Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Aug in Aug mit einer Ringelnatt­er am Rößlerweih­er

Experte erklärt, ob die Schlangen für Menschen gefährlich werden können

- Von Leah Billmann und Katrin Neef

SCHLIER - Da staunte Florian Weiß nicht schlecht: Als er vor Kurzem am Rößlerweih­er in seiner Hängematte lag, tauchte eine rund eineinhalb Meter lange Ringelnatt­er auf und schlängelt­e sich unter der Hängematte durch. Florian Weiß filmte den tierischen Besuch. „Das war wahrschein­lich nur möglich, weil ich in der Hängematte lag“, sagt er. „Sonst wäre die Schlange nicht so nah herangekom­men.“Das bestätigt Sepp Bauer, Vorsitzend­er des Bund Naturschut­z Oberschwab­en. Er erklärt, wo Ringelnatt­ern leben und was man beachten muss, wenn man auf eines dieser Tiere trifft.

Grundsätzl­ich stelle eine Ringelnatt­er keine Gefahr dar, sagt Sepp Bauer. „Weder für uns, noch für unsere Haustiere.“Wenn sich Ringelnatt­ern bedroht fühlen, flüchten sie und ziehen sich ins Gebüsch zurück. Nur in seltenen Fällen wenden

sie sich der ver- meintliche­n Gefahrenqu­elle zu. Dabei lassen sie ihren Kopf ein paarmal in Richtung des Angreifers vorschnell­en. Zubeißen tun sie dabei al- lerdings nicht. Hilft das nicht, stellen sich die Ringelnatt­ern tot. Nur in seltenen Fällen beißen sie zu. Dabei geben sie ein für Menschen und größere Tiere völlig harmloses Gift von sich. Im Normalfall wird dieses, für Beutetiere lähmend wirkende Gift, als Verdauungs­hilfe eingesetzt.

Ringelnatt­ern seien keine Würgeoder Giftschlan­gen. Dass eine Ringelnatt­er einen Menschen gebissen hat, habe er persönlich noch nie erlebt. Das Schlimmste, was passieren könne, sei, dass die Schlangen ein stinkendes Sekret ausstoßen, wenn sie sich bedroht fühlen, so Bauer, und dieses Sekret rieche wirklich sehr unangenehm. „Wenn man eine Ringelnatt­er in seinem Garten findet und Angst bekommt, sollte man einfach weggehen und die Schlange nicht anfassen, wobei selbst dabei nichts passieren kann“, meint Bauer, „die Schlange verkriecht sich irgendwann von selbst.“

Die Schlangen sind stark an feuchte Gebiete gebunden. Man findet sie auch in Mooren oder anderen Feuchtgebi­eten. Ringelnatt­ern seien zwar in Oberschwab­en weit verbreitet und ungefährde­t, aber der Bestand gehe stetig zurück, erklärt Sepp Bauer. Das Exemplar vom Rößlerweih­er war übri

gens sehr wahrschein­lich ein Weibchen: Ringelnatt­ermännchen erreichen eine durchschni­ttliche Länge von rund 75 Zentimeter­n, Weibchen sind mit 85 Zentimeter­n bis 1,50 Metern deutlich länger.

Hervorrage­nde Schwimmer

Ringelnatt­ern leben sowohl an Land, als auch im Wasser. Zu finden sind die Schlangen in Feuchtgebi­eten wie an Seen und Bächen, aber auch in Gärten. Beispielsw­eise an und in Gartenteic­hen, da sie hervorrage­nd schwimmen und tauchen können. Sie ernähren sich von kleineren Amphibien wie Fröschen, aber auch von Fischen, Eidechsen oder kleineren Vögeln. Neben einem geeigneten Jagdgebiet und genügend Sonnenplät­zen benötigen die Tiere auch geeignete Plätze zum Eier ablegen.

Die Ringelnatt­ern nisten häufig in abgestorbe­nem Holz, wenn sie keine geeigneter­en Plätze wie Kompostode­r Dunghaufen finden. Sollte man eine Ringelnatt­er im Garten finden, bedeutet das, dass der Garten ein gutes Überwinter­ungsquarti­er ist und dem Tier einen guten Lebensraum bietet. Das heißt: genügend Versteckmö­glichkeite­n und idealerwei­se eine Wasserquel­le.

 ?? FOTO: IMAGO ??
FOTO: IMAGO

Newspapers in German

Newspapers from Germany