Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein Hauch von Isar an der Schussen
Manchmal funktioniert das mit dem Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur ja gut. So zu besichtigen nahe der neuen Bundesstraße 30 Süd, deren erster Abschnitt in vier Wochen für den Verkehr freigegeben wird. An der Stelle, wo 2006 mit der Verlegung der Schussen das Großprojekt begonnen wurde, haben sich dank der Renaturierung – allein diese Arbeiten haben vier Millionen Euro gekostet – und der Kraft des Wassers inzwischen idyllische Badestellen gebildet. Bei dem momentanen Niedrigwasser werden kleine Kies- und Sandinseln sichtbar, die beliebte Treffpunkte geworden sind. Ein bisschen Isargefühl an der Schussen. Eisvögel und Biber haben sich hier angesiedelt, weiß Joachim Rosinski, Projektleiter für den Bau dieser Straße.
Die Kehrseite der Medaille ist auch gleich zu sehen: Wo der Mensch sich in der Natur entspannt, geht es offenbar nicht ohne Müll als Hinterlassenschaft. Kartons, Dosen und Alufolie mitten im Gelände trüben den Spaß. CDU-Mitglieder haben bei einem Ortstermin angekündigt aufzuräumen. Ein löbliches Engagement, doch wünschte man, es wäre nicht nötig.
Dann gäbe es vermutlich auch weniger Probleme mit Ratten in Ravensburg. Die Allesfresser sind seit Jahren eine Gefahr, in den letzten Wochen aber besonders aktiv. Auch wenn die Stadt nicht von einer explodierenden Population ausgeht, könnte der Sommer wie an der Schussen auch beim Thema Ratten Spuren hinterlassen haben. Experten vermuten einen Zusammenhang zwischen Plagen in deutschen Städten und den vielen warmen und trockenen Tagen: Menschen halten sich draußen auf und hinterlassen verstärkt (siehe oben) Müll und Essensreste. Das freut Ratten genauso wie die Tatsache, dass sie in den Abwassersystemen derzeit wegen des ausbleibenden Regens vor Sturzbächen sicher sind. Und inzwischen wissen alle – Donald Trump ausgenommen –, dass der Mensch an diesem extremen Klima eifrig mitwirkt und sich damit letzten Endes die Ratten selbst in den Keller holt.
Eine Auswirkung des Klimawandels sind zunehmende Unwetter. Auch dafür muss ein Jahrhundertbauwerk wie die B 30 gewappnet sein. So ist die „Wanne“nahe Weißenau, wo die Bahn unterquert wird, mit vier Hochleistungspumpen ausgestattet. An der tiefsten Stelle des Bauwerks transportiert jede von diesen Pumpen 250 Liter Wasser pro Sekunde von der Straße. Für den Fall, dass Mensch und Natur zu Gegenspielern werden.