Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Rund 200 „Neue“am Berufsbildungswerk
Junge Menschen starten in einen neuen Lebensabschnitt
RAVENSBURG - 200 Schülerinnen und Schüler mit Beeinträchtigungen haben gemeinsam mit ihren Eltern, Lehrern, Ausbildern und Ehemaligen den Beginn ihres neuen Lebensabschnitts gefeiert. Im hellen Foyer der „Liebenauer Berufsbildungswerk gemeinnützige GmbH“– so der neue offizielle Name – wurden sie auf ihre Zukunft eingestimmt. Durch das Programm führte Azubi Andreas Girtler. Ein Trompetentrio der Musikschule Ravensburg sorgte für den musikalischen Rahmen.
Das Berufsbildungswerk Adolf Aich, eines von 52 Berufsbildungswerken (BBW) in Deutschland, arbeitet mit Lernbehinderten oder psychisch Beeinträchtigten. Sie werden hier mit einer Ausbildung oder zunächst berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BVB) auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Vom Schreiner über die IT-Fachkraft bis hin zum Koch stehen 52 Berufe zur Auswahl. 350 Wohnplätze sind vorhanden.
In diesem Jahr beginnen 124 Jugendliche eine dreijährige Ausbildung, 66 werden in elf Monaten auf die Ausbildung vorbereitet (BVB), zwölf nehmen an einer vierwöchigen Arbeitserprobung (AP) teil, um mehr Klarheit über ihre Zukunft zu gewinnen. Der Sonnenschein an diesem Augusttag erscheint als gutes Omen.
„Die Arbeitsmarktlage ist so gut wie lange nicht“, sagte Peter Oestreicher, Vertreter der Arbeitsagentur Konstanz/Ravensburg, in seiner Ansprache. Er ermutigte die Schüler, auch aus Misserfolgen zu lernen und nicht den Spaß zu verlieren.
Christian Braun, Geschäftsführer des Bildungswerks, hatte zuvor verdeutlicht, dass mit Arbeit vieles leichter sei im Leben und ergänzte: „Während der Ausbildung werden wir Sie unterstützen, aber auch for- dern! Nutzen Sie Ihre Chance. Halten Sie an Ihrem Ziel fest, auch wenn mal ein Tal durchschritten werden muss!“
Positive Atmosphäre
Alle Redner, so auch Oliver Schweizer, Chef der Bildungsbegleitung, ermunterten die „Neuen“und ließen sie die in diesem Haus herrschende positive Atmosphäre spüren. „Ihr werdet überrascht sein, wie nett wir alle zu Euch sind“, sagte er und lachte. Bei Gewalt und Drogen höre allerdings der Spaß auf. „Bei uns im BBW gibt es so gut wie keine Gewalt.“Man hörte Stolz heraus, aber auch die Hoffnung, dass es so blei- ben möge. Erlebnispädagogische Tage seien ein Weg, das gute Sozialklima zu fördern.
Der von einem Ehemaligen gedrehte Film, in dem Auszubildende des BBW zu Wort kommen, rundete die lockere Willkommensstunde ab.
„Mir gefällt besonders, dass ich hier geschätzt werde“, sagte ein junger Mann. „Ich bekomme eine psychologische Begleitung und weiß, dass auf mich geachtet wird“, meinte ein anderer. Auf die Frage, warum er hier sei, antwortete ein Schüler: „Ich will lernen, aber Schule soll auch Spaß machen.“Eine Schülerin sagte: „Alle haben hier ein offenes Ohr – Erzieher, Meister, Chef …!“
„Halten Sie an Ihrem Ziel fest, auch wenn mal ein Tal durchschritten werden muss!“Christian Braun, Geschäftsführer des Bildungswerks