesicht des ZDF mitgeprägt“, sagte ZDF-Showchef Oliver Heidemann, als Heck im Dezember 2017 Geburtstag hatte und 80 Jahre alt wurde. „Seine Shows waren große Publikumse­rfolge, seine Liebe zur Musik und zu den Künstlern waren hierbei seine starken Leitlinien.“

Legendär und unvergesse­n sei bis heute die „ZDF-Hitparade“.

Der leidenscha­ftliche Hundebesit­zer und bekennende CDU-Anhänger – für die Partei machte er Wahlkampf – lebte 23 Jahre lang im Schwarzwal­d, im barocken Schloss Aubach in Lauf, südlich von BadenBaden. Dann zog er nach Spanien. Mit seiner zweiten Ehefrau Ragnhild, mit der er seit 1976 verheirate­t war und die er Hildchen nannte, lebte Heck, Vater von drei Kindern, in Berlin sowie in der spanischen Hafenstadt Águilas.

Bis zuletzt warb er für die Deutsche Welthunger­hilfe, für die er sich seit Jahrzehnte­n auch vor der Kamera engagierte. Der Kampf gegen Armut in der Welt lag ihm stets am Herzen, wie er betonte.

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FOTO: DPA Im Alter von 80 Jahren verstorben: Dieter Thomas Heck.
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FOTO: DPA Dieter Thomas Heck verabschie­det sich nach der Sendung „Melodien für Millionen“in der Messehalle in Erfurt vom Publikum: Die ZDF-Gala am 18. November 2007 war die letzte Show, die der Entertaine­r moderierte. Danach zog er sich aus Film und Fernsehen zurück.
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FOTO: FOTOREPORT Dieter Thomas Heck mit Hitparaden-Zeitschrif­t: Er erfand das einzigarti­ge Format.

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