Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mit der Gondel zu den Bären
In der Bündner Bergwelt hat das neue Arosa Bärenland eröffnet
So nah war Napa dem Himmel auf Erden sicher noch nie – im direkten wie im übertragenen Sinne. Der Bär mit dem hellbraunen Fell ist der erste Bewohner des neuen Bärenlands in Arosa, das vor wenigen Wochen eröffnet wurde. Sein neues Zuhause liegt an der Mittelstation der Weißhornbahn auf rund 2000 Metern Höhe, umgeben von der spektakulären Bündner Bergwelt. Vier Artgenossen sollen noch folgen. Alle aus schlechter Haltung, gerettet von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten, die auch bei der Konzeption des Bärenlands in dem Graubündner Urlaubsort federführend mitgewirkt hat. Acht Jahre Vorbereitungszeit waren nötig, doch nun ist das Areal bereit für Bären und Besucher.
Mitte Juli ging es für den gequälten Zirkusbären im Transportkäfig mit der Seilbahn Arosa-Weißhorn hinauf in seine neue Heimat. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit in den Innengehegen erkundet Napa nun auch das knapp drei Hektar große Außengehege. Was für eine Umstellung: „Er hatte noch nie Gras unter den Tatzen“, sagt Marion Schmitz vom Arosa Bärenland, aber er traue sich von Tag zu Tag mehr zu. Napa wurde über Jahre hinweg in einem kleinen Käfig auf dem Areal des serbischen Zirkus Corona gehalten, nachdem er in einem Zoo geboren wurde.
Jetzt stehen ihm in seinem umzäunten Reich jede Menge Wiesen und Wald, ein Schwimmteich und diverse Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung. Ein Leben also, das so artgemäß ist wie möglich, wie Susanne von Pölnitz von der Organisation Vier Pfoten, betont. „Oft erwachen selbst bei Bären, die das nie ausleben durften, wieder ihre natürlichen Instinkte.“
Das heißt beispielsweise, sie fangen plötzlich an, Höhlen zu graben.
Wie es Napa geht, können Besucher von einer Plattform aus beobachten, die einen guten Überblick über das Gelände bietet. Dafür fahren die Gäste von Arosa mit der Gon- del der Weißhornbahn hinauf und steigen an der Mittelstation aus. Dort gibt es auch ein Informationszentrum, einen Spielplatz und einen Bären-Minigolf-Platz. Wer den Besuch mit einer kleinen Wanderung verbinden möchte, kann zu Fuß den Arlenwaldweg vom Dorf bis zum Bärenland hinaufgehen, was gut eine Stunde dauert. Zudem gibt es verschiedene Wanderwege, die teilweise am Gehege vorbeiführen und eine Chance bieten, den Bären zu beobachten.
Eine Garantie, die Tiere zu sehen gibt es zwar grundsätzlich nicht, denn sie sollen ja nicht präsentiert werden, weshalb es auch keine Schaufütterungen gibt. Aber da die Bären oft neugierig sind – was auch Napa schon bewiesen hat – liegen sie auch freiwillig gern mal in der Nähe des Zauns. Schließlich sind sie oft seit ihrer Geburt an Menschen gewöhnt – nicht zuletzt an die Tierpfleger, die sich um das Wohl ihrer Schützlinge kümmern, das Futter für sie verstecken und gegebenenfalls auch die Medikamente im Honigbrötchen verabreichen. Viele der Bären aus schlechter Haltung haben Gelenkschmerzen oder andere gesundheitliche Probleme, wie Susanne von Pölnitz weiß.
Mit der Rhätischen Bahn hinauf
Wer die sehr kurvenreiche Straße hinauf in das rund 1800 Meter hoch gelegene Arosa scheut und lieber Bahn fährt, kann seit August in Chur in den neuen Bärenlandzug der Rhätischen Bahn steigen. Illustrationen der Wildtiere an den Wänden des Waggons sowie Bücher rund ums Thema Bär schlagen so bereits bei der Anreise eine thematische Brücke zum neuen Bärenschutzgebiet. Die Wagen verkehren gemäß Fahrplan in beiden Richtungen der Strecke Chur-Arosa und können ohne Aufpreis zum regulären Zugticket genutzt werden. Die rund einstündige Bahnfahrt ist für sich schon ein Erlebnis, denn der Zug fährt über das berühmte Langwieser Viadukt und überwindet rund 1300 Höhenmeter, bis er in Arosa ankommt.
Das Arosa Bärenland ist bis
21. Oktober täglich geöffnet von neun bis 17.40 Uhr. Weitere Infos: www. arosalenzerheide. swiss www. arosabaerenland. ch, www. vier- pfoten. ch
Infos und Buchung bei der Rhätischen Bahn: www. rhb. ch