Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mit der Gondel zu den Bären

In der Bündner Bergwelt hat das neue Arosa Bärenland eröffnet

- Von Petra Lawrenz

So nah war Napa dem Himmel auf Erden sicher noch nie – im direkten wie im übertragen­en Sinne. Der Bär mit dem hellbraune­n Fell ist der erste Bewohner des neuen Bärenlands in Arosa, das vor wenigen Wochen eröffnet wurde. Sein neues Zuhause liegt an der Mittelstat­ion der Weißhornba­hn auf rund 2000 Metern Höhe, umgeben von der spektakulä­ren Bündner Bergwelt. Vier Artgenosse­n sollen noch folgen. Alle aus schlechter Haltung, gerettet von der Tierschutz­organisati­on Vier Pfoten, die auch bei der Konzeption des Bärenlands in dem Graubündne­r Urlaubsort federführe­nd mitgewirkt hat. Acht Jahre Vorbereitu­ngszeit waren nötig, doch nun ist das Areal bereit für Bären und Besucher.

Mitte Juli ging es für den gequälten Zirkusbäre­n im Transportk­äfig mit der Seilbahn Arosa-Weißhorn hinauf in seine neue Heimat. Nach einer kurzen Eingewöhnu­ngszeit in den Innengeheg­en erkundet Napa nun auch das knapp drei Hektar große Außengeheg­e. Was für eine Umstellung: „Er hatte noch nie Gras unter den Tatzen“, sagt Marion Schmitz vom Arosa Bärenland, aber er traue sich von Tag zu Tag mehr zu. Napa wurde über Jahre hinweg in einem kleinen Käfig auf dem Areal des serbischen Zirkus Corona gehalten, nachdem er in einem Zoo geboren wurde.

Jetzt stehen ihm in seinem umzäunten Reich jede Menge Wiesen und Wald, ein Schwimmtei­ch und diverse Rückzugsmö­glichkeite­n zur Verfügung. Ein Leben also, das so artgemäß ist wie möglich, wie Susanne von Pölnitz von der Organisati­on Vier Pfoten, betont. „Oft erwachen selbst bei Bären, die das nie ausleben durften, wieder ihre natürliche­n Instinkte.“

Das heißt beispielsw­eise, sie fangen plötzlich an, Höhlen zu graben.

Wie es Napa geht, können Besucher von einer Plattform aus beobachten, die einen guten Überblick über das Gelände bietet. Dafür fahren die Gäste von Arosa mit der Gon- del der Weißhornba­hn hinauf und steigen an der Mittelstat­ion aus. Dort gibt es auch ein Informatio­nszentrum, einen Spielplatz und einen Bären-Minigolf-Platz. Wer den Besuch mit einer kleinen Wanderung verbinden möchte, kann zu Fuß den Arlenwaldw­eg vom Dorf bis zum Bärenland hinaufgehe­n, was gut eine Stunde dauert. Zudem gibt es verschiede­ne Wanderwege, die teilweise am Gehege vorbeiführ­en und eine Chance bieten, den Bären zu beobachten.

Eine Garantie, die Tiere zu sehen gibt es zwar grundsätzl­ich nicht, denn sie sollen ja nicht präsentier­t werden, weshalb es auch keine Schaufütte­rungen gibt. Aber da die Bären oft neugierig sind – was auch Napa schon bewiesen hat – liegen sie auch freiwillig gern mal in der Nähe des Zauns. Schließlic­h sind sie oft seit ihrer Geburt an Menschen gewöhnt – nicht zuletzt an die Tierpflege­r, die sich um das Wohl ihrer Schützling­e kümmern, das Futter für sie verstecken und gegebenenf­alls auch die Medikament­e im Honigbrötc­hen verabreich­en. Viele der Bären aus schlechter Haltung haben Gelenkschm­erzen oder andere gesundheit­liche Probleme, wie Susanne von Pölnitz weiß.

Mit der Rhätischen Bahn hinauf

Wer die sehr kurvenreic­he Straße hinauf in das rund 1800 Meter hoch gelegene Arosa scheut und lieber Bahn fährt, kann seit August in Chur in den neuen Bärenlandz­ug der Rhätischen Bahn steigen. Illustrati­onen der Wildtiere an den Wänden des Waggons sowie Bücher rund ums Thema Bär schlagen so bereits bei der Anreise eine thematisch­e Brücke zum neuen Bärenschut­zgebiet. Die Wagen verkehren gemäß Fahrplan in beiden Richtungen der Strecke Chur-Arosa und können ohne Aufpreis zum regulären Zugticket genutzt werden. Die rund einstündig­e Bahnfahrt ist für sich schon ein Erlebnis, denn der Zug fährt über das berühmte Langwieser Viadukt und überwindet rund 1300 Höhenmeter, bis er in Arosa ankommt.

Das Arosa Bärenland ist bis

21. Oktober täglich geöffnet von neun bis 17.40 Uhr. Weitere Infos: www. arosalenze­rheide. swiss www. arosabaere­nland. ch, www. vier- pfoten. ch

Infos und Buchung bei der Rhätischen Bahn: www. rhb. ch

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Traumhafte­r Ausblick: Die Bären in Arosa dürfen hoch oben in den Schweizer Bergen leben.

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