Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kiesabbau: Vogter schicken Brandbrief an die Rathäuser
Oberbürgermeister und Bürgermeister werden aufgefordert, Einspruch gegen den Standort Grund einzulegen
VOGT - Die Gemeinderatsfraktion der Unabhängigen Bürger (UB) in Vogt hat einen Brandbrief an die Bürgermeister im Landkreis geschrieben. In dem Brief, den der Fraktionsvorsitzende Frank Kirchner unterschrieben hat, fordern die Vogter die Städte und Gemeinden in der Region dazu auf, gegen die geplante Kiesgrube im Vogter Ortsteil Grund Einspruch zu erheben. Derzeit wird nämlich der Teilregionalplan Rohstoffe fortgeschrieben, in dem auch die Versorgung der Region Bodensee-Oberschwaben mit Kies sichergestellt werden soll. Die Einspruchsfrist für jedermann endete im Juli, Kommunen haben noch bis 26. September Zeit.
Adressiert ist der Brief an die Rathäuser in Ravensburg, Weingarten, Berg, Bodnegg, Grünkraut, Schlier, Waldburg, Wolfegg und Wolpertswende. Außerdem ging er an die Fraktionen der jeweiligen Gemeinderäte sowie den Ravensburger Landrat Harald Sievers.
„Drohende Umweltkatastrophe“
In dem Brief, der der SZ vorliegt, heißt es etwa: „Leider kommt vonseiten der betroffenen Rathäuser, außer Baienfurt und Baindt, nur sehr sporadisch Protest und Information. In vielen Bürgergesprächen fällt mir auf, dass die Bevölkerung, sowohl bei uns in Vogt, aber auch auf dem Marienplatz in Ravensburg oder in Weingarten, gar nicht weiß, was für eine Umweltkatastrophe hier blüht, wenn durch Kiesabbau in dieses System eingegriffen wird. Hier wird aufgrund einer angeblichen Rohstoffknappheit (Kies) ein einmaliger Trinkwasserspeicher zerstört, der in einigen Jahren lebenswichtig sein kann für das ganze Schussental. Trinkwasser von einmaliger Qualität, an dem einmal unsere Kinder und Kindeskinder froh sein werden.“
Wie bereits mehrfach berichtet, will die Kiesgesellschaft Karsee, die zum Unternehmen „Meichle und Mohr“in Immenstaad gehört, im Altdorfer Wald bei Grund ein rund elf Hektar großes Kiesabbaugebiet erschließen. Nach Bekanntwerden des Vorhabens begann der Protest. Der Widerstand fürchtet mehr Schwerlastverkehr auf zu kleinen Straßen, die Zerstörung des Waldes, und die Gefährdung des Trinkwasserspeichers Waldburger Rücken. Außerdem kritisieren sie das sogenannte Satellitenkonzept, bei dem der Kies aus Grund in die Asphaltmischanlage nach Grenis bei Hannober transportiert werden soll. Frank Kirchner schreibt in dem Brief auch, dass mit dem Satellitenkonzept der Bestand der Asphaltmischanlage über das Jahr 2025 hinaus gesichert werden soll.
Mit Wasser der Quelle Weißenbronnen, die sich in der Nähe des geplanten Kiesabbaugebiets Grund befindet, werden derzeit die 12 500 Bürger der Gemeinden Baienfurt und Baindt versorgt. Derzeit lässt der Zweckverband Wasserversorgung Baienfurt-Baindt von dem Wangener Geologen Hermann Schad ein Gutachten erstellen, das in den ersten Ergebnissen festgestellt hat, dass das Wasserschutzgebiet deutlich größer sein müsste als das bisher ausgewiesene.
Der Kiesunternehmer Rolf Mohr hat nach Beginn des Protestes selbst drei Bohrungen finanziert, die Aufschluss über die Grundwassersituation geben sollen. Die Bohrungen sind bereits abgeschlossen, die Ergebnisse werden den Aussagen Mohrs zufolge im Herbst erwartet.
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