Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die teuersten Zigaretten der Welt

In Australien zahlen Raucher 16,80 Euro pro Packung

- Von Subel Bhandari

CANBERRA (dpa) - Im Mai hörte Deep Lama dann doch mit dem Rauchen auf, nach immerhin 26 Jahren. Wegen der Gesundheit, aber auch, weil es ihm irgendwann zu teuer wurde. „Ich habe zuletzt jeden Monat 250 australisc­he Dollar für Zigaretten ausgegeben“, sagt der 42-Jährige aus Australien­s Hauptstadt Canberra. Umgerechne­t etwa 156 Euro. Mit dem Geld kann man Besseres anfangen, zumal, wenn man zwei Kinder hat.

Wenn es nach dem Willen von Regierung und Gesundheit­swächtern geht, werden viele Australier Lamas Beispiel folgen. An diesem Samstag steigen auf dem fünften Kontinent die Zigaretten-Preise schon wieder. Die 20er-Packung kostet dann um die 27 australisc­he Dollar (etwa 16,80 Euro).

Nach einem globalen Überblick des Magazins „Economist“sind Zigaretten hier damit so teuer wie nirgendwo sonst auf der Welt.

In Down Under versuchen die Regierunge­n von links wie rechts spätestens seit Beginn dieses Jahrzehnts mit immer höheren Steuern, die Leute vom Rauchen abzubringe­n. Aktuell – und mindestens noch bis ins Jahr 2020 – steigt der Preis jedes Jahr um 12,5 Prozent. Bei der 20er-Packung bedeutet dies drei Dollar mehr.

Die Politik folgt damit einer Empfehlung der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO), die meint, dass Tabaksteue­rn „mit Abstand der effektivst­e Weg sind, um Raucher zum Verzicht zu bewegen und Kinder davon abzuhalten, mit dem Rauchen anzufangen“. Diese Einschätzu­ng wird aber nicht von allen geteilt. Der Gesundheit­sexperte Pramod Sharma von der University of Technology in Sydney sagt: „Die Erhöhung der Tabaksteue­r ist eine wichtige und effektive Strategie. Aber ob jemand mit dem Rauchen aufhört, hängt auch von anderen Faktoren ab.“

Begrenzte Wirkung

Tatsächlic­h ist nach einer Studie der Universitä­t des Bundesstaa­ts New South Wales die Zahl der Raucher in Australien nicht so zurückgega­ngen wie erhofft. Anfang der 1990er-Jahre rauchten dort knapp 24 Prozent der erwachsene­n Bevölkerun­g. 2016 waren es immer noch 15,6 Prozent – ähnlich viele wie in anderen Industries­taaten. Der Uni-Professor Colin Mendelsohn meint dazu: „Es ist offensicht­lich, dass es viele Raucher gibt, die so abhängig sind, dass sie immer weiter machen werden – egal, was es kostet.“

Überdies werden Raucher hier auch mit anderen Mitteln abgeschrec­kt. Als erstes Land der Welt hatte Australien 2012 für alle Marken Einheitspa­ckungen eingeführt, auf denen mit Schockbild­ern vor den Gefahren gewarnt wird.

Bei den Rauchern selbst kommt die Preiserhöh­ung naturgemäß nicht gut an: Eine Supermarkt-Kundin in Canberra, Alice Lily, sagt: „Ich bin stocksauer auf die Regierung. Ich lebe die Hälfte des Jahres von Sozialhilf­e. Und den Großteil nimmt mir die Regierung mit der Kippensteu­er gleich wieder weg.“

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FOTO: DPA Einheitsgr­üne Verpackung und Schockbild­er sind in Australien schon lange Pflicht.

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