Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Eine Reise durch die Radiogeschichte
In der Saba-Sonderausstellung des Elektronikmuseums Tettnang gibt es auch Kuriositäten
TETTNANG - Kurz rauscht es, dann stellt sich das „Saba Meersburg 7“wie von Zauberhand selbst auf die richtige Frequenz ein. Was heute ganz normal scheint, war in den 1950ern noch etwas ganz Besonderes. Dies ist nur eins der Exponate, die man derzeit im Elektronikmuseum anschauen kann. Dort läuft derzeit eine Sonderausstellung zum Apparate-Hersteller aus dem Schwarzwald, der zwischen 1956 und 1980 auch im nahen Friedrichshafen produziert hat.
Auch wenn das Unternehmen irgendwann einmal mit der sagenumwobenen reichen und schönen Königin von Saba geworben hat, der Name ist viel profaner, und zwar einfach das Akronym von „Schwarzwälder Apparate Bau Anstalt“. Viele kennen Saba vor allem noch von Fernsehern und Radios. ANZEIGEN Dass das Unternehmen in der Nachkriegszeit unter anderem auch Telefone oder Kühlschränke hergestellt hat, weiß heute kaum noch jemand. Auch die sind in der Ausstellung zu sehen, ob mit Drehkurbel oder Fingermuldenscheibe. Letztere hat sich angesichts der damaligen Fingernagelmode übrigens nicht durchgesetzt. „Später dominierte dann die Lochdrehwählscheibe“, sagt Rainer Specker, der Vorsitzende des Fördervereins des Elektronikmuseums.
Ebenfalls in der Ausstellung steht ein Saba-Oszilloskop für Fernsehtechniker. Ein Prototyp, der wichtig für einen ganzen Berufsstand war: den Fernsehtechniker. Die deutschen Produzenten setzten – anders als die japanische Konkurrenz – darauf, dass Geräte gut repariert werden konnten. Dafür brauchte es eben Messinstrumente. Zu sehen gibt es auch Steine. Natürlich ist es keine Geografie-Ausstellung, aber die Ska- len der Saba-Radios wurden zumindest zum Teil von der Firma Reiss International in Tettnang im Lithografie-Verfahren, einem Steindruckverfahren, hergestellt.
Den größten Schritt machten alle Radiohersteller mit der Umstellung auf den Superheterodynempfänger. Der ermöglichte einen klaren Empfang, ohne dass zuvor noch Feineinstellungen über mehrere Knöpfe eingestellt werden müssen. „Das war ein sehr, sehr wichtiger Schritt“, sagt Rainer Specker.
Umstieg von Röhren auf Transistoren
Alle weiteren Technologien, etwa der Umstieg von Röhren auf Transistoren, hatten zwar auch Auswirkungen. Aber letztlich ging es dabei vor allem um Miniaturisierung. Doch mit der neuen Empfangstechnik wurde unter anderem das Autoradio in seiner jetzigen Form möglich. Denn ansonsten müsste man andauernd an irgendwelchen Knöpfen drehen, während man fährt. So bleibt die Frequenz nämlich stabil. „Das Autoradio führte überhaupt erst zur Verbreitung dieser Technik“, sagt Specker. Die Sender taten mit populärer Musik, kurz Popmusik, das Ihre, dass die Zuhörer das Gerät angeschaltet ließen. Da wurde es dann auch kostengünstiger. Die ersten Radios waren für Privatleute schlichtweg kaum bezahlbar.
Neben Technikgeschichte können Besucher so auch die Designgeschichte nachverfolgen. Die reicht von der sogenannten „Goebbelsschnauze“, dem Volksempfänger aus dem Zweiten Weltkrieg, über edle Holzradios mit Gebisstasten, bis hin zum kleinen Transistorkofferradio. Und weitere Schmankerl gibt es auch. Specker: „Neben Technik und Design zeigen wir auch Kuriositäten wie etwa Prototypen.“