Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Diktat der Zeit
Der EU-Chef höchstpersönlich läutet das Ende der Zeitumstellung ein, die Bundeskanzlerin meldet sich zustimmend aus Afrika und spricht von einer „sehr hohen Priorität“. Bei so viel Staatstragendem stellt sich die Frage: Warum hat es Jahrzehnte gedauert, die Abschaffung in Angriff zu nehmen? Die zweifellos richtig ist, liegen die Nachteile doch auf der Hand, manchen hat das Drehen an der Uhr auch einfach nur noch genervt. Bemerkenswert ist allerdings, dass bei der Onlineumfrage von 500 Millionen EU-Bürgern nur 4,6 Millionen teilnahmen – davon drei Millionen aus Deutschland. In der EU wird es heißen, nun diktieren uns die Deutschen auch noch die Zeit. Zudem muss ein Beschluss erst verschiedene EUInstanzen passieren. Und auch hierzulande sind die Debatten noch lange nicht vorbei. Es geht um Sommer- oder Winterzeiten, Experten verschiedener Disziplinen werden nach ihrer Meinung gefragt. Auch das kann nerven, denn bei aller Emotionalität des Themas: Es gibt Wichtigeres.
d.grupe@schwaebische.de
Hoffnung erfüllte sich allerdings nicht: „In der Tat bringt der Dreh am Zeiger keine spürbare Energieeinsparung. Seit Jahren kann die Energiewirtschaft keine relevanten Effekte auf den Stromverbrauch erkennen“, sagt Stefan Kapferer, Vorsitzender des Bundesverbands für Energie- und Wasserwirtschaft. Statt die Uhren umzustellen, müsse der Hebel bei der Energieeffizienz angesetzt werden. Strom lasse sich ohne Komfortverluste sparen, etwa durch Ausschalten von Elektrogeräten statt Stand-by-Betrieb.