Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hochschule will aufs Polizeigelände
Stadt und DHBW interessieren sich für das Areal des Polizeireviers in der Seestraße
RAVENSBURG - Noch ist nicht heraus, wann genau das Polizeirevier in die Gartenstraße zieht und dann das Grundstück Seestraße 11 frei wird. Doch schon jetzt ist es heiß begehrt: Die Stadt Ravensburg hat sich beim Eigentümer, dem Land Baden-Württemberg, schriftlich ein Vorverkaufsrecht gesichert – sofern dieser das Areal nicht selbst nutzen wird. Und hat große Pläne. Genau wie die rasant wachsende Duale Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg.
Auch die DHBW hat ein Auge auf die Fläche zwischen See- und Rudolfstraße geworfen. Denn: „Wir haben immer Platzbedarf – das wäre für uns eine gute räumliche Entwicklungsmöglichkeit“, sagt DHBWRektor Herbert Dreher, dessen Landeseinrichtung nicht die schlechtesten Chancen auf den Zuschlag hat. Zumal man sich dann in unmittelbarer Nähe zu anderen DHBW-Gebäuden, etwa in der Rudolfstraße oder am Marienplatz, befände. Doch auch der Ravensburger Oberbürgermeister Daniel Rapp kann sich auf dem innenstadtnahen Filetstück einiges vorstellen: „Das Grundstück ist sehr interessant.“Deshalb will er dafür – in enger Abstimmung mit dem Land – eine städtebauliche Vision entwickeln. Zu der unter anderem gehört, „dass die beiden gründerzeitlichen Villen an der Seestraße erhalten werden“, betont Rapp.
Oberamt-Parkdeck kommt weg
Und denkt in größeren Dimensionen: In seine Überlegungen bezieht er nämlich auch das gegenüberliegende Oberamtei-Parkhaus mit ein. Dieses 1986 ursprünglich als Provisorium genehmigte Parkhaus, das mittlerweile nach einer Sanierung eine unbefristete Genehmigung erhalten hat, soll zumindest noch bis 2021 halten und genutzt werden können. „Seine Lebenszeit geht aber dem Ende zu“, macht Rapp deutlich. Und stellt sich schon mal eine Tiefgarage vor, die unter der gesamten Fläche entstehen könnte. Gegebenenfalls könnte irgendwann auch das Technische Rathaus, das momentan zur Miete im Deisenfang untergebracht ist, in einen Neubau ziehen – der dort hochgezogen wird, wo jetzt noch das Parkdeck steht. Diesen Gedanken hatte Baubürgermeister Dirk Bastin bereits vor zwei Jahren ins Spiel gebracht.
Der Auszug des Polizeireviers wird sich freilich noch eine Weile hinziehen: Zwar steht mittlerweile fest, dass die Beamten im Zuge der reformierten Polizeireform über kurz oder lang zum neuen Polizeipräsidium Ravensburg in die Gartenstraße 97 umziehen werden. Laut aktuellem Stand aber eher am Ende der dortigen Um- und Neubauten, die erst 2027 abgeschlossen sein sollen, wie Hermann Zettler, Leiter des Amtes für Vermögen und Bau Baden-Württemberg in Ravensburg, einräumt. Weil das Revier in der Seestraße aber so marode ist (die SZ berichtete mehrfach), sei das „vielen zu spät“. Folglich, so Zettler, „versuchen wir, an den einzelnen Bauabschnitten zu drehen“. Die kommenden Jahre werde nun eine entsprechende Konzeption erstellt. Nach aktuellem Stand soll das Führungs- und Lagezentrum des neuen Polizeipräsidiums zum 1. Januar 2020 als erstes in der Gartenstraße einziehen.
Grundstück wird teuer
In Bezug auf die Zukunft des Seestraßen-Geländes prüfe das Land zunächst, ob es selbst die Fläche braucht – etwa, um Staatsanwaltschaft, Arbeitsgericht, Landgericht oder die Duale Hochschule unterzubringen. Sollte das Land in irgendeiner Weise Bedarf haben, „hat das Vorrang – es gibt immer aktuelle Entwicklungen“, macht Zettler unmissverständlich deutlich. Sofern aber keine Landeseinrichtung Raumbedarf anmeldet, „lassen wir das Gelände nicht brachliegen und vor sich hin lottern“. Stattdessen werde man dann damit an den Markt gehen. Wobei sicher kein Vorzugspreis für die Stadt Ravensburg drin sei – stattdessen, betont Zettler, „wollen wir einen ordentlichen Preis für die Landeskasse erzielen“.