Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Souvenirs, Souvenirs – unverzichtbar, denn sie verlängern das Urlaubsglück
Nein, bei mir steht kein Eiffelturm in der Schneekugel im Regal, auch kein Manneken Pis als Minispringbrunnen auf dem Tisch. Ich trage keine TShirts mit der Aufschrift „HardrockCafe Havanna“oder wahlweise „London“. Trotzdem liebe ich Souvenirs, und zwar im wahrsten Sinne des französischen Ursprungs dieses Wortes: sich an etwas erinnern. Als Andenken also. Dabei denke ich aber nicht an die Lieben, die zu Hause geblieben sind. Will heißen: Am liebsten erstehe ich Souvenirs für mich selbst, und zwar bevorzugt aus Gold und Silber. Ja, ich bin ein Schmuckfetischist, und im Urlaub komme ich kaum an einem Juwelier vorbei, ohne einen kurzen Blick in dessen Auslage zu werfen. Und welch Wunder – meist finde ich auch sofort ein Objekt der Begierde! Noch viel schöner als der eigentliche Kauf ist es aber, zu Hause, also post ferias, vor dem Spiegel zu stehen, sich die Kette um den Hals zu legen oder den Ring an den Finger zu stecken und dabei an den geschäftstüchtigen arabischen Händler im Goldsouk, an den originellen Bernstein-Designer an der baltischen Küste oder an die Bewirtung bei einem berühmten brasilianischen Goldschmied zu denken. Das Beste: Für Andenken dieser Art muss meist mein Gatte die Börse zücken, denn bevorzugt verreisen wir über unseren Hochzeitstag.
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Das klingt noch immer so verlockend: „Souvenirs, Souvenirs, kauft ihr Leute, kauft sie ein“, trällert Bill
Ramsey in dem alten Schlager – was wir ja stets beschwingt befolgen. „Charly Chaplins Schuh und Picassos Kamm / Von der Garbo eine Brille und von der Mon- roe einen Schwamm“.
Ja, wenn’s denn nur so wäre...! Die Händler rund um den Globus haben leider oft nichts vergleichbar Originelles im Angebot. Gut, die Auslagen mit den glitzernden Meerjungfrauen und den schlimmen T-Shirts („Bier formte diesen Körper“) sind noch relativ leicht zu umkurven. Aber irgendetwas Hübsches, Landestypisches wäre ja schon nett. Es findet sich manchmal auch etwas, bisschen teuer vielleicht, aber egal. Diese einzigartige Töpferware, das originell bestickte Blüschen, der besondere Likör sollten es doch wert sein.
Leider machen diese Dinge in meinem Koffer stets eine rätselhafte Metamorphose durch. Denn heraus kommen zu Hause dann billig-bunte Espresso-Tässchen, die schnell im Schrank verschwinden. Ein merkwürdig gemusterter Fummel – untragbar natürlich – und ein Gesöff, das schmeckt wie in Schnaps aufgelöste Gummibärchen. Das erinnert mich leider nur daran, dass man im Urlaub manchmal nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Muss wirklich nicht sein, sorry Mr. Ramsey.
Andenken im wahrsten Sinne des Wortes. Von Simone Haefele
Shopping jenseits des guten Geschmacks. Von Petra Lawrenz
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