Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Ich bin eigentlich keine Krimi-Mimi“
Moderatorin Judith Rakers über ihre neue Sendung „Kriminalreport“im Ersten, den Diebstahl ihres geliebten Geländewagens und einen Kurzauftritt im „Tatort“
Echte Verbrechen stehen im Mittelpunkt der neuen Magazinsendung „Kriminalreport“, mit der die ARD dem altehrwürdigen ZDF-Klassiker „Aktenzeichen XY“Konkurrenz machen möchte. Es geht um neue Ermittlungsmethoden, Fahndungen nach Tätern und Tipps zur Vorbeugung von Straftaten. Die erste Folge des neuen Live-Magazins läuft am Montag, 27.8. um 20.15 Uhr im Ersten, moderiert wird der „Kriminalreport“von Judith Rakers. Martin Weber hat sich mit der bekannten „Tagesschau“-Sprecherin über Verbrechen im Film und im wahren Leben unterhalten.
Frau Rakers, im „Kriminalreport“geht es um echte Verbrechen. Klingt wie „Aktenzeichen XY“, oder?
Das denken viele, aber es handelt sich doch um eine ganz andere Sendung, wir haben ein breiteres Themenspektrum als „Aktenzeichen XY“. Im „Kriminalreport“unterstützen wir zwar auch ab und zu die Polizei bei der Suche nach Tätern, aber es gibt keine Live-Fahndung. Unser Themenschwerpunkt ist Prävention und Sicherheit. Wir machen eine Magazinsendung, in der wir mit Beiträgen oder Studiogesprächen vor allen Dingen für Aufklärung sorgen wollen.
Um was geht es in der ersten Sendung?
Zum Beispiel um so genannte SuperRecognizer, das sind Menschen, die sich Gesichter viel besser merken können als andere. Wenn Super-Recognizer Bilder von Überwachungskameras sehen, schaffen sie es in ganz kurzer Zeit, Menschen zu identifizieren. Die Polizei nutzt zunehmend die ganz besondere Begabung von solchen Leuten, bei Scotland Yard in Großbritannien gibt es sogar eine eigene Abteilung dafür. Bei uns in Deutschland kamen Super-Recognizer auch schon zum Einsatz, zum Beispiel in Zusammenhang mit der Kölner Silvesternacht, wo es ja auch nur Bilder von Überwachungskameras gab. Die bayerische Polizei baut derzeit zum ersten Mal in Deutschland eine entsprechende Einheit auf.
Hört sich nach einem klassischen Boulevardthema an.
Nein, es ist ein Einblick in die Polizeiarbeit. Wir wollen den Zuschauern mit diesem und anderen Beiträgen zeigen, was sich im Bereich der Ermittlungsarbeit aktuell tut, welche neuen Methoden es gibt.
Wenn man an Sie denkt, ist das Thema Verbrechen weit weg. Welche Affinität haben Sie zum Thema?
Dass Sie mich nicht auf den ersten Blick mit dem Thema Kriminalität verbinden, fasse ich jetzt mal als Kompliment auf (lacht). Aber im Ernst: Ich habe die gleiche Affinität zum Thema Verbrechen wie die meisten in diesem Land. Ich lebe ja auch hier und bin genauso betroffen oder nicht betroffen wie jeder andere. Vielleicht habe ich ein bisschen mehr Einblick als viele, weil ich ja zum Beispiel in der „Tagesschau“über die Kriminalitätsstatistik berichte.
Sind Sie selber schon mal straffällig geworden?
Nein, bin ich nicht (lacht).
Oder das Opfer einer Straftat?
Allerdings, vor einigen Jahren wurde mein Auto gestohlen. Der Wagen war direkt vor meiner Wohnung in einem belebten Hamburger Stadtteil auf der Straße geparkt und wurde wahrscheinlich von einer auf Autodiebstähle spezialisierten Diebesbande geklaut. Die Polizei hat mir damals erklärt, dass diese organisierten Banden die Autos innerhalb weniger Sekunden mit ihrem Laptop knacken, indem sie das Auto per Funksignal öffnen.
War’s ein schönes Auto?
Ich fand schon, ein Geländewagen. Ich verrate Ihnen aber nicht, welches Fabrikat. Ich hatte ihn, weil er einen Pferdeanhänger ziehen konnte.
Was war Ihr erster Gedanke, als das Auto weg war?
Der erste Gedanke war, den Wagen habe ich woanders geparkt, der stand da gar nicht. Jeder Großstädter kennt das – man muss oft fünfmal um den Block fahren, bis man einen Parkplatz kriegt, da kommt man schon mal durcheinander. Der zweite Gedanke war, die Polizei hat das Auto vielleicht abgeschleppt. Leider stellte sich dann heraus, dass es geklaut war. Das Schlimme ist ja nicht nur, dass das Auto weg ist, sondern dass man auch viele persönliche Dinge im Wagen hat, die dann auch weg sind. Seitdem bewahre ich meinen Autoschlüssel in einer Metallbox auf, damit man ihn nicht mehr per Laptop auslesen und zum Öffnen des Wagens benutzen kann, wie das professionelle Diebe von der Straße aus machen.
Ist Ihr Wagen je wieder aufgetaucht?
Nein, der blieb verschwunden.
Welche Verbrechen verabscheuen Sie am meisten?
Verbrechen gegen Menschen natürlich, vor allem gegen Wehrlose wie Kinder.
Und welche Delikte halten Sie für entschuldbar?
Schwierige Frage, da gibt’s ja ganze Bücher dazu. Da können Sie zum Beispiel den kompletten Ferdinand von Schirach rauf- und runterlesen (lacht). Also erst mal: Verbrechen bleibt Verbrechen, da gibt es nichts daran zu deuteln. Aber natürlich hat man mehr Verständnis für eine Frau, die den Vergewaltiger ihrer Tochter erschießt, als für einen Mann, der einen Säugling missbraucht. Aber Verbrechen bleibt trotzdem Verbrechen.
Lesen Sie gerne Krimis?
Ich bin eigentlich keine Krimi-Mimi, die jeden Abend vor dem Einschlafen in einem schmökert. Aber ab und zu lese ich schon einen Krimi, zum Beispiel, wenn wir in der Talkshow „3 nach 9“einen Krimiautoren zu Gast haben und ich mich auf das Gespräch vorbereite.
Und was ist mit dem „Tatort“im Ersten?
Schau ich gerne, ich mag aber auch skandinavische Krimis. Beim „Tatort“gucke ich besonders gerne die Filme aus Bremen mit Sabine Postel und Oliver Mommsen, und auch die lustigen Fälle mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl aus Münster. Den aus Bayern finde ich auch schön.
Sie hatten ja auch einmal einen Kurzauftritt im „Tatort“…
Stimmt, das war vor zwei Jahren in einem „Tatort“mit Til Schweiger, in dem ich im „Tagesschau“-Studio als Geisel genommen wurde. Ich halte mich grundsätzlich aber lieber an die Realität.