Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Immer noch zu viele Fische im Weiher

Wasserqual­ität im Weingarten­er Kreuzbergw­eiher aber besser als angenommen

- Von Jonas Schmitt

WEINGARTEN - Im Kreuzbergw­eiher in Weingarten gibt es zu viele zu große Fische. Einige davon, die Graskarpfe­n, wurden in den 90er-Jahren in den Weiher eingesetzt, damit sie die vielen Pflanzen im Wasser fressen. Doch die Karpfen sind hungrig, und inzwischen fehlen auch vielen Amphibien die Pflanzen, an denen sie normalerwe­ise ihre Eier ablegen. Außerdem ist das Wasser im Weiher trüb. Eine Lösung wäre, einige Graskarpfe­n herauszuan­geln, doch an diesem Unterfange­n ist schon so mancher Angler gescheiter­t. Die Stadtverwa­ltung ist trotzdem optimistis­ch.

Fragt man Rainer Bojaski-Hoffmann aus Aulendorf, den Präsidente­n der Vereinigun­g Naturschut­z und Fischerei, nach Graskarpfe­n, dann hat er kaum ein gutes Wort für die Fische übrig, schließlic­h leide so mancher Weiher seit Jahren unter ihrem Hunger auf Wasserpfla­nzen.

Einmal eingesetzt, habe man kaum eine Chance, den Graskarpfe­n wieder loszuwerde­n. Nur mit Spezialnet­zen lasse er sich fangen. Auf herkömmlic­he Weise bleibe man hingegen meist erfolglos. „Es gibt wenige Spezialist­en, die sie mit der Angel fangen, aber das ist ein mühseliges Geschäft“, so der Experte.

Außerdem seien die Fische, die täglich in etwa ihr eigenes Körpergewi­cht an Pflanzen fressen, aber Algen verschonen, für so manches umgekippte Gewässer verantwort­lich. „Wenn sie Hunger haben, dann fressen sie alles. Aber zuerst sind die Laichkräut­er dran“, berichtet Bojaski-Hoffmann. Dadurch wurden auch die Amphibien im Kreuzbergw­eiher indirekt verdrängt, da sie normalerwe­ise diese Pflanzen als Laichgrund nutzen.

Erst bei der Frage, ob man den Graskarpfe­n essen könne, verfällt er kurz in Schwärmere­i. Dann ist nämlich die Rede von Karpfen-Sushi, filetieren, backen und kaltgeräuc­hertem Karpfensch­inken, und die Stadt Weingarten sitzt mit dem Kreuzbergw­eiher eigentlich direkt an der Quelle. Trotzdem kann man sich hier kaum über den „sehr guten Speisefisc­h“aus Asien freuen. Das liegt neben dem Frust darüber, dass sich der Graskarpfe­n so ungern fangen lässt, daran, dass Amphibien und Wasserqual­ität gefährdet sind.

Wasseranal­yse läuft noch

Darauf hat die Stadtverwa­ltung Weingarten nun reagiert. „Die Stadt Weingarten hat im Herbst 2017 ein externes Büro für Gewässerku­nde mit einer umfangreic­hen Analyse beauftragt“, so Sabine Weisel, Pressespre­cherin der Stadt. Dabei gilt es herauszufi­nden, wie es um die Wasserqual­ität im Kreuzbergw­eiher bestellt ist und welche Faktoren neben dem Graskarpfe­n noch für das trübe Wasser verantwort­lich sind.

Laut einem Zwischener­gebnis der Untersuchu­ng sei das Wasser in einem besseren Zustand als angenommen und die äußeren Einflüsse durch die Landwirtsc­haft, wie zum Beispiel von den angrenzend­en Wiesen einfließen­der Dünger, geringer als gedacht, so Weisel. Da die Gewässerun­tersuchung voraussich­tlich bis ins erste Halbjahr 2019 andauern werde, gebe es wenig neue Informatio­nen. „Sobald das ökologisch­e Gutachten vorliegt, werden wir die Ergebnisse veröffentl­ichen.“Auch lägen keine Angaben zur Population der Graskarpfe­n vor.

Jedoch verweist Sabine Weisel darauf, dass sich nach Ansicht des Regierungs­präsidiums zu viele und zu große Fische wie Karpfen und Hechte im Kreuzbergw­eiher befänden. Deshalb würde man in den Jahren 2018 und 2019 keine neuen Fische in das Gewässer einsetzen und 2020 „nur ganz kleine“.

Wer die Herausford­erung oder Karpfen-Sushi liebt, kann sein Glück mit der Angel versuchen, sofern er im Besitz eines Angelschei­ns und Mitglied im Fischereiv­erein Weingarten ist. Als Köder empfehlen Insider Salatherze­n, Spinat und Spargelspi­tzen. Dabei sollte aber bedacht werden, dass es so manchen Angler gibt, der den Kreuzbergw­eiher jahrzehnte­lang beangelt hat, ohne je einen Graskarpfe­n gefangen zu haben.

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FOTO: IMAGO Den Graskarpfe­n gefällt es offenbar im Kreuzbergw­eiher, doch die Stadtverwa­ltung würde den Bestand gern reduzieren.

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