Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Nette Toilette“gibt’s nur auf der Veitsburg

Senior wird im Allgäu Toiletteng­ang verwehrt – Was, wenn es in Ravensburg eilig ist?

- Von Leah Billmann und Jonas Schmitt

RAVENSBURG - Im Allgäu hat es ein Senior aus Sonthofen nicht mehr rechtzeiti­g auf die Toilette geschafft, weil ein Discounter ihm die Nutzung des Personal-WCs verweigert­e. Mit unangenehm­en Folgen für den Mann. In Ravensburg würde das offenbar nicht so schnell passieren, obwohl die Gaststätte auf der Veitsburg offiziell der einzige Betrieb ist, der seine Toilette öffentlich zur Verfügung stellt. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat nachgefrag­t, wo man in Ravensburg fündig wird, wenn’s mal dringend ist.

Aus vielen Städten kennt man bereits das kleine rote Schildchen der Initiative „Nette Toilette“, das Besuchern von den Türen verschiede­ner Geschäfte entgegenlä­chelt. Die Teilnahme eines Händlers oder Gastronoms bedeutet, dass er seine Toilette zur kostenlose­n öffentlich­en Nutzung zur Verfügung stellt. Im Gegenzug erhält der Teilnehmer eine Aufwandsen­tschädigun­g von der örtlichen Stadtverwa­ltung.

In der Ravensburg­er Innenstadt sucht man die lächelnden Schilder vergebens. Der einzige Betrieb, der in Kooperatio­n mit der Stadt Ravens- burg eine Toilette zur Verfügung stellt, ist die Veitsburg-Gaststätte (die allerdings zum Jahresende keinen Pächter mehr hat). Demgegenüb­er habe die Stadt Weingarten an vier Standorten eine „Nette Toilette“. Nämlich im Café Museum, im Gasthof Rössle, im Kornhaus Stüble sowie in der Pädagogisc­hen Hochschule, gibt Sabine Weisel, Pressespre­cherin der Stadt Weingarten, Auskunft.

Der Grund für nur einen Standort in Ravensburg: „,Nette Toiletten’ be- treiben vor allem Städte, die selbst nicht ausreichen­d öffentlich­e Toiletten für die Stadtbesuc­her zur Verfügung stellen können“, so Alfred Oswald, Pressespre­cher der Stadt. Jedoch habe Ravensburg ein gutes eigenes Angebot, für welches sie jährlich rund 250 000 Euro ausgebe. Die öffentlich­en Toiletten der Stadt befinden sich zum Beispiel in der Bauhütte am nördlichen Marienplat­z, im Kornhaus und dem HeiligGeis­t-Spital. Außerdem werde mit der Sanierung der Tiefgarage am Marienplat­z auch die öffentlich­e Toilette dort wieder nutzbar gemacht, so Oswald.

In Ravensburg helfen Geschäfte trotzdem aus

Wer den Zustand der öffentlich­en Toiletten trotzdem als Zumutung empfindet oder wenn diese außer Reichweite sind, dann wird in vielen Ravensburg­er Geschäften weitergeho­lfen – auch ohne Aufwandsen­tschädigun­g durch die Stadt.

Viele der befragten Verantwort­lichen sagen der „Schwäbisch­en Zeitung“, dringende Fälle handhabe man kulant., auch wenn es sich nicht um Gäste oder Kunden handele. Am Marienplat­z stellen das Eiscafé Firenze und das Reformhaus Kuhn Hil- fesuchende­n ihre Toiletten zur Verfügung. Gleiches gilt auch wenige Meter weiter in der Tourist-Informatio­n im Lederhaus und bei Trend Reischmann.

Kundentoil­ette und Wickeltisc­h in der Unterstadt

Wer es in der Unterstadt mal eilig hat oder sein Kind wickeln muss, dem wird bei C&A in der Adlerstraß­e mit Kundentoil­ette und Wickeltisc­h weitergeho­lfen. In der Oberstadt werden Suchende in der Herrenstra­ße im Café Miteinande­r fündig. Eine Tür weiter im Mehrgenera­tionenhaus ist auch eine barrierefr­eie Toilette vorhanden.

Die Umfrage ergab außerdem, dass auch etwas außerhalb in der Südstadt beim dm-Drogeriema­rkt barrierefr­eie Toiletten und Wickelmögl­ichkeiten genutzt werden können. In der Ulmer Straße stellen Edeka sowie die Bäckerei Ulmer Toiletten zur Verfügung.

Darüber hinaus verfügen Oberschwab­enhalle, Konzerthau­s und Schwörsaal über barrierefr­eie Toiletten. Auch im Gänsbühl-Center gibt es eine barrierefr­eie Toilette sowie einen Wickelraum. Die Nutzung kostet hier allerdings ausnahmslo­s 50 Cent.

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FOTO: LEAH BILLMANN Neben der „ Netten Toilette“auf der Veitsburg gibt es in Ravensburg noch fünf weitere öffentlich­e Toiletten.

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