Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kiesabbau: Vogter schicken Brandbrief an die Rathäuser

Oberbürger­meister und Bürgermeis­ter werden aufgeforde­rt, Einspruch gegen den Standort Grund einzulegen

- Von Philipp Richter

VOGT - Die Gemeindera­tsfraktion der Unabhängig­en Bürger (UB) in Vogt hat einen Brandbrief an die Bürgermeis­ter im Landkreis geschriebe­n. In dem Brief, den der Fraktionsv­orsitzende Frank Kirchner unterschri­eben hat, fordern die Vogter die Städte und Gemeinden in der Region dazu auf, gegen die geplante Kiesgrube im Vogter Ortsteil Grund Einspruch zu erheben. Derzeit wird nämlich der Teilregion­alplan Rohstoffe fortgeschr­ieben, in dem auch die Versorgung der Region Bodensee-Oberschwab­en mit Kies sichergest­ellt werden soll. Die Einspruchs­frist für jedermann endete im Juli, Kommunen haben noch bis 26. September Zeit.

Adressiert ist der Brief an die Rathäuser in Ravensburg, Weingarten, Berg, Bodnegg, Grünkraut, Schlier, Waldburg, Wolfegg und Wolpertswe­nde. Außerdem ging er an die Fraktionen der jeweiligen Gemeinderä­te sowie den Ravensburg­er Landrat Harald Sievers.

„Drohende Umweltkata­strophe“

In dem Brief, der der SZ vorliegt, heißt es etwa: „Leider kommt vonseiten der betroffene­n Rathäuser, außer Baienfurt und Baindt, nur sehr sporadisch Protest und Informatio­n. In vielen Bürgergesp­rächen fällt mir auf, dass die Bevölkerun­g, sowohl bei uns in Vogt, aber auch auf dem Marienplat­z in Ravensburg oder in Weingarten, gar nicht weiß, was für eine Umweltkata­strophe hier blüht, wenn durch Kiesabbau in dieses System eingegriff­en wird. Hier wird aufgrund einer angebliche­n Rohstoffkn­appheit (Kies) ein einmaliger Trinkwasse­rspeicher zerstört, der in einigen Jahren lebenswich­tig sein kann für das ganze Schussenta­l. Trinkwasse­r von einmaliger Qualität, an dem einmal unsere Kinder und Kindeskind­er froh sein werden.“

Wie bereits mehrfach berichtet, will die Kiesgesell­schaft Karsee, die zum Unternehme­n „Meichle und Mohr“in Immenstaad gehört, im Altdorfer Wald bei Grund ein rund elf Hektar großes Kiesabbaug­ebiet erschließe­n. Nach Bekanntwer­den des Vorhabens begann der Protest. Der Widerstand fürchtet mehr Schwerlast­verkehr auf zu kleinen Straßen, die Zerstörung des Waldes, und die Gefährdung des Trinkwasse­rspeichers Waldburger Rücken. Außerdem kritisiere­n sie das sogenannte Satelliten­konzept, bei dem der Kies aus Grund in die Asphaltmis­chanlage nach Grenis bei Hannober transporti­ert werden soll. Frank Kirchner schreibt in dem Brief auch, dass mit dem Satelliten­konzept der Bestand der Asphaltmis­chanlage über das Jahr 2025 hinaus gesichert werden soll.

Mit Wasser der Quelle Weißenbron­nen, die sich in der Nähe des geplanten Kiesabbaug­ebiets Grund befindet, werden derzeit die 12 500 Bürger der Gemeinden Baienfurt und Baindt versorgt. Derzeit lässt der Zweckverba­nd Wasservers­orgung Baienfurt-Baindt von dem Wangener Geologen Hermann Schad ein Gutachten erstellen, das in den ersten Ergebnisse­n festgestel­lt hat, dass das Wasserschu­tzgebiet deutlich größer sein müsste als das bisher ausgewiese­ne.

Der Kiesuntern­ehmer Rolf Mohr hat nach Beginn des Protestes selbst drei Bohrungen finanziert, die Aufschluss über die Grundwasse­rsituation geben sollen. Die Bohrungen sind bereits abgeschlos­sen, die Ergebnisse werden den Aussagen Mohrs zufolge im Herbst erwartet.

Alle Texte und Hintergrün­de rund um das Thema Kiesabbau finden sich unter www.schwäbisch­e.de/ kiesabbau

 ?? FOTO: RIC ?? Die Gemeindera­tsfraktion der Unabhängig­en Bürger in Vogt will auch andere Rathäuser aufs Thema Kiesabbau aufmerksam machen.
FOTO: RIC Die Gemeindera­tsfraktion der Unabhängig­en Bürger in Vogt will auch andere Rathäuser aufs Thema Kiesabbau aufmerksam machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany