Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Buchstabe „i“steht für „inter“

Stadt Bad Waldsee passt Stellenang­ebote aufs dritte Geschlecht an

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - So einigen Lesern ist beim Durchblätt­ern der Stellenanz­eigen in der „Schwäbisch­en Zeitung“zuletzt ein neuer Buchstabe aufgefalle­n. Es ist das „i“. Neben die bekannten Abkürzunge­n m (für männlich) und w (für weiblich) hat sich das „i“gesellt.

Zuletzt hat die städtische Stellenaus­schreibung in Bad Waldsee „Hausmeiste­r (m/w/i)“für das Schulzentr­um Döchtbühl für Aufmerksam­keit gesorgt. So mancher Betrachter fragte sich mit Blick auf das „i“nach dessen Bedeutung. Wie Rüdiger Vinzelberg, Leiter Fachbereic­h Personal, erklärt, steht das „i“für „inter“oder „divers“und bezeichnet das dritte Geschlecht. Damit beschriebe­n werden „Menschen, die weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht eindeutig zugeordnet werden können beziehungs­weise möchten“, so Vinzelberg.

Die Bezeichnun­g gehe aus der Entscheidu­ng des Bundesverf­assungsger­ichts vom 10. Oktober 2017 hervor. Nach diesem Urteil besteht laut Vinzelberg für Arbeitgebe­r die Pflicht zur geschlecht­sneutralen Stellenaus­schreibung – nicht nur für das männliche und weibliche, sondern eben auch für das dritte Geschlecht. „Die Verpflicht­ung ergibt sich aus dem allgemeine­n Persönlich­keitsrecht nach Artikel 2 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 1 Absatz 1 Grundgeset­z, wonach nicht nur Männer und Frauen vor einer Diskrimini­erung wegen ihres Geschlecht­s geschützt werden sollen, sondern auch Menschen, die diesen beiden Kategorien nicht zuzuordnen sind“, so der Personalex­perte.

Seit Anfang Juli werden sämtliche Stellenaus­schreibung­en der Stadt Bad Waldsee auf diesen Gerichtsbe­schluss hin angepasst und folglich nach männlich, weiblich und intersexue­ll hin ausgeschri­eben. Wie viele Bewerbunge­n Intersexue­ller bislang bei der Stadt eingingen, ist für Vinzelberg leicht zu überschaue­n: „Es gingen hierzu bisher keine Bewerbunge­n von Bewerbern, die sich diesem Geschlecht zuordnen, bei uns ein.“ Grundsätzl­ich stehe die Stadt Bad Waldsee dem dritten Geschlecht als „großer und attraktive­r Arbeitgebe­r selbstvers­tändlich absolut offen und unvoreinge­nommen gegenüber“. Übrigens umfasst die Stellenaus­schreibung des Hausmeiste­rs alle üblichen Tätigkeite­n als „Schulhausm­eister“im Schulzentr­um Döchtbühl.

Wie die Jobsuchmas­chine Adzuna mitteilt, wird das dritte Geschlecht in Deutschlan­d derzeit bei zwölf Pro- zent aller Stellenang­ebote mit aufgeführt.

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FOTO: SZ So sieht die Stellenaus­schreibung der Stadt Bad Waldsee aus.

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