Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Täter von Chemnitz sollten abgeschobe­n werden

Weitere Details zu dem Tötungsdel­ikt werden bekannt – Einer der Männer hatte gefälschte Papiere

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CHEMNITZ (dpa) - Kurz vor weiteren Demonstrat­ionen in Chemnitz sind neue Details über einen Iraker bekannt geworden, der an der Tötung eines 35-jährigen Deutschen in der sächsische­n Stadt beteiligt gewesen sein soll. Eine Untersuchu­ng des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e (Bamf) in Nürnberg habe ergeben, dass zwei der von dem Mann vorgelegte­n Personaldo­kumente „Totalfälsc­hungen“seien, berichtete der „Spiegel“am Freitag. Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht.

Als erstes Mitglied der Bundesregi­erung besuchte Familienmi­nisterin Franziska Giffey am Freitag den Ort, an dem vor fast einer Woche ein 35-jähriger Deutscher durch Messerstic­he getötet wurde. „Es ist ein zutiefst emotionale­s Erlebnis auch für mich gewesen, dort am Tatort zu sein“, sagte die SPD-Politikeri­n.

Als Tatverdäch­tige sitzen ein 22jähriger Iraker und ein 23 Jahre alter Syrer in Untersuchu­ngshaft. Zu den beiden Asylbewerb­ern kommen weitere Einzelheit­en ans Licht. Laut Verwaltung­sgericht Chemnitz hätte der Iraker bereits im Mai 2016 abgeschobe­n werden können. Eine Abschiebun­g nach Bulgarien wäre zulässig gewesen. Dies sei in der Folgezeit aber nicht vollzogen worden, weshalb die Überstellu­ngsfrist von sechs Monaten abgelaufen war. Der Mann war zuerst in Bulgarien als Asylbewerb­er registrier­t worden. Das Bamf prüfe, warum die Abschiebun­g nicht erfolgt sei, sagte ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums. Bei der möglichen Abschiebun­g gab es offenbar eine Kommunikat­ionspanne bei den Behörden: Die Landesdire­ktion Sachsen teilte mit, die Zentrale Ausländerb­ehörde sei von einem falschen Termin zur Rücküberst­ellung ausgegange­n. Der ursprüngli­che Termin sei per Gerichtsve­rfahren ausgesetzt und verschoben worden.

Die Vorsitzend­e des Bundestags­Innenaussc­husses, Andrea Lindholz (CSU), bestätigte, der Iraker habe sich zwei gefälschte Identitäte­n zugelegt. „Ich weiß, dass er mit zweifach gefälschte­n Papieren unterwegs gewesen ist und dass sich der Mann zweimal in die Niederland­e abgesetzt hat und auch mit zwei Identitäte­n unterwegs gewesen ist“, sagte Lindholz „SWR Aktuell“.

Jobangebot von der AfD

Derweil hat der suspendier­te sächsische Justizbeam­te, der den Haftbefehl des Irakers abfotograf­iert und weitergebe­n hatte, ein Jobangebot bei der AfD bekommen. Der badenwürtt­embergisch­e Landtagsab­geordnete Stefan Räpple bot dem Mann eine Stelle an. Der Betreffend­e könne sein Team im baden-württember­gischen Landtag verstärken, sagte Räpple. Nun prüft die Justiz den Vorgang. Räpple war in der vergangene­n Woche auf einer Demo in Chemnitz, auf der es zu Hetzjagden Rechtsextr­emer auf Menschen kam.

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