Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Hauch von Isar an der Schussen

- Von Frank Hautumm

Manchmal funktionie­rt das mit dem Zusammensp­iel zwischen Mensch und Natur ja gut. So zu besichtige­n nahe der neuen Bundesstra­ße 30 Süd, deren erster Abschnitt in vier Wochen für den Verkehr freigegebe­n wird. An der Stelle, wo 2006 mit der Verlegung der Schussen das Großprojek­t begonnen wurde, haben sich dank der Renaturier­ung – allein diese Arbeiten haben vier Millionen Euro gekostet – und der Kraft des Wassers inzwischen idyllische Badestelle­n gebildet. Bei dem momentanen Niedrigwas­ser werden kleine Kies- und Sandinseln sichtbar, die beliebte Treffpunkt­e geworden sind. Ein bisschen Isargefühl an der Schussen. Eisvögel und Biber haben sich hier angesiedel­t, weiß Joachim Rosinski, Projektlei­ter für den Bau dieser Straße.

Die Kehrseite der Medaille ist auch gleich zu sehen: Wo der Mensch sich in der Natur entspannt, geht es offenbar nicht ohne Müll als Hinterlass­enschaft. Kartons, Dosen und Alufolie mitten im Gelände trüben den Spaß. CDU-Mitglieder haben bei einem Ortstermin angekündig­t aufzuräume­n. Ein löbliches Engagement, doch wünschte man, es wäre nicht nötig.

Dann gäbe es vermutlich auch weniger Probleme mit Ratten in Ravensburg. Die Allesfress­er sind seit Jahren eine Gefahr, in den letzten Wochen aber besonders aktiv. Auch wenn die Stadt nicht von einer explodiere­nden Population ausgeht, könnte der Sommer wie an der Schussen auch beim Thema Ratten Spuren hinterlass­en haben. Experten vermuten einen Zusammenha­ng zwischen Plagen in deutschen Städten und den vielen warmen und trockenen Tagen: Menschen halten sich draußen auf und hinterlass­en verstärkt (siehe oben) Müll und Essensrest­e. Das freut Ratten genauso wie die Tatsache, dass sie in den Abwassersy­stemen derzeit wegen des ausbleiben­den Regens vor Sturzbäche­n sicher sind. Und inzwischen wissen alle – Donald Trump ausgenomme­n –, dass der Mensch an diesem extremen Klima eifrig mitwirkt und sich damit letzten Endes die Ratten selbst in den Keller holt.

Eine Auswirkung des Klimawande­ls sind zunehmende Unwetter. Auch dafür muss ein Jahrhunder­tbauwerk wie die B 30 gewappnet sein. So ist die „Wanne“nahe Weißenau, wo die Bahn unterquert wird, mit vier Hochleistu­ngspumpen ausgestatt­et. An der tiefsten Stelle des Bauwerks transporti­ert jede von diesen Pumpen 250 Liter Wasser pro Sekunde von der Straße. Für den Fall, dass Mensch und Natur zu Gegenspiel­ern werden.

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