Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Buchstabe „i“steht für „inter“
Stadt Bad Waldsee passt Stellenangebote aufs dritte Geschlecht an
BAD WALDSEE - So einigen Lesern ist beim Durchblättern der Stellenanzeigen in der „Schwäbischen Zeitung“zuletzt ein neuer Buchstabe aufgefallen. Es ist das „i“. Neben die bekannten Abkürzungen m (für männlich) und w (für weiblich) hat sich das „i“gesellt.
Zuletzt hat die städtische Stellenausschreibung in Bad Waldsee „Hausmeister (m/w/i)“für das Schulzentrum Döchtbühl für Aufmerksamkeit gesorgt. So mancher Betrachter fragte sich mit Blick auf das „i“nach dessen Bedeutung. Wie Rüdiger Vinzelberg, Leiter Fachbereich Personal, erklärt, steht das „i“für „inter“oder „divers“und bezeichnet das dritte Geschlecht. Damit beschrieben werden „Menschen, die weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht eindeutig zugeordnet werden können beziehungsweise möchten“, so Vinzelberg.
Die Bezeichnung gehe aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Oktober 2017 hervor. Nach diesem Urteil besteht laut Vinzelberg für Arbeitgeber die Pflicht zur geschlechtsneutralen Stellenausschreibung – nicht nur für das männliche und weibliche, sondern eben auch für das dritte Geschlecht. „Die Verpflichtung ergibt sich aus dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht nach Artikel 2 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 1 Absatz 1 Grundgesetz, wonach nicht nur Männer und Frauen vor einer Diskriminierung wegen ihres Geschlechts geschützt werden sollen, sondern auch Menschen, die diesen beiden Kategorien nicht zuzuordnen sind“, so der Personalexperte.
Seit Anfang Juli werden sämtliche Stellenausschreibungen der Stadt Bad Waldsee auf diesen Gerichtsbeschluss hin angepasst und folglich nach männlich, weiblich und intersexuell hin ausgeschrieben. Wie viele Bewerbungen Intersexueller bislang bei der Stadt eingingen, ist für Vinzelberg leicht zu überschauen: „Es gingen hierzu bisher keine Bewerbungen von Bewerbern, die sich diesem Geschlecht zuordnen, bei uns ein.“ Grundsätzlich stehe die Stadt Bad Waldsee dem dritten Geschlecht als „großer und attraktiver Arbeitgeber selbstverständlich absolut offen und unvoreingenommen gegenüber“. Übrigens umfasst die Stellenausschreibung des Hausmeisters alle üblichen Tätigkeiten als „Schulhausmeister“im Schulzentrum Döchtbühl.
Wie die Jobsuchmaschine Adzuna mitteilt, wird das dritte Geschlecht in Deutschland derzeit bei zwölf Pro- zent aller Stellenangebote mit aufgeführt.