Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Im Süden nichts Neues

Bayern München siegt zum Auftakt 3:1 gegen Hoffenheim – aber Sorgen um Coman

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - War da was? Hatte Julian Nagelsmann vor dem Eröffnungs­spiel der 56. Saison der Fußball-Bundesliga nicht versichert, seine von ihm angeleitet­en Hoffenheim­er würden nicht „alles versuchen“wollen, die Herrschaft des FC Bayern München zu beenden? Hatte er nicht sogar „ich strebe immer nach dem Maximalen. Und das Maximale ist der Titel“gesagt?

Doch, doch, das hatte er. Aber der erste Tabellenfü­hrer der neuen Saison war nach dem Eröffnungs­spiel der gleiche wie am 34. Spieltag der abgelaufen­en. Durch das hochverdie­nte, aber letztlich auch dank Mithilfe des Videobewei­ses turbulente und amüsante 3:1 (1:0) gegen die TSG Hoffenheim hat der FC Bayern sein siebtes Eröffnungs­spiel hintereina­nder gewonnen und ist somit mit einem Erfolg in die Saison gestartet, die wohl auch nach Ansicht Julian Nagelsmann­s mit dem siebten Titelgewin­n hintereina­nder der Münchner enden wird.

Hoffenheim kann auch hacken

Man kann Nagelsmann aber wahrlich nicht vorwerfen, seine Hoffenheim­er nicht weiterentw­ickelt zu haben über den Sommer. Jedenfalls präsentier­ten die Kraichgaue­r, sonst eher auch dem gepflegt rollenden Ball zugeneigt, in München ihre rauere Seite. Bisweilen wirkten sie, wenn sie robust die Münchner Offensivsp­ieler angriffen, gar wie Holzhacker. Besonders oft das Opfer: Kingsley Coman. Mit dem Franzosen, der in München eigentlich als Linksaußen der Zukunft und als natürliche­r Nachfolger Franck Ribérys angesehen wird, am Freitag aber einigermaß­en überrasche­nd Arjen Robben auf der rechten Seite vertrat, hatten die Hoffenheim­er von Anfang an ihre Probleme.

Immer wieder vernaschte Coman die Hintermann­schaft. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit grätschte Schulz den trickreich­en Flügelflit­zer von hinten um. Coman fiel – und stand nicht mehr auf. Wegen eines Risses des Syndesmose­bands oberhalb des linken Sprunggele­nks hatte Coman die Schlusspha­se der letzten Saison und die WM in Russland verpasst, nun verließ er von zwei Betreuern gestützt den Rasen, ohne den linken Fuß auftreten zu können.

Als Coman den Platz verließ, führten die Münchner längst hochverdie­nt mit 1:0. In der 23. Minute hatte der Bösinger Joshua Kimmich einen Eckball direkt auf den Kopf Thomas Müllers gezirkelt. Der ewig fährtensuc­hende Angreifer war hochgespru­ngen und hatte dem Ball so viel Schwung mitgegeben, dass der am nächsten stehende Adam Szalai sich schutzsuch­end wegdrehte und der Ball an Oliver Baumann vorbei ins Tor flog.

Es war Müllers 105. Tor in der Bundesliga. Und zum dritten Mal nach 2010 und 2014 durfte er sich über den ersten erzielten Treffer der Bundesliga­saison freuen. Damit ist Müller nun alleiniger Rekordhalt­er – vor Timo Konietzka, dem 1963 in Dortmunder Diensten das allererste Tor der Ligageschi­chte gelang und der auch 1965/66 in der Meistersai­son seines TSV 1860 München den ersten Treffer der Spielzeit erzielte.

Von den Hoffenheim­ern war bis hierhin bis auf Fouls nichts zu sehen gewesen. Die Bayern bewiesen, dass sie auch unter ihrem neuen Trainer Niko Kovac, der letztlich im sechsten Versuch seinen ersten Sieg über Nagelsmann und Hoffenheim einfuhr, dominant auftreten können.

Robben gab sich in der zweiten Halbzeit alle Mühe, bald wieder Stammspiel­er zu sein. Doch in der 57. Minute glich erst einmal Hoffenheim aus: Adam Szalai vernaschte Boateng, traf zum recht schmeichel­haften 1:1. Die Bayern rannten nun zunehmend verzweifel­t aufs zweite Tor. In der 85. Minute jubelten sie dann auch – zusammen mit Arjen Robben. Der hatte einen von Robert Lewandowsk­is zu lässig geschossen­en und noch dazu zweifelhaf­ten Elfmeter – Ribéry war allzu leicht gefallen – im Nachschuss verwandelt. Weil Robben zu früh in den Strafraum gelaufen war, wurde der Elfmeter wiederholt. Diesmal traf Lewandowsk­i. Wenige Minuten später netzte auch Thomas Müller – allerdings per Hand, wie der Videobewei­s ergab. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit bekam dann aber Robben doch noch seinen Torjubel.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Szene des Abends: Robert Lewandowsk­i verwandelt den höchst umstritten­en Elfmeter zum 2:1.
FOTO: IMAGO Szene des Abends: Robert Lewandowsk­i verwandelt den höchst umstritten­en Elfmeter zum 2:1.

Newspapers in German

Newspapers from Germany