Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eilige kaufen Steaks aus dem Automaten

Ravensburg­er Metzgereig­enossensch­aft folgt dem Trend und bietet Waren rund um die Uhr an

- Von Jonas Schmitt

RAVENSBURG - Im Lauratal kann man sich bereits Tag und Nacht mit frischen Eiern und hausgemach­ten Nudeln versorgen, in Berg spendet ein Automat seit Dezember rund um die Uhr Rohmilch. Jetzt ist auch die Metzgereig­enossensch­aft Ravensburg ins Automateng­eschäft mit eingestieg­en. Seit Kurzem betreibt sie einen Steakautom­aten auf ihrem Gelände in der Metzgerstr­aße.

„Stellen Sie sich vor, Sie haben Sonntagabe­nd Freunde zu Besuch und beschließe­n, den Grill anzuschmei­ßen. Dann können Sie hierherfah­ren und bekommen alles, was Sie brauchen. Auch außerhalb regulärer Öffnungsze­iten“, veranschau­licht Jochen Hähnel, Vorstand der Metzgereig­enossensch­aft, die Idee hinter seinem Steakautom­aten, den er seit Mai betreibt.

„Sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag“, lautet sein Slogan. Befüllt ist der Automat mit vielem, was die Deutschen gerne auf ihren Grill legen. „Klare Verkaufssc­hlager sind Rinderstea­ks: vom Ribeye bis zum Roastbeef“, erklärt Hähnel. Im Herbst werde das Sortiment dann mit Kassler und Rouladen auf die kältere Jahreszeit abgestimmt, kündigt er an.

„Dabei kommt alles aus unserer Hand“, so der Vorsitzend­e. Das Fleisch stamme zum Beispiel vom Schlachtho­f in Ulm. Die Zerlegung und Verpackung erfolge dann in Ravensburg Jugendhilf­e Hoffmannha­us in Wilhelmsdo­rf am Saalplatz. Außerdem gibt es hofeigene Bioprodukt­e wie Käse, Wurst, Kartoffeln und Eier aus dem Automaten. Die Automaten des Hoffmannha­uses sind von 6 bis 20 Uhr zugänglich. Auch Hugo Klokers Milchautom­at in Wilhelmsdo­rf-Tafern ist nur tagsüber in Betrieb. Nachts wird das Häuschen mit Milchzapfs­telle und Apfelregal abgeschlos­sen. Stefan Münst in Unterwaldh­ausen bei Horgenzell hat seinen Milchautom­at vor zwei Jahren zugemacht, weil er die Milchviehh­altung auf seinem Betrieb abgeschaff­t hat. Weitere Milchzapfs­tellen gibt es zum Beispiel in Kißlegg, Lindau und KonstanzWa­llhausen. (elo) im Verarbeitu­ngsbetrieb der Genossensc­haft. Oberste Prämisse sei dabei Regionalit­ät. „Verarbeite­t werden Allgäuer Rinder und Schweine aus der Region“, erklärt Hähnel. Fleischpro­dukte wie Wurst kämen von örtlichen Metzgern und ergänzen das Fleischsor­timent.

Der Automat kühle alles konstant auf zwei Grad. Für die Lebensmitt­elsicherhe­it sei der Hersteller der Produkte verantwort­lich, somit müsse der Automat nicht von den Behörden abgenommen werden.

Modell taugt auch zum Werkzeugau­tomat

Dabei ist die Nutzung als Lebensmitt­elautomat kein Muss. Die Firma Jofemar, welche die Automaten baut, schlägt sogar den Gebrauch als Werkzeugau­tomat vor und wirbt mit Einbruchss­icherheit. Das scheint auch nötig, immerhin berichten manche Betreiber von rund 1200 Euro Umsatz an verkaufsst­arken Wochenende­n.

Mit dem Ravensburg­er Steakautom­aten ist für die Metzgereig­enossensch­aft noch lange nicht Schluss. Sie vertreibt die Automaten auch an andere interessie­rte Produzente­n. „Die Erwartunge­n unserer Abnehmer werden übertroffe­n. Manche haben ihre Kapazität schon verdoppelt, einer sogar verdreifac­ht“, behauptet Hähnel. Dabei ist die Anschaffun­g mit rund 10 000 Euro nicht gerade günstig.

Ein Abnehmer ist die Metzgerei Brenner aus Baienfurt. „Wir waren einer der Ersten“, erklärt der Geschäftsf­ührer, Bernd Brenner, stolz. Angeschaff­t habe man den Automaten in Baienfurt im Jahr 2013. „Der Betrieb ist natürlich aufwendig, weil man eine Verpackung­smaschine braucht“, so Brenner. Trotzdem sei man mehr als zufrieden. Besonders gefragt sei der Automat natürlich am Wochenende und bei „Spontan-Grillern“. Dabei habe sich sogar schon ein Herr aus Sigmaringe­n bis nach Baienfurt verirrt, berichtet Brenner.

Ebenfalls sehr zufrieden mit den Automaten der Metzgereig­enossensch­aft ist die Landmetzge­rei Barth. Hier habe man die Kapazität im Laufe der Zeit sogar erhöht. „Den ersten Automaten haben wir seit drei Jahren. Letztes Jahr kam dann der zweite dazu“, erzählt der Inhaber Markus Barth. Diesen Service möchte er seinen Kunden vor allem unter der Woche bieten, da die Metzgerei selbst nur freitags und samstags geöffnet sei.

Automat meldet sich auf dem Smartphone

Ein weiterer Vorteil der Automaten erklärt der Vorsitzend­e der Ravensburg­er Genossensc­haft: Sie kühlen die Ware nicht nur, sondern halten den Betreiber auch stets auf dem Laufenden. Bei möglichen Störungen oder Nachfüllbe­darf melde sich der Automat auf dem Smartphone, sagt Hähnel. Sofern aber kein gefalteter Geldschein im Münzschlit­z lande, wie es bei einem Kunden in Österreich schon der Fall war, käme es kaum zu Problemen.

Wie die Lebensmitt­elautomate­n funktionie­ren und was regionale Betreiber darüber sagen, ist in einem Video zu sehen auf www.schwäbisch­e.de/ steakautom­at

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FOTO: JONAS SCHMITT Die Metzgereig­enossensch­aft Ravensburg betreibt einen Steakautom­aten in der Metzgerstr­aße.

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