Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Aug in Aug mit einer Ringelnatter am Rößlerweiher
Experte erklärt, ob die Schlangen für Menschen gefährlich werden können
SCHLIER - Da staunte Florian Weiß nicht schlecht: Als er vor Kurzem am Rößlerweiher in seiner Hängematte lag, tauchte eine rund eineinhalb Meter lange Ringelnatter auf und schlängelte sich unter der Hängematte durch. Florian Weiß filmte den tierischen Besuch. „Das war wahrscheinlich nur möglich, weil ich in der Hängematte lag“, sagt er. „Sonst wäre die Schlange nicht so nah herangekommen.“Das bestätigt Sepp Bauer, Vorsitzender des Bund Naturschutz Oberschwaben. Er erklärt, wo Ringelnattern leben und was man beachten muss, wenn man auf eines dieser Tiere trifft.
Grundsätzlich stelle eine Ringelnatter keine Gefahr dar, sagt Sepp Bauer. „Weder für uns, noch für unsere Haustiere.“Wenn sich Ringelnattern bedroht fühlen, flüchten sie und ziehen sich ins Gebüsch zurück. Nur in seltenen Fällen wenden
sie sich der ver- meintlichen Gefahrenquelle zu. Dabei lassen sie ihren Kopf ein paarmal in Richtung des Angreifers vorschnellen. Zubeißen tun sie dabei al- lerdings nicht. Hilft das nicht, stellen sich die Ringelnattern tot. Nur in seltenen Fällen beißen sie zu. Dabei geben sie ein für Menschen und größere Tiere völlig harmloses Gift von sich. Im Normalfall wird dieses, für Beutetiere lähmend wirkende Gift, als Verdauungshilfe eingesetzt.
Ringelnattern seien keine Würgeoder Giftschlangen. Dass eine Ringelnatter einen Menschen gebissen hat, habe er persönlich noch nie erlebt. Das Schlimmste, was passieren könne, sei, dass die Schlangen ein stinkendes Sekret ausstoßen, wenn sie sich bedroht fühlen, so Bauer, und dieses Sekret rieche wirklich sehr unangenehm. „Wenn man eine Ringelnatter in seinem Garten findet und Angst bekommt, sollte man einfach weggehen und die Schlange nicht anfassen, wobei selbst dabei nichts passieren kann“, meint Bauer, „die Schlange verkriecht sich irgendwann von selbst.“
Die Schlangen sind stark an feuchte Gebiete gebunden. Man findet sie auch in Mooren oder anderen Feuchtgebieten. Ringelnattern seien zwar in Oberschwaben weit verbreitet und ungefährdet, aber der Bestand gehe stetig zurück, erklärt Sepp Bauer. Das Exemplar vom Rößlerweiher war übri
gens sehr wahrscheinlich ein Weibchen: Ringelnattermännchen erreichen eine durchschnittliche Länge von rund 75 Zentimetern, Weibchen sind mit 85 Zentimetern bis 1,50 Metern deutlich länger.
Hervorragende Schwimmer
Ringelnattern leben sowohl an Land, als auch im Wasser. Zu finden sind die Schlangen in Feuchtgebieten wie an Seen und Bächen, aber auch in Gärten. Beispielsweise an und in Gartenteichen, da sie hervorragend schwimmen und tauchen können. Sie ernähren sich von kleineren Amphibien wie Fröschen, aber auch von Fischen, Eidechsen oder kleineren Vögeln. Neben einem geeigneten Jagdgebiet und genügend Sonnenplätzen benötigen die Tiere auch geeignete Plätze zum Eier ablegen.
Die Ringelnattern nisten häufig in abgestorbenem Holz, wenn sie keine geeigneteren Plätze wie Kompostoder Dunghaufen finden. Sollte man eine Ringelnatter im Garten finden, bedeutet das, dass der Garten ein gutes Überwinterungsquartier ist und dem Tier einen guten Lebensraum bietet. Das heißt: genügend Versteckmöglichkeiten und idealerweise eine Wasserquelle.