Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Frankeich will Bürokratie abbauen
STRASSBURG (lsw) - Deutsche Handwerker und Dienstleister in Grenznähe hoffen darauf, bald einfacher Aufträge in Frankreich annehmen zu können. Ein neues Gesetz, das bürokratische Erleichterungen für entsandte Arbeiter mit sich bringen soll, könnte im September in Kraft treten, sagte Onntje Hinrichs vom Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz in der Grenzstadt Kehl.
Nach aktueller Gesetzeslage müssen Unternehmen jeden nach Frankreich entsandten Mitarbeiter online anmelden. Für jeden muss zudem ein Vertreter bestimmt werden, der in Frankreich wohnt und Französisch spricht. Die Angestellten müssen viele übersetzte Dokumente mit sich führen. Und wer auf französischen Baustellen arbeitet, muss für jeden einzelnen Einsatz neu eine Berechtigungskarte beantragen. „Das treibt unsere Handwerker in den Wahnsinn“, sagte Brigitte Pertschy, EU-Beraterin der Handwerkskammer Freiburg. Viele französische Verbraucher beschwerten sich, weil deutsche Handwerker nicht für sie tätig werden wollten, sagte Verbraucherschützer Hinrichs. Die deutschen Handwerksunternehmen schlagen demnach vor allem kleinere Aufträge in Frankreich aus, weil das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht stimme.
In einer Umfrage der Industrieund Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein vom vergangenen Jahr gab fast jedes dritte befragte Unternehmen an, sein Frankreichgeschäft wegen des großen Bürokratieaufwands heruntergefahren zu haben. Bei den Handwerkern habe sich in den vergangenen Jahren mindestens die Hälfte der grenznahen Unternehmen vom französischen Markt zurückgezogen, schätzte Pertschy. Frankreichs strenge Regeln für Entsendungen sollen vor allem Sozialdumping eindämmen.