Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Radtour zwischen Obst und Reben
Die Runde um Hagnau führt durchs malerische Hinterland des Bodensees
Weite Felder, schattige Wälder, idyllische Weiler – und dann der See: Die gut 30 Kilometer lange Radtour von Markdorf über Hagnau und Meersburg verbindet stille Obstplantagen und Weinberge mit dem geschäftigen Treiben der Seegemeinden. Anfang und Ende nimmt der abwechslungsreiche Rundweg am Markdorfer Bahnhof, mit Besichtigungs- und Vesperpausen kann er zur entspannten Tagestour ausgebaut werden.
Einkaufen auf dem Obsthof
Gleich nach der südlichen Markdorfer Stadtgrenze radelt man am Ochsenbach entlang in ein Bilderbuchpanorama aus Apfelplantagen, Kuhweiden und Sonnenblumenfeldern – am Stüblehof grasen Holsteiner Rinder unter alten Obstbäumen. Dann öffnet sich der Blick auf weite Pferdekoppeln, bevor der Weiler Bürgberg mit Obst- und Marmeladenverkauf den Weg säumt. In den Gewächshäusern leuchten pralle Tomatenstauden, vor den beschaulichen Höfen sorgen alte Kastanien und Weiden für erholsamen Schatten.
Nach einigen Kilometern durch Obst- und Weingärten laden im Weiler Reute gleich mehrere Obsthöfe zu Einkauf und Einkehr ein, am Weg wachsen wilde Brombeerhecken mit süßen, schwarzen Früchten. Dann führt der gut ausgeschilderte Radweg Richtung Frenkenbach durch ein Wäldchen, bevor sich zwischen Zwetschgen- und Kirschplantagen der erste Ausblick auf den Bodensee auftut – unter mächtigen Nussbäumen lässt sich in Höhenlage prima rasten. Das romanische Kirchlein St. Oswald in Frenkenbach ist das nächste Highlight der Tour, der Bau aus dem 12. Jahrhundert ist eine der ältesten Kirchen der Bodenseeregion und strahlt zwischen Birnbäumen friedvolle Ruhe aus.
Sommerzeit
Aus dem Dorf hinaus geht es nun bergab durch die Weingärten nach Hagnau, stets begleitet vom unverstellten Ausblick auf den See. Der Radweg führt unter dem 84 Meter langen Rathaus – ehemalige Hofmeisterei aus dem Jahr 1714 – direkt an die Seepromenade. In dem betriebsamen Winzer- und Fischerdorf sollten Weinliebhaber natürlich eine Verkostung in Badens erster Winzergenossenschaft einplanen. Heute werden nach Angaben des Rathauses von 60 Winzerfamilien 145 Hektar Weinberge bewirtschaftet.
Auch Fischfans kommen hier auf ihre Kosten: Bodenseefischer bieten im Direktverkauf Hechtfilet, Felchen und Räucheraal an, die zahlreichen Gasthöfe haben auch Kretzer, Saibling oder Zander auf der Karte. Auch eine Kaffeepause im Uferpark lohnt sich – allein schon wegen des großartigen Blicks auf den Schweizer Säntis, vor dem bei gutem Wetter ein Zeppelin schwebt.
Nun führt die Tour nach Westen auf den vielbefahrenen Bodenseeradweg zwischen See und Reben, bevor man stark bergauf in die Weingärten radelt. Auf der Höhe angekommen werden die Pedalritter für die Strapazen mit einem grandiosen Rundumblick belohnt. Der Höhenweg passiert nun den Soldatenfriedhof Lerchenberg, wo zwischen Muschelkalkmauern und imposantem Gipfelkreuz 69 deutsche Opfer des Ersten Weltkriegs begraben sind. Leicht bergab erreicht man Meersburg, direkt vor der Altstadt hält man sich rechts. Wer jedoch einen Abstecher in das denkmalgeschützte Ensemble mit seiner mittelalterlichen Burg machen will, sollte hier links abbiegen. Meersburgs mediterran anmutende Promenade lockt zum Flanieren unter Platanen.
Abstecher nach Meersburg
Die Radtour geht weiter auf der Mesmerstraße in Richtung Riedetsweiler und wieder in die Weinberge bis zum Daisendorfer Neuweiher – einer blaugrünen Oase zwischen bewaldeten Hügeln, wo man sich vom Meersburger Trubel ausruhen kann. Durch Daisendorf, auch als Meersburgs Aussichtsterrasse gerühmt, setzt sich die Rundtour Richtung Baitenhausen fort, wo unter Birn- und Apfelbäumen wieder ländliche Stille wartet. Auf fast 500 Metern Höhe erhebt sich hier die barocke Wallfahrtskirche Maria zum Berge Karmel mit einem Wirtshaus aus dem Jahr 1712.
Durch Baitenhausen führt der Rundweg auf verträumten Landstraßen nach Ahausen und an einem Sägewerk vorbei nach Bermatingen mit seinem Fachwerkensemble rund ums Rathaus. In dem ehemaligen Salemer Klosterdorf geht der Radweg am Bermatinger Bach entlang durch malerische Ecken, bevor man am mächtigen Torkel vorbei Richtung Markdorf aus dem Ort herausfährt. Nach knapp vier Kilometern auf dem straßenbegleitenden Radweg endet die romantische Radreise wieder am Bahnhof Markdorf.
Eine genaue Beschreibung dieser Tour mit detaillierter Karte und GPS-Daten gibt es in dem BikelineRadtourenbuch „Bodensee-Allgäu – die schönsten Radtouren zwischen Konstanz und Kempten“, das im Verlag Esterbauer erschienen ist und 12,90 Euro kostet.