Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Folgsame Siemens-Manager
Münchner Technologie-Konzern will wegen US-Sanktionen seine Geschäfte mit Iran zurückfahren – Botschafter Grenell verkündet Rückzug
MÜNCHEN/TEHERAN (dpa) - Siemens will nach dem Inkrafttreten der neuen US-Sanktionen gegen Iran seine Geschäfte in dem Land zurückfahren. Man werde die geeigneten Maßnahmen ergreifen, um die „Geschäftsaktivitäten mit den sich verändernden multilateralen Rahmenbedingungen bezüglich Iran in Einklang zu bringen“, erklärte der DaxKonzern am Freitag in München. Das Unternehmen werde weiter dafür sorgen, dass alle Exportbeschränkungen sowie alle Vorschriften „einschließlich US-amerikanischer Sekundärsanktionen“strikt eingehalten würden.
Zuvor hatte der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, Schritte des Konzerns angekündigt. „Siemens hat mir mitgeteilt, dass sie sich aus dem Iran zurückziehen, um US-Sanktionen zu erfüllen“, schrieb er am Donnerstagabend beim Kurznachrichtendienst Twitter. US-Präsident Donald Trump hatte einseitig das Atomabkommen mit Iran aufgekündigt und Anfang August Sanktionen verhängt. Er wirft Teheran vor, Terrorismus zu finanzieren. Die Maßnahmen betreffen zunächst Finanzgeschäfte, vor allem den Dollarhandel. Eine zweite Welle im Herbst könnte Elektroprodukte in den Fokus nehmen, was Siemens treffen würde. Daher analysiert der Konzern seine Geschäfte.
Finanzvorstand Ralf Thomas hatte im Mai erklärt, dass Siemens „Dinge, die wir begonnen haben, so dies im rechtlichen Rahmen möglich ist, zu Ende bringen“. Der Konzern hatte eine Lizenzfertigung für Gasturbinen und Lokomotiven im Iran vereinbart, die auch bereits angelaufen war. Auch eine Absichtserklärung zur Modernisierung der Bahn-Infrastruktur wurde unterzeichnet.
Wegen der Sanktionen der Vereinigten Staaten fürchten viele Firmen Strafen, wenn sie Geschäfte mit dem Iran machen. Der Autobauer Daimler hat angekündigt, seine Pläne für das Land auf Eis zu legen. Eine Beratungsgesellschaft der TelekomGroßkundensparte T-Systems beendete ihre Tätigkeit im Iran, auch die Deutsche Bahn lässt Projekte auslaufen. Großbanken schrecken vor Finanzierungen von Iran-Geschäften zurück.
Verwirrung um Jobabbau
Einen Bericht des „Manager Magazins“, wonach bei dem Münchner Technologiekonzern mit der Umstrukturierung des Unternehmens bis zu 20 000 Arbeitsplätze gestrichen werden könnten, dementierte Siemens. Der Bericht „entbehrt jeder Grundlage“, erklärte ein Unternehmenssprecher am Freitag. Siemens könne die im Magazin genannten Zahlen nicht nachvollziehen. Entsprechende Äußerungen habe es „in dieser Form nicht gegeben“. Das „Manager Magazin“hatte am Donnerstag berichtet, Siemens-Chef Joe Kaeser habe sich Anfang August in einzelnen Gesprächen mit Investoren zu den Plänen geäußert. Der mögliche Jobabbau beziehe sich auf „zentrale Funktionen weltweit“, nicht auf Mitarbeiter in den Werken.
Siemens hatte Anfang August seine Pläne für den Konzernumbau vorgestellt. Die bislang fünf industriellen Divisionen sollen in drei eigenständigere Geschäftssparten eingeteilt, im Zuge dieses Umbaus soll die Konzernzentrale in München deutlich schlanker werden.